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"Jeder weiß, was die Stunde geschlagen hat!"

Noch drei Tage bis zum Derby: Allerhöchste Zeit, um mit unseren Lokalmatadoren Timo Hübers und Hendrik Weydandt über "das Spiel des Jahres" zu sprechen. Erfahrt, wie "Henne" und Timo den Derbysieg 2017 verfolgt haben, warum "Henne" dabei sein stilles Wasser in die Luft geworfen hat, und natürlich, welche Bedeutung die Partie für die beiden hat.

/ Profis

Bevor wir gleich über das Derby sprechen, blicken wir noch einmal kurz zurück. Wir haben am Freitag leider 1:2 beim VfL Osnabrück verloren.  Timo, Du warst 90 Minuten auf dem Platz. Warum haben wir uns am Freitag so schwer getan?

Timo Hübers (24): Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass wir bis zu der Elfmeterszene gut drin sind. Dann war ein völliger Bruch im Spiel. Die Spielunterbrechung hat alles ein wenig aufgewühlt. Das Publikum in Osnabrück wurde dann auch stärker und dann haben wir den Faden verloren. In der zweiten Halbzeit haben wir dann auch nicht mehr das gespielt, was wir uns vorgenommen haben. Aus dem Spiel haben wir zwar wenig zugelassen, aber unsere Gegentore mal wieder nach Standardsituationen kassiert. Wir haben uns natürlich auf die Fahne geschrieben, dass das am Samstag nicht passiert.

Sehr gut. Henne, Du bist in der 61. Spielminute eingewechselt worden. Du kamst noch auf zwei Torschüsse, aber nichtsdestotrotz, so richtig viel ging nicht nach vorne. Was hat vielleicht auch die Kulisse in Osnabrück damit zu tun gehabt?

Hendrik Weydandt (25): Ich glaube, eine Menge. So wie Timo schon gesagt hat, haben wir das Spiel im Kopf verloren. Ich glaube, eine Schlüsselszene ist wirklich die Elfmetersituation gewesen. Gar nicht mal, dass wir den Elfmeter gegen uns gekriegt haben, sondern eher, dass wir es nicht geschafft haben, danach so weiterzuspielen wie vorher. Es ist jetzt immer für die Heimmannschaft der Vorteil, dass ja wirklich nur Heimfans im Stadion sind. Du hast keine Fankultur, die dagegen stimmt oder dagegen pusht und die Auswärtsmannschaft unterstützt. Sowas beeinflusst die Heimmannschaft, die Auswärtsmannschaft und das Schiedsrichtergespann. Das wird sicherlich in den nächsten Wochen immer wieder zu erkennen sein, dass eben die Heimmannschaft, was das angeht, einen Vorteil hat.

Timo, am Samstag sind die Fans zum Glück auf unserer Seite, denn nur unsere Fans kommen ins Stadion. Wie sehr freut Ihr Euch denn auf die Unterstützung von den Rängen?

Timo: Ziemlich, muss ich sagen. Diese ganze Geisterspiel-Atmosphäre hat jetzt endlich wieder ein Ende. Am Freitag in Osnabrück war das Gefühl schon ein ganz anderes, auch als wir reinkamen und die Hymne noch lief. Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass hier noch 7000 Zuschauer mehr sind, die uns dann begleiten und in schwierigen Momenten der zwölfte Mann sind, dann freue ich mich da schon riesig drauf. Und, dass es, wie es das Schicksal so will, direkt das Derby ist, ist natürlich doppelt so cool.

Ein sehr gutes Timing auf jeden Fall. Henne, als wir das letzte Derby 2017 gespielt haben, da hast Du noch für den 1. FC Germania Egestorf gespielt. Hast Du das Spiel damals verfolgt?

