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"Das sind Momente, die einfach einzigartig sind"

Ach, Sandhausen. Da kommen viele Erinnerungen hoch. Und das nicht nur bei uns und wahrscheinlich allen 96-Fans, sondern auch bei einem, der damals auf dem Rasen maßgeblich dazu beitrug, dass sich das Hardtwald-Stadion nach dem Abpfiff in ein rotes Feiermeer verwandelte: Wir blicken gemeinsam mit Florian Hübner zurück auf einen denkwürdigen Tag.

/ Profis

Datum: 21. Mai 2017, Ort: Sandhausen. Was ist das Allererste, woran Du denkst, wenn Du das hörst?

Florian Hübner (29):
Ich muss sagen, das Erste, was mir in den Kopf kommt, ist wirklich das Tor. Dass ich das Tor gegen den Ex-Klub gemacht habe, das Tor zum sicheren Aufstieg – und dazu diese ganzen Emotionen mit den Fans im Rücken: Als wir vor dem Spiel rausgegangen sind, war da die rote Wand. Und nachher dann, kurz bevor der Abpfiff kam, standen die Fans ja gefühlt schon fast auf dem Platz. Da hast du gemerkt: Okay, es sind jetzt nur noch ein paar Minuten und dann bist du wieder erstklassig. Das sind Momente im Leben, die einfach einzigartig sind.

War das das wichtigste Tor Deiner Karriere?

Hübner:
Natürlich sind alle Tore irgendwie wichtig. Aber wenn ich so zurückdenke, glaube ich, das war schon mit das wichtigste Tor meiner Karriere, ja.

Die "rote Wand" hast Du gerade angesprochen - hast Du etwas Vergleichbares jetzt noch mal erlebt? Du bist ja schließlich Aufstiegsexperte, bist letzten Sommer auch mit Union hochgegangen. Aber da war die Situation ein bisschen anders, oder?

Hübner:
Die Fanbase in Hannover war brutal, aber auch die bei Union Berlin jetzt ist brutal. Als wir am letzten Spieltag mit Union in Bochum gespielt haben, hatten wir auch einen Wahnsinns-Support von unseren Fans. Ich sage mal so: Mir hat es in den letzten Jahren nicht an tollen Fans oder toller Stimmung gemangelt. Aber wenn ich an diesen Tag in Sandhausen zurückdenke, das war schon was ganz Besonderes. Ich weiß noch, wie wir zum Aufwärmen rausgegangen sind und das ganze Stadion in Sandhausen, das ich vorher häufig nur zu einem Drittel gefüllt erlebt habe, auf einmal komplett in Rot war. Das war schon auf jeden Fall ein Gänsehaut-Moment.

Danach gab es eine illustre Party, die noch im Stadion begann. Hast Du eigentlich als Ex-Sandhausen-Spieler da vor Ort noch ein paar Strippen gezogen?

Hübner:
Sagen wir mal so: Ich hatte damals auf jeden Fall Mitspracherecht und habe dann vielleicht das eine oder andere dafür getan, dass es am Ende eine gute Party wurde. Aber dann ging es natürlich auch ziemlich direkt in den Flieger nach Hause zur großen Party.

Die fand dann mit 50.000 Fans am Tag darauf am Trammplatz vor dem Neuen Rathaus statt.

Hübner:
Das war natürlich etwas ganz, ganz Besonderes in meiner Karriere. Du stehst da auf dem Rathausbalkon, guckst runter und gefühlt die ganze Stadt Hannover jubelt dir zu. Mit allem Drum und Dran. Mit der Mannschaft, mit der wir aufgestiegen sind, in der nur geile Charaktere dabei waren. Wenn ich nach dem Ende meiner Karriere zurückblicke, sind das die einzigartigen Momente. Die Bilder guckst du dir auch an, wenn du mal eine schlechte Phase hast, es bei dir nicht so läuft. Das war insgesamt schon ein ganz besonderes Jahr - für mich persönlich und ich glaube, auch für den ganzen Verein.  

Da kannst Du Dir sicher sein! Sind das Momente, für die man am Schluss auch Fußballprofi geworden ist?

Hübner:
Ja, definitiv. Es ist überhaupt schon schön, in der Karriere aufzusteigen. Mir ist das jetzt zweimal gelungen - und zweimal mit tollen Vereinen. Das ist ganz besonders und wird für immer in Erinnerung bleiben. An so etwas denkst du, wenn du als Kind von der Fußballkarriere träumst.

Wie eng verfolgst Du denn 96 heute noch? Tauschst Du Dich mit "Schmiede" manchmal über die Ergebnisse aus?

Hübner:
Ja, mit "Schmiede" (Ex-96-Profi Manuel Schmiedebach, der auch bei Union Berlin unter Vertrag steht, Anm. d. Red.) tausche ich mich natürlich auch ab und zu aus. Man guckt da auf jeden Fall hin. Es ist schade, dass Hannover den Weg in die 2. Liga gehen musste. Da blutet schon das Herz, weil du mit dem Verein etwas aufgebaut hast. Dann wart Ihr auch in dieser Saison eine Zeit lang unten drin. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Ihr es locker da unten raus schafft. 96 hat auch eine Mannschaft, die gar nicht in die 2. Liga gehört. Ich persönlich habe natürlich auch mit "Baka" (96-Kapitän Marvin Bakalorz) noch sehr, sehr viel Kontakt. Wir tauschen uns über die Zeit damals aus, und auch darüber, wie es aktuell bei uns läuft.

In die Richtung zielt auch unsere nächste Frage. Vermisst Du "Baka" - und: Vermisst Du "Baka & Hübi"?

