Dieser Artikel ist in ähnlicher Form erstmals im Februar 2017 erschienen.
Unterschiedliche Voraussetzungen
Schenkt man den Wettervohersagen für kommenden Samstag Glauben, erwarten uns in Hannover 10 Grad, wenn der VfL Bochum zum letzten 96-Heimspiel vor Weihnachten 2025 in Hannover antritt. Gegensätzlicher könnten die Voraussetzungen im Vergleich zur Partie im Dezember 2009 nicht sein. Dieses Ereignis war eines für die Geschichtsbücher. Sportlich ließ sich die Sache für 96 zunächst gut an. Jan Schlaudraff brachte die Roten auf trotz Rasenheizung gefrorenem Geläuf mit einem Doppelpack in den Spielminuten 6 und 33 in Front – und die teils in Thermodecken gehüllten Stadionbesucher in frostige Ekstase. Wie egal war es da auf einmal, dass die Gesichtsmuskulatur nicht mehr wirklich gehorchte und die Getränke in den Bechern regelrecht einfroren.
Ein Hauch von Euphorie
Das von Andreas Bergmann trainierte Team hatte die Punkte bitter nötig. Die Tragödie um Robert Enke lag nur etwas mehr als einen Monat zurück und die Schockstarre, in die der Tod des Torhüters und Kapitäns den Klub versetzt hatte, war in den vorangegangenen Spielen auch auf dem Platz deutlich spürbar gewesen. Immer näher kamen die Abstiegsränge und so war die 2:0-Halbzeitführung zum ersten Mal nach einer gefühlten Ewigkeit wieder etwas, das in einem mit Hannover 96 verbundenen Menschen das Empfinden von Euphorie hervorrief, das in diesen emotional so schwierigen Wochen für immer verloren gegangen schien.
Doch in der zweiten Hälfte geschah das, was in dieser Zeit zu einem wahren Charakteristikum für die Roten geworden war: Ein kleiner Rückschlag brachte die 96-Elf ins Wanken. Sieben Minuten nach Wiederanpfiff markierte der eingewechselte Paul Freier den Bochumer Anschlusstreffer – und zwei Minuten darauf fiel direkt der Ausgleich durch Joel Epalle. Mit einem Schlag war es vorbei mit dem Hauch von Euphorie, der kurz zuvor noch durchs Stadion gezogen war.
Später Nackenschlag
Angst vor einem weiteren Rückschlag machte sich breit – einer Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten, denn der VfL lag auf Relegationsrang 16 nur drei Plätze hinter 96. Und diese Niederlage sollte kommen. Ihren Weg bereitete ein Freistoß aus knapp 30 Metern vier Minuten vor Schluss, den der Österreicher Christian Fuchs unhaltbar für 96-Schlussmann Florian Fromlowitz in die Maschen zirkelte.
So ging es mit gesenktem Kopf in die Winterpause. Wir wissen aber, dass die Saison mit einer fulminanten Aufholjagd und einem ebenfalls unvergesslichen 3:0-Sieg im Rückspiel in Bochum noch ein positives Ende nehmen sollte. Und so ist der Blick zurück auf dieses 2:3 in der eisigen Arena am zufrierenden Maschsee ein Baustein, der die Erinnerung an eine außergewöhnliche, unendlich intensive und mit den Jahren fast ein bisschen surreale Zeit komplettiert.
Die Erinnerungen bleiben
Trotzdem: Die Erinnerungen an genau solche Erlebnisse bleiben. Wir würden sie niemals missen wollen. Beim nächsten Duell mit den Bochumern am Samstag würden wir aber natürlich gerne ein anderes Ergebnis nehmen. Dann feiern wir hoffentlich einen Heimsieg - wenn Ihr noch kein Ticket habt, dann sichert Euch hier schnell eines und feuert unsere Mannschaft beim Heimabschluss 2025 an.
hec/nik