Henne: Ich stand genau da drüben. Ich stand wirklich in der Nordkurve und habe dann auch mein stilles Wasser in die Luft geworfen, als der Fülle das Tor gemacht hat. Das war schon eine geile Atmosphäre und damals hätte ich mir natürlich nicht vorstellen können, dass ich jetzt, drei Jahre später, hier auf dem Platz stehe. Nichtsdestotrotz freue ich mich riesig drauf. Ich glaube gerade, wie Timo ja auch schon gesagt hat, jetzt unsere Fans wieder im Stadion zu haben, ist natürlich ein Super-Timing. 10.000 ist echt eine Menge und deswegen kann das ein guter Moment für uns sein.

Das ist natürlich eine krasse Geschichte, dass Du damals noch im Block stehst und jetzt auf dem Platz. Kannst Du das kurz einordnen? Es ist schon ein sehr besonderes Spiel, oder?

Henne: Auf jeden Fall. Jedes Spiel, also alle 32 anderen Spiele sind auch wichtig, werden aber eine Woche später von dem darauffolgenden Spiel überschattet und das Derby trägt man nicht nur eine Saison, sondern mehrere Jahre in der Brust und im Kopf. Wie viele Leute reden in den letzten Tagen über die Ecke von Edgar Prib und den Kopfball von Niclas Füllkrug. "Fülle" 1:0, Tor Hannover, gewonnen. Ich glaube, das wird, wenn das am Samstag gut läuft, auch lange in den Köpfen bleiben und ich glaube, wir sollten alle alles dafür tun, dass es gut läuft!

Wie natürlich auch der Derbysieg von 2017, der immer noch in unseren Köpfen ist. Timo, Du warst Teil der Mannschaft, aber in der Saison leider verletzt. Wie hast Du das Derby damals erlebt?

Timo: Hier auf der Tribüne. Ich habe mich damals in den Westbereich abgesetzt und saß mit meinen Freuden im Westen im Oberrang. Die Atmosphäre damals war schon überwältigend. Das war schon eines der coolsten Spiele, die ich so in der HDI Arena erlebt habe und jetzt selber auf dem Platz stehen zu dürfen – wahrscheinlich – das ist dann doch noch einmal einen Tick cooler, als nur auf den Rängen.

Magst Du das Spiel auch noch einmal einordnen? Wie besonders wird das für Dich?

Timo: Ziemlich. Ich bin ja damit quasi aufgewachsen. Wir haben in der Jugend ab und zu schon mal ein Derby gespielt. Vor deutlich weniger Zuschauern, aber trotzdem wurde man da auch schon mal beleidigt und bespuckt auswärts. Jetzt ist es zum Glück ein Heimspiel vor 10.000 Zuschauern und ich weiß natürlich einzuordnen, was das hier für die Leute in der Region bedeutet, aber natürlich auch für mich persönlich. Da überwiegt die Vorfreude auf so ein cooles Spiel.

Jetzt kommt Ihr beide ja auch aus der Region Hannover. Wir zählen Hildesheim jetzt einfach mal dazu. Ihr beide wisst natürlich, worum es am Samstag geht. Logischerweise! Ihr seid damit auch ein Stück weit groß geworden. Henne, wie sieht das denn bei Euren Mannschaftskollegen aus? Wissen die auch alle, was da am Samstag für ein Spiel ansteht?

Henne: Ja. Spätestens seit dem Auftritt der Fans im Trainingslager, die uns auch noch einmal mit auf den Weg gegeben haben, was das für ein wichtiges Spiel ist. Da haben alle aufmerksam zugehört. Aber jetzt mal im Ernst. Jeder weiß um die Wichtigkeit dieses Spiels. Ich glaube, das kann man auch gar nicht nicht mitkriegen. Das Thema ist ja so präsent, auch vor der Saison bereits gewesen. Da wurde genau drauf geschaut, wann spielen wir gegen Braunschweig, wer spielt zuerst heim, wer spielt zuerst auswärts. Jeder, der etwas mit Hannover 96 zu tun hat, hat auch geschaut, wie ist Braunschweig in die Saison gestartet, das überträgt sich natürlich auch auf unsere Mitspieler und somit weiß jeder genau, was die Stunde geschlagen hat.      

