NIEMALSALLEIN

96 feiert den ersten Heimsieg gegen die Bayern seit dem 16. April 1988. Münchens Rotation sorgte dabei für zusätzliche Motivation.

 

Die 96-Spieler waren irritiert, als sie die Startaufstellung der Bayern lasen: Die Stammkräfte Lucio, Bastian Schweinsteiger und Zé Roberto nicht dabei. „Wir haben uns schon verarscht gefühlt“, sagte Mike Hanke. „Da hat uns der Trainer gesagt, jetzt erst recht.“ Mit Trotz und Leidenschaft schaffte 96 die Sensation und gewann 1:0. Es war der erste Heimsieg gegen die Bayern seit 20 Jahren.
Nach 23 Minuten warfen sich die Spieler auf den Torschützen Szabolcs Huszti. Spätestens in diesem Augenblick war jedem 96er klar: Ein Sieg war drin gegen diese selbstgewählte B-Elf der Bayern. Schablonenhaft und berechenbar präsentierte sich der große Favorit. 96 hatte den Respekt spätestens nach Husztis Treffer abgelegt und tat nun selbst was fürs Offensivspiel. Torraumszenen gabs nicht viele. Mehr Chancen als die Bayern hatte 96 jedoch allemal.
96-Trainer Dieter Hecking lobte die „perfekte Umsetzung“ seiner Vorgaben: „Wir haben gewusst, dass wir die Bayern in ein Kampfspiel reinziehen müssen. Das ist uns gelungen.“
„Wir wussten, dass wir keinen spielerischen Glanz erwarten konnten“, sagt 96-Torwart Robert Enke, der Sonnabend erneut unter Beobachtung stand. Auch Bundestrainer Joachim Löw und Andreas Köpke gehörten zu den 49 000 im Stadion, die sich wunderten über Auf- und Einstellung der Bayern. „Die hatten ja kaum Großchancen“, sagte der Nationaltorwart hinterher. Miroslav Klose und Luca Toni brachten es zusammen auf eine einzige Torchance durch Toni. „Das kann mir nur recht sein“, sagte Enke, „ich muss nicht ständig viel zu tun haben, um mich auszuzeichnen.“
Die aufwühlende Momentaufnahme nach zwei Jahrzehnten ohne Heimsieg gegen den Fußballriesen nahm der 96-Kapitän belustigt zur Kenntnis. Was er denn gemacht habe, als 96 zum letzten Mal zu Hause gegen die Bayern gewann? „Da war ich noch DDR-Bürger, da konnte ich nicht so viel machen“, sagte er und lachte.
Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann hingegen wirkte wie der einsamste Mensch in der Arena. Er stand fast die komplette zweite Halbzeit vorn in seiner Coaching-Zone. Alleingelassen von seinen Spielern, die beim Rotations-Kniffel nicht mitspielten. Mark van Bommel sprach von einer „großen Krise“.
Manager Uli Hoeneß meinte: „So kann es nicht weitergehen. Es sind eine Menge Mannschaften vor uns. Der Anblick der Tabelle nervt mich.“ An der Rotation, betonte Hoeneß, habe es nicht gelegen.
Wenn er sich da nicht ausnahmsweise irrte. Mit seinem Wechselwahn hat Klinsmann 96 zu einem historischen Sieg verholfen, so oder so.

VON DIRK TIETENBERG

 

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