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Das passierte drei Tage zuvor

Am morgigen Sonntag zeigen wir Euch um 17 Uhr bei uns noch einmal ein kleines Fußballwunder in voller Länge inklusive Krimi im Elfmeterschießen. Der 5:1-Sieg von Hannover 96 gegen Tennis Borussia Berlin in der Aufstiegsrelegation zur 2. Liga am 24. Mai 1998 ist zu Recht ein Lieblingsspiel. Doch der Klassiker hat eine weniger bekannte Vorgeschichte, die drei Tage vorher spielt und wenig Hoffnung auf ein Happy End machte. Aber lest selbst.

/ Profis, Klub

 

Nach Cottbus noch ein Albtraum
Jedes Wunder - Fußballwunder machen da keine Ausnahme - braucht eine ausweglose Situation, sonst wäre es ja kein Wunder. Hannover 96 hatte sich am 21. Mai 1998 im Hinspiel der Aufstiegsrelegation zur 2. Liga im Berliner Mommsenstadion in eine solche Lage manövriert. Man muss dazu wissen: Damals stiegen die Meister der 3. Liga (Regionalliga) nicht direkt auf. Nur der Sieger des Duells zwischen dem Meister der Regionalliga Nord und dem Meister der Regionalliga Nordost durfte hoch. Eine schreiende Ungerechtigkeit, ausgedacht an Funktionärstischen. Innerhalb von zwei Spielen konnte dadurch die Erfolgsgeschichte einer ganzen Saison gelöscht werden. Im Jahr davor, im Duell mit Energie Cottbus, war das Hannover 96 schon einmal passiert.

 

Gut bedient mit dem 0:2
Im Mai 1998 drohte sich das Schicksal für Hannover 96 zu wiederholen, diesmal gegen Tennis Borussia Berlin. Die "Veilchen" galten damals als "Millionentruppe". Die Roten wussten, was in den beiden Spielen gegen den Nordost-Meister auf sie zukommen würde – und schienen im Hinspiel dennoch völlig überrascht. 96 hatte Tennis Borussia stark erwartet, aber nicht so stark wie am Himmelfahrtstag vor 22 Jahren. Dass die Berliner am Ende "nur" mit 2:0 gewannen, war noch die beste Nachricht für das 96-Team, denn es hätten durchaus mehr Gegentreffer werden können als die beiden von Francisco Copado (39. Minute) und Jens Melzig (78.).

Dicke Böcke
96 kam in Berlin nie richtig ins Spiel, vor allem Otto Addo und Gerald Asamoah, die eine überragende Regionalligasaison hingelegt hatten, blieben blass. Dazu kamen ungewohnte Fehler. "Wir haben das Spiel durch zwei Böcke, die wir selbst geschossen haben, verloren", schimpfte damals Mittelfeldspieler Dieter Hecking, der heutige Trainer des Hamburger SV. "Beim ersten Tor müssen wir den Ball ins Aus schlagen, beim zweiten stimmte die Zuordnung nicht." Auch Torwart Jörg Sievers war bedient. "Das erste Tor war eine Katastrophe, so etwas darf überhaupt nicht passieren", sagte die 96-Legende.

Die Aussichten? Schlecht!
Die Schlagzeile damals in der HAZ lautete: "Hat 96 schon alles verspielt? Kaum Chancen für das Rückspiel". Die Aussicht, das Ding drei Tage später in Hannover noch zu drehen, stufte die Zeitung als "nahezu unmöglich" ein und begründete das durchaus einleuchtend. Nach dem Hinspiel stand fest: 96 muss im Rückspiel zwei Tore erzielen, um wenigstens in die Verlängerung zu kommen. Zwei Tore gegen einen Gegner, der in 34 Regionalligaspielen ganze sieben Gegentreffer kassiert hatte und dabei kein einziges Mal zwei binnen 90 Minuten.

Kovacec' Irrtum
Kreso Kovacec, der Berliner Stürmer, der in der Saison davor noch für 96 gespielte hatte, sagte nach dem Abpfiff: "Wir stehen mit einem Bein in der 2. Liga." Mit dem Wissen von heute lässt sich aus hannoverscher Sicht mit einem Lächeln anmerken: Zu früh gefreut, mit einem Bein kommt man schnell ins Stolpern. Als sich die 96-Profis nach Mitternacht auf den Heimweg nach Hannover machten, war die Stimmung schlecht und die Hoffnung für das Rückspiel gering.

Nur Martin Kind zuversichtlich
96-Manndecker Bernd Eigner stufte die Chancen auf "30:70" ein. Lediglich Martin Kind, der damalige 96-Vorstandsvorsitzende, schaute anders auf die Partie am 24. Mai: "Ich gebe mich bewusst optimistisch, wir haben noch alle Möglichkeiten." Kind konnte damals, nach einem enttäuschenden Abend in der Hauptstadt, noch nicht wissen, dass er mit seinem Bauchgefühl richtig lag. Er konnte noch nicht ahnen, dass Gerald Asamoah im Rückspiel früh für die Führung mit einem Kopfballtor sorgen würde. Und dass in der 61. Minute ein gewisser Vladan Milovanovic ins Spiel kommen würde, der in der 84. Minute das Tor seines Lebens schießt und 52.000 Menschen in einen Glückstaumel versetzt. Aber das ist eine andere Geschichte. Zu sehen am Sonntag um 17 Uhr in voller Länge bei uns.
hr

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