Und Timo, liegt schon ein wenig Derby in der Luft?

Timo: Ja, doch. Wir hatten schon im Training jetzt den einen oder anderen Zweikampf, wo dann doch etwas mehr Stimmung drin war als vielleicht die Woche oder die Wochen davor. Das liegt ja auch im Naturell einer Mannschaft, wenn ein besonderes Spiel ansteht, dann will jeder noch einmal die letzten paar Prozent rauskitzeln. Das versuchen wir jetzt auch in der Trainingswoche schon so hochzufahren, dass wir das auch auf den Platz bringen können am Samstag.

Sind denn von Deinen Freunden oder Kommilitonen schon Nachrichten eingetrudelt, die fordern, dass du das am Samstag klärst?

Timo: Ja, klar! Mein Freundeskreis ist ja auch 96-begeistert. Meine Familie auch und das ganze Umfeld. Natürlich hat man da schon mal einen Spruch zu hören bekommen, dass das Samstag noch einmal wichtiger ist als die Spiele davor. Aber ich freue mich natürlich auch, dass eben diejenigen, die mir da einen Spruch gedrückt haben auch am Samstag ins Stadion kommen werden und quasi hinter einem stehen. Das ist schon ein cooles Gefühl wieder.

Henne, wie sieht das bei dir aus? Hast Du schon erste Nachrichten bekommen?

Henne: Ja, auf jeden Fall. Meine ehemaligen Mannschaftskollegen kommen ja auch alle aus der Region und sind deswegen auch 96-Fans. Meine Familie sowieso. Ich habe eine sehr fußballbegeisterte Familie und die werden zum Teil auch hier sein, und wie Timo schon sagte, das ist natürlich ein schönes Gefühl, wenn man schon weiß, es ist leider momentan nicht möglich, dass alle kommen können, aber trotzdem hat man den einen oder anderen dabei, der eben zum engen Freundeskreis oder zur Familie gehört. Das gibt dann schon noch etwas Selbstvertrauen.

Der BTSV ist mit einer Niederlage und einem Unentschieden in die Saison gestartet. Timo, ganz generell gesagt, was erwartet uns am Samstag für ein Gegner?

Timo: Ja. Ich bin selber gespannt. Am Wochenende das 0:0 gegen Kiel. Im DFB-Pokal haben sie aber sensationell die Hertha mit 5:4 geschlagen. Also auch so ein bisschen Wundertüte. Wir haben jetzt noch nicht genauer analysiert, aber Derby ist Derby. Ich denke, da muss man die elementarsten Sachen mit auf den Platz bringen. Ich hoffe, dass wir die Qualität, die bei uns ja ohne Frage ein Stück höher sein wird, so auf den Platz bringen, dass sich das in Tore und wenige bis, im besten Fall, gar keine Gegentore ummünzt.

Die elementaren Dinge auf den Platz bringen. Was sind denn die Tugenden, die wir am Samstag brauchen, Henne?

Henne: Ich glaube, das sind, wie unser Trainer gerne sagt, die Basics. Ganz wichtig werden die Mentalität und die Einstellung sein. Das geht damit los, dass man sich am Tag vorher bei der Abfahrt ins Hotel zu 100 Prozent nur auf das Spiel fokussiert. Das ist immer so leicht gesagt, aber ich glaube, es wird jedem schwer fallen, es dieses Mal nicht zu tun. Da liegt ja einfach auch so viel Spannung und Neugierde in der Luft, sodass die Gedanken nur bei diesem Spiel sein werden. Und dann sind es die klassischen Dinge wie Konzentration, aber auch Spielwitz, mal etwas Kreativität, aber auch Selbstvertrauen in den einzelnen Aktionen. Das betrifft jede Position. Hinten wie vorne. Und wie Timo schon sagt: Ich hoffe, dass wir hinten sauber bleiben und vorne ein paar Dinger machen.

Und die Spannung ist auch definitiv hier am Tisch schon zu spüren. Ich danke Euch! Vielen Dank für das Interview, für Eure Zeit.  

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