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96-Physiotherapeut Ralf Blume spricht in der neuen Serie "Blume fragt Blume" über interessante Gesundheitsthemen. In der ersten Folge geht es um vegane Ernährung.

/ Klub, Profis

Neue Serie
Elena Blume, die im Verein im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes im Sport beschäftigt ist, hat sich zu Beginn der Reihe mit 96-Physiotherapeut Ralf Blume über vegane Ernährung unterhalten. Was dabei herausgekommen ist, lest Ihr im folgenden Artikel.

Ernährung hat sich enorm verändert
Etwa 30.000 Jahre ist es her, als unsere Vorfahren als Neandertaler durch die Botanik streiften. Und wie man es aus Filmen kennt, bestand eine der Nahrungsquellen dieser Urmenschen  aus einem riesigen, haarigen und mit Rüssel und Stoßzähnen ausgestatteten Tier: Dem Mammut. Nicht nur das Fleisch wurde verzehrt. Auch vom Fell, den Stoßzähnen und der Haut, also dem späteren Leder, wurde gebraucht gemacht. Obwohl der Mensch seit jeher in die Kategorie des "Allesfressers" fällt, bestand die Hauptnahrungsquelle unserer Vorfahren zu fast 95 Prozent aus tierfreier Nahrung. Im 21. Jahrhundert, in der Zeit des modernen Menschen, müsse diese Statistik fast umgedreht werden, findet Ralf Blume. Sind wir biologisch vielleicht sogar dazu gemacht, unsere Ernährung  umzurüsten und an neue Lebensumstände anzupassen? "In den letzten 50 bis 70 Jahren hat sich unsere Ernährung enorm verändert. Damals haben sich die Menschen ausgewogen ernährt. Viel Gemüse, Kräuter, Nüsse und wenig Fleisch und Milch. Heute muss alles schnell gehen, das Essen wird immer eintöniger, es gibt immer mehr Fast Food. So, wie die Lebensmittelindustrie einen Schritt nach vorn gemacht hat, so macht unsere Ernährung einen nach hinten."

Blume: "Billig und schnell muss es sein"
Ralf Blume vergleicht den menschlichen Körper mit einem Motor: "Essen ist gleich Energie tanken, satt werden", sagt er. Durch den stressigen Tagesablauf vieler Menschen bleibe oft nicht viel Zeit, um auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung zu achten. "Billig und schnell muss es sein", kritisiert der überzeugte Veganer, der zudem darauf hinweist, dass der menschliche Verdauungstrakt aus biologischer Sicht nicht für die Aufnahme tierischer Produkte, beispielsweise von Fleisch, vorgesehen sei. "Mit der Fleischaufnahme können wir in geringem Maße wir zwar umgehen, allerdings lagert sich dadurch unter anderem vermehrt Cholesterin in den Gefäßen ab, was häufig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Zivilisationserkrankungen führen kann", sagt der 48-jährige.

Mehr Vegetarier und Veganer
Die Zahl der Vegetarier und Veganer schießt seit den letzten Jahren in die Höhe. Die gesunde Lebensweise entwickelt sich mehr und mehr zum Trend. Bei genauer Betrachtung liegen zwischen vegetarischer und veganer Ernährung aber Welten. "Vegetarier verzichten auf Fleisch jeder Art, Veganer verzichten generell auf tierische Produkte. Milch, Käse, Eier, Fleisch und zum Großteil auch auf Kleidung aus tierischem Material wie Pelz und Leder. Die Veganer an sich unterteilt man nochmals nach drei Aspekten: Dem Tierschutz-Aspekt, dem Gesundheits-Aspekt und dem ökologischen Aspekt", sagt der Physiotherapeut. Dies hänge mit der wachsenden Weltbevölkerung zusammen, die nicht mehr zu sättigen sei. Die Abholzung des Regenwaldes – auch in illegaler Form – werde zur Voraussetzung, um ausreichend Nahrung für die Massentierhaltung anzubauen. "Da man bei der Produktion von Milch, Käse und Eiern nicht um die Massentierhaltung herum kommt, ist es auch nicht gesünder, Vegetarier zu sein", findet Blume. "Ganz abgesehen von den negativen Eigenschaften von Kuhmilch, wie einer Verschleimung des Darms."

"Schon mal Werbung für Blumenkohl gesehen?"
Für den Physiotherapeuten ist jedes Stück Fleisch,  jeder Liter Milch, jedes Ei, das weniger zu sich genommen wird, gut für den Organismus und den Globus. "Man wird an einer Reduzierung tierischer Produkte nicht vorbeikommen, dennoch befindet sich die Gesellschaft hinsichtlich der Ernährung im Umbruch", meint Blume. Grund dafür sei auch der finanzielle Vorteil für die Lebensmittelindustrie, auf vegane Produkte umzuschwenken und sich somit "tierleidfrei" zu ernähren. Stichwort: Moralische Vertretbarkeit der heutigen Ernährung. Blume haut auf den Tisch. "Nein!", sagt er. "Die Industrie hat sich auf unser Bedürfnis eingestellt, am liebsten sogar mehrmals täglich Fleisch zu essen – und das bei einer steigenden Weltbevölkerung. Das ist nicht mehr leistbar und keineswegs vertretbar." Warum die allseits bekannte Ernährungspyramide trotzdem in den Köpfen der Menschen fortbestehe, erklärt Blume mit mangelnder Aufklärungsarbeit der Medien. "Hast Du schon mal Werbung für Blumenkohl gesehen? Es geht immer nur um Fleisch, Milch, Käse und Medikamente – gegen Bluthochdruck, Cholesterin, Rheuma – obwohl neuste Erkenntnisse gesunder, nachhaltiger Ernährung vorhanden sind. Sie werden nur zu wenig publiziert", so der Physiotherapeut.      

"Deutlich vitaler und klarer in der Birne"
Seit drei Jahren ist er nun Veganer, litt anfangs vor allem unter dem Entzug von Käse und Milch. Im Endeffekt würde er seine Entscheidung jedoch nie bereuen, die er damals primär aus Tierschutzgründen getroffen hat. "Eines Tages hat der Film Cowspiracy bei mir einen Schalter umgelegt", sagt er. An zweiter Stelle steht für den 48-jährigen der ökologische Aspekt: "Täglich müssen 70 Milliarden Tiere satt werden. Warum? Weil wir sie später essen wollen. Wie bereits erwähnt werden riesige Regenwaldflächen abgeholzt, um zum Beispiel Soja anzubauen. 95 Prozent der Sojaernte dienen als Futter in der Massentierhaltung." Abschließend folgt für Blume der gesundheitliche Aspekt: "Ich war zwar nicht krank, wurde durch meine Ernährungsumstellung aber deutlich vitaler und klarer in der Birne." Kurz: Eigeninitiative ist die Basis für eine vegane Ernährung. Tierschutz, Umwelt und die eigene Gesundheit können auf diese Weise davon profitieren.
eb

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