VON ANDREAS WILLEKE UND GUNTHER NEUHAUS
HANNOVER. Der 96-Chef war nach dem Sieg im Reich der Spieler. „Alle wirkten befreit und erlöst“, berichtet Martin Kind aus der Umkleidekabine. Das Versagen zuvor beim 0:3 gegen Leverkusen hatte Mannschaft und 96-Verantwortliche verunsichert. „Der Druck war sehr hoch, alle haben ihn gespürt“, meint Kind. Sie haben ihm standgehalten – wie eigentlich immer, wenn es ein Abrutschen in der Tabelle zu verhindern galt.

Das Problem dieser Mannschaft scheint eher, die Chance zu nutzen, wenn man aus komfortabler Position nach oben klettern könnte.
Auch die Leistung in Bielefeld taugt nicht, um gehobene Ansprüche zu formulieren. „Das kann man vielleicht irgendwann mal, aber jetzt geht es erstmal darum, sich zu finden“, meint Kind.

Der Erfolg in Bielefeld könnte allerdings ein wichtiger Schritt in der Selbstfindungsphase werden. „Darauf kann man aufbauen“, meint Dieter Hecking. Nicht mehr, nicht weniger.
Der 96-Trainer weiß: „Wir haben es noch gar nicht geschafft, über längere Zeit innerhalb eines Spiels gut zu spielen.“
Offensiver formuliert – es wird Zeit, dass 96 mal ein richtig gutes Spiel macht. Das hätten im Übrigen auch die Fans mal verdient.

Als wäre der Gegner im DFL-Katalog bestellt, kommt am Sonntag Duisburg. Drei Niederlagen in Folge, große Abwehrprobleme, beim 0:2 gegen Schalke zum dritten Mal ohne Tor – das müsste doch der passende Aufbaugegner sein. „Man kann sich nicht darauf verlassen, dass wir sie so eben mal mit links aus dem Stadion schießen“, warnt Hecking, „aber unser Ziel muss es sein nachzulegen.“
„Von den drei Spielen in einer Woche ist die Chance gegen Duisburg am größten, dass gewonnen wird“, hofft Kind. „Wir müssen diese Mannschaft schlagen, wenn wir nach oben schauen wollen.“

Gelingt der Sieg, „stehen wir mit 13 Punkten nach acht Spielen sehr ordentlich da“, weiß Hecking. Befreit vom größten Druck, müsste es doch leichter sein, das Ziel zu erreichen.