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Amüsanter Schlagabtausch in Goslar

96-Geschäftsführer Martin Kind und Jörg Schmadtke, Sport-Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, diskutierten in Goslar über die Zukunft des Fußballs - und streiften dabei meinungsstark und mit viel Humor fast alle wichtigen Themen von 50+1 bis zum Videoschiedsrichter.

/ Profis, Klub
Unterhaltsame Runde: Jörg Schmadtke (links), Martin Kind (Mitte) und Andreas Rietschel.

Zwei, die sich gut verstehen
Mehr als 120 Gäste in der Waschkaue des Industriedenkmals Rammelsberg bekamen schon nach wenigen Minuten ein Gespür dafür, dass dort oben auf dem Podium zwei Männer sitzen, die sich – obwohl nicht immer einer Meinung – gut verstehen. Und die sich beide nicht scheuen, auch mal eine Ansicht zu vertreten, die unpopulär ist und Gegenwind erzeugt. Die Gäste in Goslar, die sich auch aktiv mit Fragen an der Diskussion beteiligten, dankten für diese Offenheit mit viel Applaus und immer mal wieder mit einem Lachen, denn Martin Kind und Jörg Schmadtke erwiesen sich als sehr schlagfertig.

100 unterhaltsame Minuten
"Der Berg ruft" heißt die Diskussionsreihe in Goslar. Das Thema diesmal lautete "Die Zukunft des Fußballs in Deutschland". Das lässt Gestaltungsraum, den Kind, Gesellschafter und Geschäftsführer von Hannover 96, und Schmadtke, Geschäftsführer Sport beim VfL Wolfsburg, gekonnt nutzten, von Moderator Andreas Rietschel mit Fragen immer wieder geschickt in Szene gesetzt. Am Ende ging es in den 100 Minuten um die großen Dinge des Profifußballs: um Tabellenplätze, um 50+1, um neue Wettbewerbe für Klubteams, um den DFB und die DFL. Und um Radball. Radball?

"Gibt es noch Radball?"
"Ich finde, dass der Fußball im Fernsehen überpräsent ist", sagte Schmadtke, der aus einer Handballfamilie stammt und den Bogen zu einer fast völlig in Vergessenheit geratenen Sportart schlug: "Es wäre gut, wenn wir anderen Sportarten mehr Raum gestatten würden", sagte Schmadtke: "Ich vermisse Radball, ich weiß gar nicht, ob es diese Sportart noch gibt." Bei Schmadtke weiß man manchmal nicht, was Ironie ist und was nicht, aber in dem Fall stand Radball als Beispiel für eine Sportart, die es verdient hat, mehr Präsenz zu bekommen. Martin Kind sah das Thema mit zu viel Fußball übrigens ganz pragmatisch und erinnerte an die Macht, die jeder Zuschauer im Wohnzimmer mit der Fernbedienung hat.

Schlagfertig und humorvoll
Mit der süffisanten Anmerkung "Ich bin konfliktfähiger als Herr Schmadtke" eröffnete Kind einen unterhaltsamen Schlagabtausch, in dem beide punkten konnten – erst recht bei den Besuchern. "Herr Kind, auch wenn es 50+1 nicht mehr gibt, werden Sie mit 96 kein Meister", konterte Schmadtke beim Spezialgebiet des 96-Geschäftsführers. Antwort von Kind: "…aber absteigen würden wir nicht."

Kein Freund des Videobeweises
Kind und Schmadtke waren bei allen Themen auf Ballhöhe. Martin Kind lobte den neuen DFB-Präsidenten Fritz Keller ("Ein super Typ, der wirtschaftlich unabhängig ist und nicht aus dem System kommt") und machte deutlich, dass der deutsche Fußball dringend Reformen und kreative Lösungen braucht. Schmadtke erzählte, dass er vom Befürworter des Videobeweises zum Skeptiker geworden sei, weil man vom großen Ziel - mehr Gerechtigkeit - weit entfernt sei. Auch zu neuen Plänen des europäischen Verbandes UEFA, der einen dritten Europacupwettbewerb einführen will, gab es vom Wolfsburger Geschäftsführer eine klare Ansage: "Ich bin kein Freund von einem neuen Wettbewerb. Da spielt dann der Tabellenzweite aus Moldawien gegen den Bundesliga-Siebten … Ganz ehrlich: Da laufen Dinge in die falsche Richtung, und vielleicht sollten wir in Deutschland über einen Verzicht nachdenken und sagen: 'Das tun wir uns nicht an'."

Unterstützung für Goslarer SC
Am Ende der Veranstaltung hatte Martin Kind noch eine Bitte an die Besucher in Goslar. Er habe nachgeschaut und festgestellt, dass der Goslarer SC, der vor drei Jahren noch mit Hannover 96 II in der Regionalliga gespielte habe, jetzt nur noch in der Bezirksliga kicke. "Das geht gar nicht. Helfen Sie dabei, dass sich das schnell wieder ändert." Auch dafür gab es viel Applaus.
hr

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