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Warum sich Christian Pander auf "ein sehr gutes Fußballspiel" freut

Am Freitagabend trifft Hannover 96 auf Preußen Münster – ein besonderes Spiel für Christian Pander. Der Ex-96-Profi und heutige Leiter der Fußballschule in Münster spricht über seine Zeit in Hannover mit Europa-League-Nächten und einem legendären Bayern-Sieg, über seine Rolle bei Preußen und die drei intensiven Wochen als Interimstrainer, die das Ranking seiner größten Fußball-Erlebnisse durcheinanderbrachten.

/ Profis
Christian Pander im roten 96-Trikot.
Christian Pander trug über vier Jahre das 96-Trikot. (Foto: IMAGO / pmk)

Hallo Christian, zu Beginn kurz auf Deinen Weg geschaut: Du bist Bundesliga Profi gewesen, wir erinnern uns in Hannover gerne an die ganz besonderen Europa-League-Nächte mit Dir zurück. Jetzt bist du Leiter einer gemeinnützigen Fußballschule und Mentalcoach. Wie sieht Dein Alltag heute aus?

Pander: Ich beschäftige mich sehr viel mit der Fußballschule. Wir haben Anfang dieses Jahres mit unserer Firma Shooting Star die Preußen-Münster-Fußballschule gewissermaßen mit übernommen. Das heißt, alles, was hier im Münsterland an Fördertraining und Fußballcamps stattfindet, läuft unter dem Namen Preußen-Münster-Fußballschule, sodass ich auch zu Ende letzten Jahres in der Mentaltrainerfirma als Geschäftsführer zurückgetreten bin. Am Ende macht es mir auch einfach sehr viel Spaß, selbst auf dem Platz zu stehen und die Kinder trainieren zu können.

Welche Funktionen übst Du als Leiter der Fußballschule aus? Du hast gerade schon gesagt, dass Du nicht nur im Büro sitzt und die nächsten Camps planst.

Pander: Grundsätzlich sind wir jetzt in den letzten zwei Jahren stetig gewachsen. Am Anfang habe ich es viel allein gemacht - von der Webseite über die Buchungsseite, Rechnungen geschrieben, wirklich alles. Mittlerweile habe ich da tatkräftige Unterstützung. Jeden Sonntag stehe ich immer selbst bei unserem Fördertraining auf dem Platz. In den letzten knapp sieben Jahren gab es vielleicht drei oder vier Sonntage, an denen ich das nicht geschafft habe.

Wichtige Termine hast Du auch in anderer Funktion bei Münster zuletzt übernommen. Berater, Präsidium und dann sogar auch in Deiner Funktion als Teamchef interimsweise den Trainerposten. Für die letzten drei Spiele der Vorsaison warst Du in der Verantwortung, und hast sehr erfolgreich mit zwei Siegen und einem Remis den Klassenerhalt geschafft.

Pander: Es war eine verrückte Zeit, denn es war nicht unser Plan A, dass ich dann auf einmal dastehe und mit einem Team zusammen Verantwortung übernehme. Aber in der Situation ist es so gekommen und ich habe dem Verein immer gesagt: "Wenn ihr glaubt, ich bin derjenige, der helfen kann, dann mache ich das super gerne". So ist es dann am Ende gewesen.

Was waren das für Wochen für Dich?

Pander: Es war eine intensive Zeit. Die drei Wochen hat sich von morgens um sieben bis abends um elf alles nur um Fußball, Preußen Münster und um den Klassenerhalt gedreht. Es hat mich natürlich in gewisser Weise wieder gepackt, weil es am Ende erfolgreich war. Nichtsdestotrotz ist das aber nicht mehr als ein Ausflug gewesen.

Eine Zukunft auf der Trainerbank ist also nicht denkbar?

Pander: Ich hatte von Anfang an gesagt, dass sobald das Projekt beendet ist, ich wieder dahin zurückgehe, wo ich hergekommen bin. Denn ich brenne, für das was ich tue. Und da haben die drei Wochen, auch wenn es sehr schön war, nichts daran verändert.

Du hast damals gesagt, dieses Erlebnis bringt Deine Top 3 Fußball-Erlebnisse durcheinander. Wie sortieren die sich denn jetzt inzwischen?

