VON FLORIAN KREBS
HANNOVER. Mike Hanke war bedient – so sehr, dass er nach dem Spiel alle Interviewanfragen ablehnte. Erst gestern Vormittag redete er wieder: „Mich hat angekotzt, wie wir die Gegentore kassiert und nicht mehr konzentriert genug gearbeitet haben. Ich war frustriert und wollte einfach nur nach Hause.“ Seine Auswechslung sei nicht der Grund gewesen für das ungewohnte Schweigen: „Ich war platt, nicht mehr richtig im Spiel. Das war okay.“
Gar nicht okay findet Hanke das, was sich gestern Mittag abspielte. 22 Stunden nach Hankes vermeintlichem Treffer zum 1:0 erkannte ihm die DFL das Tor ab – und entschied auf Eigentor von Steve von Bergen. Der Hertha-Verteidiger hatte einen Hanke-Schuss in der 19. Minute ins eigene Netz abgefälscht – der Ball wäre sonst neben das Tor gegangen. Schon beim 3:1 in Dortmund hatte Hanke vergeblich über das Ende seiner Torflaute (letzter Treffer am 22. Februar in Bochum) gejubelt – er hatte aber Arnold Brugginks Freistoß mit dem Kopf gar nicht berührt.

Bitter für Hanke: In der offiziellen Bundesliga-Torschützenliste wird er nach wie vor mit „nur“ neun Saisontreffern geführt. Und das, obwohl er doch für ein EM-Ticket jedes Tor braucht. Nach eigener Zählung hätte Hanke schon elf Treffer – gegen Hertha rannte er zur Pause sogar zu Schiedsrichter Michael Kempter. Der Schiri zur NP: „Herr Hanke sagte zu mir: ‚Ich habe das Tor geschossen.’ Hanke habe ich auch als Torschützen im Spielbericht vermerkt.“

Die DFL entschied gestern anders – dabei war Hanke am Morgen noch überzeugt gewesen: „Das war mein Tor. Es gibt ja auch Situationen, in denen der Ball aus 20 Metern Richtung Eckfahne geht und ins Tor abgefälscht wird. Das ist das Gleiche.“

Kein Tor in Dortmund, Tor verloren gegen Hertha – verpasst Hanke darum die EM? Sportdirektor Christian Hochstätter macht dem Stürmer Mut: „Es zählen nicht nur Tore, sondern auch, wie er für die Mannschaft arbeitet.“ Arnold Bruggink will mithelfen, dass Hanke doch noch zur EM darf: „Ich würde Mike gern noch vier Dinger vorlegen.“