"Ab und zu frustrierend"
Auch wenn ihm die bekannte asiatische Freundlichkeit nicht vergangen ist, rundum zufrieden wirkt Hiroki Sakai derzeit nicht. Kein Wunder, gehört der 23-jährige Japaner ja zu jenen 96-Akteuren, die Teile der bekanntermaßen eminent wichtigen heißen Vorbereitungsphase verpassen. "Ja, ab und zu ist das frustrierend", gibt Sakai zu. "Aber ich muss geduldig sein." Der Rechtsverteidiger laboriert an einem Muskelfaserriss, der ihn zur Pause vom Mannschaftstraining zwingt. So muss Sakai auch im Trainingslager in Stegersbach seine Mannschaftskollegen meist aus der Ferne beobachten, während er gemeinsam mit anderen Rekonvaleszenten seine Laufrunden oder Individualeinheiten mit den Fitnesscoaches absolviert.
Auch Cherundolo ausgebremst
Der Rückschlag für Sakai ist doppelt bitter, da der im letzten Sommer verpflichtete Japaner nach ersten Anlaufschwierigkeiten in der Endphase der vergangenen Spielzeit viele Schritte nach vorn gemacht hatte, in den letzten vier Saisonspielen über die volle Distanz im Einsatz war und damit deutliche Signale in Richtung Stammelf aussenden konnte. Die Chance, Punkte im direkten Rechtsverteidiger-Duell mit Kontrahent Steven Cherundolo gut zu machen, ist somit erst einmal vertan. Da auch der 96- Kapitän zu den derzeitigen Pechvögeln gehört und nach seiner Knie-Arthroskopie Ende Juni bisher große Teile der Vorbereitung verpasst hat, wäre ein Platz in der Startelf zum Saisonstart für Sakai ohne dessen Muskelverletzung wohl in realistischer Reichweite gewesen.
Geduld zahlt sich aus: Hiroki Sakai neben Leon Andreasen und Karim Haggui, die beide inzwischen wieder im Mannschaftstraining sind
"Entscheidend ist, dass ich mich weiterentwickele"
Stattdessen könnte nun vielleicht sogar ein weiterer Konkurrent auf der Bühne erscheinen, sollte 96-Sportdirektor Dirk Dufner aufgrund der Verletztensituation noch einmal auf der Rechtsverteidigerposition personell nachbessern. "Ich fände das nicht wirklich relevant für mich", gibt sich Sakai, der alternativ auch im rechten Mittelfeld eingesetzt werden kann, entspannt. "Entscheidend ist doch, dass ich mich weiterentwickele. Ich möchte ein noch besserer Spieler werden." Und dieser Entwicklungsprozess scheint lange noch nicht abgeschlossen. Die Fortschritte sind in der Schlussphase der vergangenen Saison nicht nur in taktischer und fußballerischer Hinsicht sichtbar geworden, auch sprachlich soll es weiter voran gehen. Mithilfe seines neuen Dolmetschers und persönlichen Betreuers Keita Tsuda, - Vorgänger Motoki Kawahara ist inzwischen Torwarttrainer in der zweiten japanischen Liga – wird weiterhin täglich daran gearbeitet, die immer noch bestehenden sprachlichen Hemmnisse zu überwinden. "Meine Aufgabe ist es zu lernen, aber Deutsch ist nicht so einfach", weiß Sakai. Die Kommunikation auf dem Platz ist ohnehin problemlos in Englisch oder mit den bereits verinnerlichten deutschen fußballspezifischen Vokabeln möglich.
Vorfreude auf die WM
Ein großes persönliches Ziel hat Hiroki Sakai bereits erreicht: Seit dem 1:0-Auswärtssieg Japans im Irak Anfang Juni steht der 23-Jährige, der den Dortmunder Lukasz Pisczek als fußballerisches Vorbild angibt, als erster 96-WM-Teilnehmer fest. Nun bleibt zu hoffen, dass Sakai schon bald wieder voll angreifen kann, um seine nächste Herausforderung erfolgreich zu meistern - den Angriff auf die Starplätze bei Hannover 96.
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Aus dem Trainingslager in Stegersbach berichten Oliver Rickhof und Felix Janoschek.
Eine ausführliche Bewegtbild-Berichterstattung aus Stegersbach findet Ihr bei 96TV!