96 durch und durch
Wolfgang Dassel war schon früh vom Fußball und insbesondere von Hannover 96 begeistert: "Wenn ich nicht selbst Fußball gespielt habe, war ich schon als Schüler immer im Stadion", berichtet der 65-Jährige. Auch heute ist er noch in einer Senioren-Mannschaft aktiv. Das Sturmduo aus Ferdinand Keller und Hans-Joachim Weller hat ihn früher "enorm begeistert", besonders durch das "Wunder von Wuppertal". Dadurch, dass er oft mit seinen Freunden im Stadion bei 96 war, ergab sich folgende Chance: "Der Vater eines Schulkameraden war Kassierer im Stadion und hat uns gesagt, dass Ordner gesucht werden für die WM 1974." Kurze Zeit darauf startete Dassel ins 96-Berufsleben und sollte dort noch viele weitere Jahre bleiben. Mittlerweile ist er in seiner 50. Saison als Ordner für 96 tätig. Heimspiele hat er nur verpasst, wenn er "Urlaub hatte oder krank war - vielleicht eine Handvoll Spiele", sagt er.
Erlebnisse und Ereignisse in 50 Jahren
In solch einer langen Zeit als Ordner "erlebt man vieles", wie Dassel erzählt. Sowohl positive, als auch negative Ereignisse bleiben haften. Egal, ob als Begleitschutz für Politiker oder Wegweiser für durstige Spieler, Wolfgang Dassel hat einiges mitgemacht. Besonders ein ehemaliger Roter ist ihm ans Herz gewachsen: "Jiri Stajner war schon ein sehr feiner Kerl, der zu vielen Mitarbeitern und uns Ordnern eine gute Beziehung hatte", berichtet Dassel. Auch Kuriositäten kommen in diesem Berufsfeld nicht zu kurz - "ein paar davon kann ich gar nicht erzählen", sagt der 65-Jährige lachend. "Ich habe auch schon mal Schnee in der 80er Jahren geschippt, als 96 kein Geld für den Reinigungsdienst hatte, damit das Spiel stattfinden konnte", führt er aus. Negativ sticht für ihn aus den 50 Saisons vor allem das Länderspiel gegen die Niederlande 2015 hervor: "Das Spiel wurde aufgrund einer Attentatsdrohung kurzfristig abgesagt. Die Zuschauer, die schon im Stadion waren, dann wieder hinaus zu begleiten, ihnen zu helfen und Ruhe zu bewahren bei all der Aufregung und Ungewissheit – das bleibt dann schon hängen."
Arbeit am Spieltag und Umgang mit Fans
An der Zusammenarbeit mit Menschen findet Dassel schon immer Gefallen. Lange war er hauptberuflich in der Versicherungsbranche tätig und "auch im Stadion findet man die ganze Bandbreite an verschiedenen Menschen und Charakteren wieder – das finde ich besonders spannend", erklärt er. Vor allem bei der WM 2006 hat er "im Kontakt mit Fans aus Südkorea viel über die südkoreanische Kultur gelernt, das wäre ohne meinen Job wohl nie passiert. Man kommt mit vielen Menschen in Kontakt und das ist das, was mir wirklich Spaß macht." Im Umgang mit den Fans setzt Dassel verstärkt auf verbale Kommunikation. Auch deshalb hat er "selten Probleme mit Zuschauern" und erklärt weiter: "Hier ist Menschenkenntnis und Erfahrung gefragt - wie spreche ich Menschen an und wie gehe ich mit ihnen in verschiedenen Situationen um?" Wenn also auf den Rängen alles fair und geordnet ist, ist für den Jubiläums-Ordner dann auch mal Fußballschauen angesagt, wie er erläutert: "In diesem Bereich des Stadions (O8), in dem ich jetzt seit vielen Jahren arbeite, ist das Spielfeld nah, und wenn in den Blöcken mal weniger los ist, bekomme ich da auch schon einiges vom Spiel mit." So auch am kommenden Samstagabend (Anstoß: 20.30 Uhr; zu den Tickets), wenn 96 und der 1. FC Nürnberg in der Heinz von Heiden Arena aufeinandertreffen.
ls