Eine überaus erfolgreiche Saison liegt hinter Euch, wie war eigentlich der Start vor einem Jahr?
Nico Mavridis (31): Zu Saisonbeginn wussten wir noch nicht genau, wo wir stehen. Wir sind als Team völlig neu gestartet, haben drei Spieler ins Internat der 96-Akademie bekommen, vier weitere Talente kamen aus der Region dazu. Diese Mischung aus alten und neuen Spielern hat schnell eine sehr positive und leistungsbereite Energie versprüht.
Gab es einen Moment im Verlauf der Saison, wo Ihr gemerkt habt, dass Ihr tatsächlich Meister werden könnt?
Mavridis: Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass wir in der Saisonanfangsphase mit dem überragendem Testspiel gegen Bayern München (3:3) und dem 2:0 Sieg im fünften Punktspiel gegen den VfL Wolfsburg gesehen haben, dass wir uns qualitativ vor vielen Gegnern nicht verstecken brauchen.
Am Ende gab es in der gesamten Meisterschaft nur zwei Punktverluste beim späten Unentschieden gegen Wolfsburg und der Niederlage gegen Werder Bremen.
Mavridis: Gegen Werder haben wir klar und verdient verloren. In Wolfsburg lagen wir früh 2:0 zurück, haben in der zweiten Halbzeit das Spiel gedreht und in der Nachspielzeit leider noch den Ausgleich hinnehmen müssen. Es war aber die beste Leistung in der Hinrunde und es war ein weiterer Beweis dafür, dass das Team über die Saison ein Selbstverständnis entwickelt hat und sich zeitweise in einen Rausch spielte.
Gab es trotz der vielen positiven Elemente auch Phasen, in denen es weniger gut lief und wie ist die Mannschaft damit umgegangen?
Mavridis: In der Winterpause gab es eine kleine Delle. Wir hatten einige Verletzte und ich erinnere mich auch an ein Testspiel gegen den 1. FC Nürnberg, wo wir wirklich nicht gut ausgesehen haben. Uns hat das klar gezeigt, dass wir noch ein bisschen mehr machen müssen. Das haben wir dann in der Liga nach der Winterpause auch umgesetzt. Die Mannschaft kam dann viel über ihre Energie, ihre Geschlossenheit, das waren schon souveräne Siege. Sie zeichnete sich auch dadurch aus, dass sie sehr viele Torchancen kreierte und ein intensives Spiel nach vorne betrieb. Das war ansehnlich und hat, glaube ich, auch den Jungs viel Spaß gemacht. Das zeigte sich dann auch an den Ergebnissen.
Und dann folgte sicherlich ein Highlight für Deine Mannschaft und Dich, als es auf große Fahrt Richtung London ging?
Mavridis: Ja, wir sind auf die Einladung von Arsenal nach London gefahren, haben dort Per Mertesacker getroffen, auch vor Ort gegen deren U15 1:1 Unentschieden gespielt. Das war für die Jungs und auch für uns als Trainerteam natürlich eine tolle Erfahrung.
Sportlicher Erfolg ist schön und wichtig, aber der Kerngedanke in der 96-Akademie ist die Ausbildung junger Talente. Was hat sich da getan aus Deiner Sicht?
Mavridis: Alle Spieler haben sich individuell weiterentwickelt- Jeder in seinem Rahmen. Teilweise sind die Jungs schon lange (seit der U11) an Bord. Dazu kamen Spieler von außerhalb, die nochmal frischen Wind reingebracht haben. Durch diese Mischung haben sich die Jungs gegenseitig gepusht und alle haben davon profitieren können. Insgesamt ist der Kader sehr homogen gewesen. Wir hatten viele Spieler auf einem Niveau und die Konkurrenz innerhalb des Teams war sicherlich der Garant für die Teamentwicklung.
Nach der Meisterschaft werden Mannschaft und Du in Zukunft getrennte Wege gehen. Du übernimmst als U15-Trainer ab sofort einen neuen, jüngeren Jahrgang, deine bisherige Mannschaft rückt zu großen Teilen in die U16 auf. Wie ist das für Dich als Trainer, Abschied zu nehmen?
Mavridis: Das ist für mich ja nicht das erste Mal und es gehört zur Arbeit als Jugendtrainer einfach dazu. Ich kenne viele der Jungs schon länger. Einerseits ist es schade, da es natürlich unfassbar viel Spaß gemacht hat, andererseits erinnern wir uns alle gerne an diese erfolgreiche Saison zurück. Jetzt geht es für die Spieler auch darum, den nächsten Schritt zu gehen, sich neu beweisen zu müssen und sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen. Die Mannschaft wird im Großen und Ganzen zusammenbleiben und sicherlich auch in den nächsten Jahren eine gute Rolle spielen.
Gib uns doch mal einen kleinen Einblick in die Kaderplanung der neuen Saison. Deine Jungs gehen in die U16 von Clemens Döring hoch, Du selbst bekommst Spieler aus der U14 von Trainer Lasse Voges. Wie läuft da der Austausch?
Mavridis: Wir kennen uns alle gut, auch die Spieler sind in den anderen Trainerteams gut bekannt. Der Vorteil ist, dass alle Trainer von der U13 bis zur U16 im gleichen Büro arbeiten und wir uns täglich, auch auf dem kurzen Dienstweg, austauschen können. Wir schauen uns auch die Spiele der anderen Teams an und daher ist der Austausch da sehr gut. Klar sind wir in den Trainerteams nicht immer in der Bewertung einzelner Spieler einer Meinung, aber es wäre auch schlimm, wenn das so wäre. Ein konstruktiv-kritischer Dialog ist uns allen sehr wichtig.
In der nächsten Saison fängst Du wieder bei Null an...
Mavridis: Wir fangen alle wieder bei Null an und wollen natürlich die Spieler bestmöglich weiterentwickeln. Das wird wieder ein sehr offensiv ausgerichtetes Spiel bedeuten. Wir wollen das Spiel durch zielorientierten Ballbesitz dominieren, viel nach vorne spielen und uns Chancen kreieren. Mir ist es wichtig, dass die Jungs ein Selbstverständnis entwickeln, jedes Spiel gewinnen zu wollen und dafür das maximale zu investieren. Dennoch ist die diesjährige Meisterschaft kein Gradmesser für die Zukunft. In 22 Jahren konnte Hannover 96 erst zweimal die Norddeutsche Meisterschaft gewinnen. Wir freuen uns, wissen es aber auch richtig einzuordnen.
Zuletzt noch kurz in eigener Sache: Du stehst kurz vor dem erfolgreichen Abschluss Deiner A-Plus-Trainerlizenz. Wie beurteilst Du die Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung an der 96-Akademie?
Mavridis: Danke! Für mich persönlich war die Saison schon eine große Herausforderung durch die Dreifachbelastung Studium [Studien-Abschluss Sport und Deutsch auf Lehramt; Anm. d. Red.], Trainerfortbildung [A-plus-Lizenz] und U15-Training. Da gebührt auch ein großer Dank meinem Team, das vieles auffangen musste, wenn ich mal nicht da war. Ich war insgesamt 14 Wochen durch die Lizenz abwesend, das ist schon eine lange Zeit. Das ist ein großer Verdienst von Dennis [Hense, Co-Trainer], Christian [Brüntjen, Individualtrainer], Toni [Mausch, Athletiktrainer], Julian [Reese, Teambetreuer] und den ganzen Jungs. Ich musste gezwungenermaßen auch Aufgaben abgeben und das war auch für mich eine ungewohnte, aber positive Erfahrung, Verantwortung im Team teilen zu können.
Vielen Dank für Deine Zeit, Nico!