Hübner:
Ja und ja! Mit "Baka" zusammen zu spielen, war eine absolut geile Zeit. Er ist ein Freund fürs Leben geworden. Wir haben nach wie vor einen Super-Kontakt zueinander. Ich hätte mich echt gefreut, noch eine längere Zeit mit "Baka" zusammen zu spielen, vielleicht kommt es ja irgendwann in der Laufbahn noch mal dazu, das wäre natürlich super. "Baka & Hübi" – das hat natürlich auf dem Platz gut funktioniert und neben dem Platz haben wir auch die eine oder andere lustige Sache gemacht (lacht). Das war auf jeden Fall eine Super-Zeit. Die Videos gucke ich mir auch immer mal wieder gerne an.

Okay, spontane Idee: Wir betten ein "Baka & Hübi“-Video hier in diesem Interview ein – und Du darfst entscheiden, welches!

Hübner:
Das ist sehr, sehr schwer. Das war wirklich eine richtig runde und gelungene Sache… Ich glaube, meine Favoriten sind die Videos, in denen wir im Fanshop gearbeitet haben. Mit Perücken und allem. Wobei auch die Challenge mit den Flachwitzen gut war. Aber ich würde wirklich das im Fanshop wählen. Da musste ich an dem Tag brutal lachen, während wir das gedreht haben. Bei dem Video schmeiße ich mich immer noch weg (lacht).

Wenn Du 96 noch verfolgst, wirst Du ja wahrscheinlich auch mitbekommen haben, dass Timo Hübers im Laufe dieser Rückrunde erst einmal wieder gesund geworden ist und dann direkt ins Team gefunden hat. Wie bewertest Du seine Entwicklung?

Hübner:
Seine Entwicklung ist top. Als ich zu 96 kam, hat er als junger Spieler anfangs mittrainiert und war halt da, aber man hat ihn da noch nicht so wahrgenommen. Und je länger wir miteinander gespielt und trainiert haben, hast du gemerkt, was er für eine Entwicklung nimmt. Das war auch schon zu meiner Zeit so. Dann hat er natürlich Pech gehabt mit der Verletzung. Umso mehr freut es mich, dass er wieder auf die Beine gefunden hat, was ja auch nicht selbstverständlich ist nach einem Kreuzbandriss. Das macht er super, er beißt sich da fest. Das freut mich.

Er beginnt auch langsam, Dir den Spitznamen "Hübi" streitig zu machen. Einige Fans nennen ihn so und auch auf dem Trainingsplatz hört man den "Hübi" gelegentlich. Was sagst Du dazu?

Hübner (lacht während der gesamten Antwort):
Da braucht es noch einiges! Für den Namen "Hübi" muss er sowohl auf dem Platz als auch neben dem Platz noch zulegen. Aber "der kleine Hübi" darf es schon mal sein!

Samstag steht erstmals wieder in Sandhausen das Duell gegen 96 an. Deine beiden Ex-Klubs treffen aufeinander. Was erwartest Du für ein Spiel?

Hübner:
Ich glaube, dass es sportlich auf jeden Fall eine heiß umkämpfte Partie wird, auch wenn aktuell die Bedingungen rundherum schwer sind, wenn keine Fans im Stadion sein können - und eine Atmosphäre herrscht, die ungewohnt ist. Ich denke, beide Vereine werden es annehmen. Ich erwarte ein knappes Spiel - aber auch nicht mit vielen Toren.

Lass' uns nun noch einmal auf Dich und Union Berlin schauen. Ihr habt Euch in der 1. Liga über die Saison hinweg kontinuierlich die Punkte gehamstert und steht nicht schlecht da.

Hübner:
Wenn jemand vor der Saison gesagt hätte, dass wir jetzt zu dem Zeitpunkt 31 Punkte haben, hätte ich das sofort unterschrieben. Als Aufsteiger, erstmals in der Bundesliga, kannst du das einfach nicht erwarten. Es hat von Anfang an in der Saison echt gut gepasst. Spieler, die reingeworfen wurden, haben direkt funktioniert. Das ist echt eine gute Mannschaftsleistung dieses Jahr. In vielen Spielen waren wir auf Augenhöhe und sind nicht unverdient da, wo wir stehen. Jetzt müssen wir noch die vier, fünf, sechs Punkte holen, um den Klassenerhalt klarzumachen. Das wäre einfach verdient.

Lebt Ihr von dieser mannschaftlichen Geschlossenheit, die Du gerade angesprochen hast?

Hübner:
Ja, natürlich. Darüber müssen wir kommen. Und vor allem auch über die Fans. Man muss wirklich sagen: Die Fans hier sind brutal, haben uns immer nach vorne gepeitscht. Deswegen hast du jetzt auch gemerkt, dass sie uns in den Geisterspielen fehlen.

Wir haben am Anfang über die tollen Erinnerungen an den 21. Mai 2017 gesprochen. Abschließend würden wir von Dir gerne noch wissen: Welche Erinnerungen möchtest Du in deiner Karriere noch sammeln? Worauf arbeitest Du hin?

Hübner:
Was man sich natürlich wünscht, ist, so lange wie möglich auf einem hohen Level zu spielen. Ich habe es mir jetzt zweimal selbst verdient, aufzusteigen und Bundesliga-Spieler zu sein. Dann willst du dich natürlich so lange wie möglich oben halten. Das ist eigentlich das Ziel. Und das primäre Ziel aktuell ist natürlich, die Klasse mit Union Berlin zu halten. Die 1. Liga ist brutal. Du spielst gegen Bayern, Dortmund - all das, was du dir als Kind gewünscht hast. Und das will man dann auch so lange wie möglich machen. Das ist das Ziel: dass ich mich körperlich und mental so fit halte, dass ich die nächsten Jahre über auf diesem Level spielen kann.

Lieber "Hübi", vielen Dank für dieses außergewöhnliche Interview!
hec/jb

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