Wären wir beim Schach, dann hat 96 auch gegen Schalke die Dortmunder Eröffnung gewählt. Die geht so: Erst herumstümpern, viele Chancen zulassen, damit Robert Enke zeigen kann, dass er der König ist. Dann einen Elfmeter herausholen und Schalke was Hus(z)tien – peng, 1:0! Toller Plan, ging gegen Dortmund auf beim 2:1 – aber diesmal nicht.

Schalke war turmhoch überlegen, als hätten sie mehr Figuren beim Fußballschach. Das änderte sich erst, als 96 mit zwei Stürmern angriff – da wäre fast der Ausgleich gefallen. Damit wären wir mitten in der Debatte, ob 96 nicht eine System-Rochade überdenken sollte. Schalkes Trainer Mirko Slomka hat die vorgenommen und 96 mit zwei Stürmern überrascht. Begründung für die Umstellung: Es habe Kreativität gefehlt – was auch das aktuelle 96-Problem beschreibt. Slomka: „Zwei Stürmer haben uns gut getan.“ Würden sie nicht auch 96 gut tun?
Dieter Hecking sträubt sich gegen eine Systemreform. Man dürfe nicht alles in Frage stellen nach einer Niederlage gegen ein Spitzenteam, das einen Spitzentag hatte. Nur das Ein-Spitzensystem passe zur Mannschaft. Auch wenn der Trainer die Diskussion abwürgt – zu oft (zuletzt in Frankfurt und Berlin) blieb 96 harmlos.

Die „Braucht-96-einen-zweiten-Stürmer-Debatte“ wird ja längst von Fans geführt, auch im Interesse von Mike Hanke. 96 hat ihn als Stürmer gekauft, nicht als Mittelfeld-Läufer. Hanke braucht Unterstützung, sonst hätte man die vier Millionen Euro auch in Eckfahnen investieren können.
Sind wir zu ungeduldig? Da können wir den Trainer beruhigen. Mehr als Platz acht erwartet keiner mehr von 96. Schalke, Bayer und Stuttgart kommen, haben spielerisch mehr drauf und werden die UEFA-Cup-Plätze unter sich ausmachen.
Aber das 2:3 mit mangelnder Qualität und Erfahrung zu erklären? Natürlich hat jeder die Unterschiede zwischen Bordon und Fahrenhorst oder Ernst und Lala gesehen. Aber das war es nicht allein. Zu matt, unkonzentriert, fast ängstlich, trat 96 vor allem zu Beginn auf, einige Spieler sind im Tief. Insofern ist das Gerede von der Schalke-Qualität auch eine Ausrede.