Pander: Das ist wirklich schwierig. (lacht) Es waren schon viele Highlights dabei, auch wenn ich an die Zeit in Hannover denke, an die Europa-League-Zeit und was wir für Spiele erlebt haben, diese Euphorie. Natürlich gibt es auch noch mein erstes Länderspiel, wo ich das Glück hatte, auch noch das Siegtor erzielen zu dürfen (im August 2007 beim 2:1-Erfolg im Londoner Wembley-Stadion, Anm. d. Red.). Der Klassenerhalt in Münster war noch mal eine andere Ebene, weil viel Druck auf dem Kessel war. Ein Ranking fällt mir da schwer …

Das ist nachvollziehbar, aber es ist sehr schön, dass in der Auflistung Hannover 96 eine Rolle spielt. Es war damals die sportlich erfolgreichste Phase der jüngeren Klubgeschichte. Wenn du an diese Jahre in Hannover inklusive Europa League denkst: Gibt es da Momente, Personen oder ein Erlebnis, das Dir sofort in den Kopf kommt?

Christian Pander und Diego Simeone.
Viertelfinal-Rückspiel der Europa-League Saison 2011/12: Christian Pander neben Diego Simeone. (Foto: IMAGO / MIS)

Pander: Wenn ich persönlich an Hannover denke, erinnere ich mich an ein wahnsinnig erfolgreiches erstes Jahr. Als ich gekommen bin, kam ich als, um die Bild-Zeitung zu zitieren, "größter Patient der Liga". Dann habe in der ersten Saison 44 Pflichtspiele bestritten, was natürlich für mich persönlich erstmal das Schönste war. Das Erste, woran ich denke, ist die Mannschaft. Gar nicht die einzelnen Spiele, sondern eine wahnsinnig gute Truppe, die Bock hatte, sich für den anderen zu zerreißen. Wenn man dann an die Europa-League-Abende denkt, ist es schon etwas ganz Besonderes, dass man das dann miterleben durfte.

Du hast auch in der Europa League zwei Tore geschossen, eines davon in Poltawa.

Pander: Poltawa, das weiß ich in der Tat noch. Teil meiner Erinnerung ist, dass es auf jeden Fall sehr kalt war. Und irgendwie war alles sehr besonders. Eine Mannschaft, die für uns nicht wirklich greifbar war. Es war alles in allem ein toller Trip, bei dem auch viele Zuschauer aus Hannover mitgekommen sind. Wenn man sich das überlegt, was sie unter der Woche auf sich genommen haben ­- es war eine schöne und sehr besondere Zeit.

Über einen Moment müssen wir natürlich noch sprechen. Du hast 2011 für Hannover gegen Bayern beim legendären 2:1-Heimsieg getroffen.

Pander: Da habe ich gegen einen alten Teamkollegen von mir getroffen (Manuel Neuer, mit dem Pander auf Schalke zusammenspielte, Anm. d. Red.). Allgemein werde ich sehr häufig auf die Zeit in Hannover angesprochen. Es war schon ein Novum für den Verein, in der Europa League spielen zu dürfen. Und so ein Spiel gegen Bayern war in gewisser Weise fast surreal.

Hast Du denn noch Kontakte zu Spielern, mit denen Du in Hannover zusammengespielt hast?

Christian Pander und Manuel Schmiedebach klatschen ab.
Christian Pander und Manuel Schmiedebach stehen immer noch in Kontakt. (Foto: 96/Kaletta)

Pander: Manuel Schmiedebach, der von Beginn an bei 96 irgendwie immer mein Ansprechpartner war. Mit ihm habe ich mich direkt gut verstanden, weil wir auf einer Wellenlänge waren, wenngleich wir eigentlich komplett unterschiedliche Typen sind. Mit ihm telefoniere ich immer noch in regelmäßigen Abständen. Das ist auch cool, über die vergangene Zeit zu sprechen und die eine oder andere lustige Geschichte auszukramen.

Sicherlich für Euch beide eine unvergessene Zeit hier in Hannover. Bevor wir gleich über die aktuelle Zeit und das anstehende Spiel reden, noch mal ein kleiner Schwenk zu einem anderen Thema. Du hast MENTALetics mitgegründet. Dabei geht es darum, Menschen zu unterstützen, mentale Stärke aufzubauen, und zwar vom Nachwuchskicker bis zur Führungskraft. Wie kam es, dass Du Dich mit dem Thema so intensiv beschäftigen wolltest?

