NIEMALSALLEIN

So kam es damals zum Telefonjubel

Lars Stindl war am Montag einer der zahlreichen 96-Gratulanten - und sein mit einem Telefonhörer garnierter Gruß bei Twitter sammelte außergewöhnlich viele Herzen und Kommentare von 96-Fans. Im großen 96-Jubiläumsmagazin verrät unser ehemaliger Kapitän gemeinsam mit seinen damaligen Teamkollegen "Moa" Abdellaoue und Konstantin Rausch, ob der Jubel an diesem Abend im November 2011 in Kopenhagen eigentlich so geplant oder eine spontane Aktion war. Lest hier "Die Geschichte mit dem Telefon".

/ Klub, Profis
Ein Bild, das sich allen 96-Fans eingebrannt hat: Lars Stindls Jubel in Kopenhagen (Foto: 96/Kaletta)

"Etwas ganz Besonderes"
Es war ein grauer, regnerischer Donnerstag im Herbst, dieser 3. November 2011, an dem Hannover 96 am 4. Spieltag in der Europa-League-Gruppe B beim FC Kopenhagen gastieren sollte. "Man hatte schon im Vorfeld gehört, dass viele 96-Fans dorthin fahren wollten", erzählt Lars Stindl. "Viele" ist hierbei durchaus noch maßlos untertrieben. Unglaubliche 12.000 96er sollten sich auf die Reise in die dänische Hauptstadt machen. An diesem Tag gab es keinen Autobahn-Rasthof ohne rote Trikots und schwarz-weiß-grüne Schals und Flaggen – auch die Ostsee-Fähren waren fest in 96-Hand. "Wir haben das aus dem Mannschaftshotel in den sozialen Medien verfolgt. Die gab es ja damals auch schon – zumindest Facebook und Twitter", erinnert Stindl sich. "Später war dann die ganze Stadt voll. Ich habe irgendwann von einem Bekannten Videos geschickt bekommen und gesehen, was da abgeht. Da hat man dann schon gemerkt: Wow, das hier ist wirklich etwas ganz Besonderes."

Das Auswärtsspiel in Kopenhagen war schon von der Auslosung an von vielen Fans zum Highlight erkoren worden. Schließlich hatte man bereits in der Vorsaison mit hübscher Regelmäßigkeit das Europapokal-Lied gesungen, in dem es heißt: "Erste Runde Bukarest, zweite Rom. In Kopenhagen schellt das Telefon …" Dieses oft besungene Kopenhagen, das per Flug, Zug oder eben Auto und Fähre auch noch recht gut erreichbar war, wollte man dann selbstverständlich auch in Natura erleben. Und: Das Telefon sollte auch an diesem Abend schellen.

"Der Stindl liebt auch die ganzen Fußballlieder"
Besagter Fangesang war natürlich auch der Mannschaft geläufig. Vor allem einem, wie Konstantin Rausch verrät: "Der Lars Stindl ist ja so einer, wie wir alle wissen, der liebt nicht nur die deutsche Schlagermusik, sondern auch die ganzen Fußballlieder. Lars kannte wirklich alle." Und offenbar gab der Offensivmann diese Songs mit seinen Kollegen auch bei so manchem Mannschaftsabend zum Besten. "Tausendmal haben wir diese Lieder gesungen", erzählt Rausch weiter, "auch das Europapokal-Lied, wo das Telefon klingelt. Als die Auslosung feststand, haben wir natürlich auch ein bisschen Witze darüber gemacht." Und Stindl – der hatte sich noch nähere Gedanken gemacht. Aber dazu später mehr.

Vorher lohnt noch ein Blick auf die sportliche Ausgangssituation, denn die war durchaus brisant: Der Gewinner der Partie konnte sich sehr gute Chancen aufs Weiterkommen verschaffen, während sich der Verlierer kaum noch würde Hoffnungen machen dürfen. Im Stadion "Parken" übernahmen dann zunächst auch einmal die Gastgeber, immerhin der dänische Meister der Vorsaison, das Zepter. "Das war ein gutes Team, das sehr viel Erfahrung auf internationaler Ebene hatte", weiß Mohammed Abdellaoue noch genau. Nach 66 Minuten dann der Schockmoment für alle 96er: FCK-Stürmer Dame N’Doye brachte die Hausherren mit 1:0 in Front. Dann aber ging ein Ruck durch die Roten. Nur vier Minuten nach dem Gegentreffer markierte Jan Schlaudraff den Ausgleich. "Und dann", sagt Abdellaoue, "hatten wir eben einen Lars Stindl, der an diesem Abend etwas Magisches gemacht hat."

Spontan oder geplant?
Die 74. Spielminute: Sofian Chahed eröffnete mit einem weiten Ball von hinten rechts. Stindl nahm die Kugel mit rechts an, hob sie über seinen Gegenspieler, zog volley mit links ab – und das Ding zappelte in den Maschen. 2:1 für die Roten! Unbändiger Jubel auf der 96-Tribüne hinter dem Tor. Der Torschütze lief auf die Menge zu, spreizte den Daumen und den kleinen Finger der rechten Hand nach außen, hob das "Telefon" ans Ohr – und ging auf der Stelle in die 96-Historie ein.

Am Spielstand änderte sich bis zum Abpfiff nichts mehr und 96 legte den Grundstein fürs Überwintern im Europapokal. Bleibt nur noch die Frage: War das "Stindlsche Telefon" spontane Eingebung oder ein Jubel mit Plan? Antwort: von beidem ein bisschen. "Moa" Abdellaoue verrät: "Etwas Konkretes hatte er vorher zu uns nicht gesagt. Aber nach dem Spiel meinte er schon, dass er einen Plan hatte." Genau so war es: "Wenn man mit dem Lied vertraut war, wusste man ja schon bei der Auslosung, dass das passt", erzählt Stindl. "Und da war schon der Gedanke: Wenn wir in Kopenhagen treffen, dann lassen wir das Telefon schellen. Sicherlich hat man auch bei dem einen oder anderen Mittagessen mal darüber geredet und sich amüsiert. In dem Moment, in dem der Ball ins Netz fiel und ich auf die Meute zurannte, ist mir das irgendwie geistesgegenwärtig in den Kopf gekommen. So ein Tor, so ein Moment – ich denke, das hat gepasst."
hec/jb

Im großen 96-Jubiläumsmagazin lassen wir natürlich unsere gesamte Europa-League-Reise mit Lars Stindl, "Moa" Abdellaoue und Konstantin Rausch noch einmal Revue passieren. Und selbstverständlich findet Ihr dort noch viele weitere tolle Erinnerungen und bislang unveröffentlichte Bilder aus 125 Jahren 96-Geschichte. Das Magazin ist im Presse- und Zeitschriftenhandel in der Region Hannover für 5,96 Euro zu erwerben. Aber Achtung: Die Nachfrage ist so groß, dass es an manchen Standorten bereits vergriffen ist. Sobald die 96-Fanshops wieder öffnen dürfen, bieten wir das Magazin natürlich auch dort an.

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