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"Das ist schon ein riesiger Aufwand"

Axel Partenheimer ist nicht nur 96-Mannschaftsarzt, sondern seit März auch Hygienebeauftragter der Roten. Was die Zusatzaufgabe in Corona-Zeiten für ihn und seinen Kollegen Felix Hessel bedeutet, auf was zu achten ist und warum Aufwand und Verantwortung enorm sind, erzählt er in unserer Geschichte.

/ Profis

Im Sonderspielbetrieb
Es sind besondere Zeiten, auch für den Profifußball, der seit Monaten auf der Grundlage eines detaillierten Hygiene- und Sicherheitskonzepts der Deutschen Fußball-Liga (DFL) im sogenannten Sonderspielbetrieb läuft. Im Zentrum des medizinischen Konzepts steht ein Hygienebeauftragter, der von jedem Klub benannt werden musste und – so heißt es offiziell – "für die Einhaltung der genannten Regeln sowie die entsprechende Information an alle betroffenen Personengruppen verantwortlich ist". Bereits in der nüchtern-bürokratischen Formulierung der Task Force Sportmedizin wird deutlich: Es ist eine große Verantwortung, die da auf den Schultern des Hygienebeauftragten ruht.

Austausch der Teamärzte
Bei Hannover 96 hat Axel Partenheimer die Rolle übernommen. Das liegt nahe, denn Partenheimer und sein Kollege Felix Hessel sind die 96-Mannschaftsärzte. Beide sind gut miteinander eingespielt, Hessel übernimmt deshalb auch die Vertretung für die neue Zusatzaufgabe in Pandemiezeiten. "Wir planen alles gemeinsam und tauschen uns intensiv aus, sodass wir beide immer über alles informiert sind und Bescheid wissen", sagt Partenheimer.

Alltag in den Praxen
Der 48-jährige Partenheimer arbeitet seit 2009 für Hannover 96. Er leitet in Hannover die Fachpraxis "SPINE + SPORT" (Herrenhäuser Kirchweg 38), die Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin unter einem Dach vereint. Hessel, seit 2015 bei den Roten, hat mit seinem Kollegen Karsten Ohnhold eine chirurgisch-orthopädische Gemeinschaftspraxis in der Podbielskistraße 166, die auch Zentrum für Osteopathie und Sportmedizin ist. Beide Teamärzte sind aus ihren Praxen gewohnt, auf die Erfordernisse der Corona-Situation zu reagieren. Vieles davon ist für sie längst zum Alltag geworden: die geschickte Lenkung von Patientenströmen, nur eine begrenzte Anzahl mit ausreichend Abstand im Wartezimmer, das Tragen von Mund- und Nasenschutz-Masken und, und, und. "Der Schutz der Patienten und der Angestellten hat oberste Priorität", sagt Partenheimer.  


Neuland Quarantäne
Anfang des Jahres, vor der ersten großen Pandemiewelle in Deutschland, sagt Partenheimer, war "vieles noch abstrakt, auch ich musste mich erst einmal einlesen. Da gab es noch gar nicht so viel. Wie aggressiv ist das Virus? Was macht es mit einem? Vieles war damals noch nicht greifbar." Heute ist das Wissen über das Coronavirus SARS-CoV-2 viel größer, mit dem Wissen verändert sich auch die Wahrnehmung. Bei Hannover 96 wurde Corona Anfang März - nach dem 3:0-Auswärtssieg in Nürnberg - ein Thema, als Timo Hübers als erster Profifußballer hierzulande positiv auf COVID-19 getestet wurde; später auch Jannes Horn. Plötzlich galt es, eine gesamte Mannschaft in Quarantäne zu schicken – auch für Partenheimer war das Neuland.

Aufwändige Logistik
"Wir haben allein in der Logistik enorm viel verändern müssen", sagt Partenheimer. "Das ist schon ein riesiger administrativer Aufwand." Zweimal in der Woche müssen die Spieler, das Trainer- und Betreuerteam und ständige Begleiter wie Sportdirektor Gerhard Zuber, die beiden Busfahrer oder die Medienverantwortlichen zum Corona-Test. Partenheimer koordiniert zusammen mit Trainer Kenan Kocak und Teammanager Fabio Morena die Termine, auch die Abstimmung mit dem DFL-zertifizierten Testlabor in Geesthacht gehört zu seinen Aufgaben. Für die Organisation der Abstriche und die Dokumentation der Ergebnisse der PCR-Untersuchung ist Partenheimer als Hygienebeauftragter verantwortlich. "Wenn was schiefgeht, weiß ich, auf wen gezeigt wird", sagt Partenheimer mit einem Lachen.

Studium der Corona-Verordnungen
Wer in der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Diakoniekrankenhaus Friederikenstift als Leitender Oberarzt und ständiger Vertreter des Chefarztes gearbeitet hat, den bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Partenheimer ist auch niemand, der sich über die Mehrarbeit beschwert. Er sagt nur: "Es sind eine Menge Dinge zu organisieren, die man öffentlich gar nicht sieht."  Der ständige Austausch mit der DFL beispielsweise, das genaue Studium der einzelnen Corona-Verordnungen, nicht nur der niedersächsischen. "Die werden nicht nur immer wieder angepasst und verändert, wenn wir zum Spiel nach Fürth oder Regensburg fahren, muss ich mich auch mit der bayerischen Corona-Verordnung beschäftigen", sagt Partenheimer.  

Zwei Busse und Einzelzimmer
Mit Hotels müssen die besonderen Corona-Vorkehrungen abgestimmt werden; um das Risiko zu minimieren, wird immer mit zwei Mannschaftsbussen gefahren, die Spieler belegen Einzelzimmer. Bei Heimspielen ist Partenheimer auch für die Einhaltung der medizinischen Standards verantwortlich, zum Beispiel bei den Einlasskontrollen oder an den Akkreditierungsstellen. "Das übernimmt für mich dann in enger Abstimmung eine Medizinische Fachangestellte, sonst müsste ich mich teilen", sagt er. Seinen Humor hat Partenheimer in den vergangenen Monaten nicht verloren…

Anstrengende Länderspielpausen
"Extrem fordernd" seien zudem die Länderspielpausen, in denen Partenheimer und Hessel schauen müssen, in welche Länder die Spieler reisen, was bei der Rückkehr zu beachten ist und wie die einzelnen Fußballverbände mit den Testungen verfahren. Insofern ist es nicht nur für die beiden Mannschaftsärzte eine gute Nachricht, dass die nächste Länderspielpause erst im März 2021 ist.

 

Wunsch nach Normalität
Wenn Partenheimer an das kommende Jahr denkt, dann hat er für seine Arbeit bei Hannover 96 einen Wunsch, den er wahrscheinlich mit vielen Menschen teilt. "Normalität wäre schön", sagt er, wohlwissend, dass die Erfüllung dieses Wunsches dauern wird. "Corona und alles, was damit zusammenhängt, wird uns die ganze Saison begleiten, möglicherweise auch noch teilweise kommende Spielzeit." Solange wird Partenheimer seinen Job als Hygienebeauftragter machen wie immer: ruhig, gelassen, professionell.
hr

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