Pander: Ein Bekannter von mir hat damals eine Abschlussarbeit über Sportmentoring geschrieben, daraus wurden ein Buch und später seine Selbstständigkeit als Mentaltrainer. Der Kontakt blieb bestehen. Nach dem Ende meiner Karriere habe gemerkt: Ich möchte Menschen begleiten, die vor Herausforderungen stehen. Ich habe mich gefragt, was mir in meiner Karriere gefehlt hat – gerade in Zeiten von Verletzungen und Rückschlägen. Da jemanden zu haben, der die Dinge ins Verhältnis setzt, wäre Gold wert gewesen. Das wollte ich für andere sein. So entstand die Idee, gemeinsam mit meinem Bekannten den Sportbereich bei MENTALetics aufzubauen. Über die letzten Jahre haben wir dann sehr viele Fußballer, aber auch ganz andere Menschen begleitet.

Neben Deiner Tätigkeit bei MENTaletics, hast Du auch das "Das Fußball-Mindset" geschrieben. Ist das nur für Fußballer oder für jeden, der sich vielleicht noch mal auf eine andere Art kennenlernen will?

Pander: Das Buch ist für jeden, nicht nur für Fußballer. Ich wollte meine Karriere mit all ihren Höhen und Tiefen aufschreiben – als Beispiel, dass man trotz Rückschlägen weitermachen kann. Wenn meine Geschichte drei Menschen motiviert, nicht aufzugeben, habe ich mein Ziel erreicht. Es ist eine Mischung aus Biografie und praktischen Mental-Tipps, die sich auf alle Lebensbereiche übertragen lassen – ob Schule, Beruf oder Sport. Der Prozess hat mir selbst viel gebracht, weil ich meine Karriere reflektiert und mit meinem heutigen Wissen verknüpft habe. Vielleicht war es mehr Therapie für mich als alles andere, aber es hat Spaß gemacht und das Feedback war sehr positiv.

Lass uns abschließend in die Gegenwart schauen: Freitagabend spielt Preußen Münster gegen 96. Wie schaust Du dahin als Funktionär, Ex Profi oder einfach als Fußballfan?

Pander: In den Spielen ist es natürlich wahnsinnig schwierig. Ich habe den kleinen Vorteil, dass ich sagen kann, Preußen Münster braucht die Punkte ein bisschen dringender als 96. Aber ich schaue das Spiel schon mit gemischten Gefühlen, weil ich eine super Zeit in Hannover hatte und dem Verein nach wie vor verbunden bin. Auf der anderen Seite ist Münster nicht nur früh meine sportliche Heimat gewesen, sondern überhaupt meine Heimat. Ich bin hier geboren, groß geworden und nach der Karriere auch wieder zurückgekommen. Eigentlich war ich nur die vier Jahre in Hannover so wirklich weg. Deswegen bin ich da ehrlich, Münster braucht die Punkte, glaube ich, ein bisschen dringender. Trotzdem würde ich mir am Ende wünschen, dass Hannover auf kurz oder lang wieder dahin kommt, wo sie auch zu meiner Zeit waren. Das hat der Klub verdient. Die ganze Fankultur ist ja total cool. Deswegen würde es mich freuen, wenn Hannover da auf kurz oder lang wieder hinkommt.

96 hat zuletzt zweimal sehr ordentlich gespielt und zu Null gewonnen. Münster kommt mit dem Derbysieg im Rücken.  Was erwartest Du aus sportlicher Sicht für ein Duell?

Pander: Ich glaube, dass wir grundsätzlich hier in Münster zu Hause ganz ordentliche Spiele abgeliefert haben und es deshalb ein Spiel auf Augenhöhe werden kann. Wenngleich Hannover in den letzten Spielen schon wirklich sehr gut performt und auch die Ergebnisse erzielt hat, wird es, glaube ich, ein harter Fight. Ich denke, dass es auch ein schönes Spiel wird, weil der Ansatz von Münster ist, den Ball haben zu wollen, Fußball zu spielen. Auch bei Christian Titz ist ja bekannt, er möchte gerne Fußball spielen lassen und hat da einen coolen Ansatz. Dementsprechend glaube ich, dass es ein sehr gutes Fußballspiel wird.

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