«Bad Pyrmont.

Durchwachsen wie das Wetter in Bad Pyrmont ist auch das, was die „Roten“ zurzeit an Leistungen zu bieten haben. Allerdings, beim Blick mit etwas Distanz zeigt der Daumen nach oben. Dieter Hecking, Trainer des Fußball-Bundesligisten Hannover 96, findet: „Wir sind im Großen und Ganzen gut dran. Hoffentlich bleibt das so.“ Das kniffelige Unterfangen, 25 Spieler bei Laune zu halten, von denen ein Großteil mit der Hoffnung auf einen Stammplatz konkurriert, ist Neuland für 96 und deshalb kein Selbstläufer. Unter diesen Wettbewerbsbedingungen werden auch die Trainingsspiele härter. Einen Höhepunkt gab es am gestrigen Freitagvormittag, als im Übungsspiel zunächst Altin Lala und Chavdar Yankov sowie Valérien Ismaël und Hanno Balitsch aneinanderrasselten. „So muss das sein im Training“, sagte Ismaël später. „Gesunder Konkurrenzkampf ist gut. Es gibt aber auch Risiken. Es darf keine schlechte Stimmung reinkommen“, warnte der Routinier.

Die ersten Testspiele mit den klaren Ergebnissen von 6:1 gegen den SV Ramlingen/Ehlershausen sowie 8:1 gegen die Bad-Pyrmont-Auswahl tat der Franzose als wenig aussagekräftig ab. „Das sind nur Kirmestruppen, aber gute Gegner zum Reinkommen.“

Wie gut die „Roten“ schon reingekommen sind? Ein Überblick.

Tor Robert Enke ist noch im Urlaub. Stellvertreter und 96-Neuzugang Florian Fromlowitz ist durch einige starke Sprüche und einige starke Paraden aufgefallen – aber auch durch haarsträubende Fehler. Morten Jensen sollte schon ausgeliehen werden, nun bleibt er zur Ergänzung da.

Innenverteidigung Ismaël sagt es nicht frei heraus, doch seine Körpersprache belegt den Anspruch auf den Posten des Abwehrchefs. Mario Eggimann, gestern mit Adduktorenproblemen vorzeitig raus, bringt spürbar mehr Qualität ins Team. Er muss neben Zweikampfstärke auch Übersicht und Passsicherheit im Spielaufbau beweisen, will er sich von Vinicius klar absetzen. Frank Fahrenhorst ist momentan nur dabei statt mittendrin.
Jungprofi Tim Hofmann ist als fünfter Innenverteidiger fünftes Rad am Wagen.

Linker Verteidiger Michael Tarnat hat den Fokus auf individuelles Stabilisationstraining gelegt. Es sieht so aus, dass er zum Start fit und in Form ist. Und es sieht nicht so aus, dass 96 einen fitten Tarnat auf die Bank setzen kann. Konstantin Rausch kommt ganz gut mit, aber: bloß nichts überstürzen.

Rechter Verteidiger Steve Cherundolo ist noch im Urlaub – einstweilen halten Landsmann Salvatore Zizzo und Neuprofi Leon Balogun die Stellung. Zizzo ist vor allem schnell, Balogun durchsetzungsfähig im Vorwärtsgang. Defensiv müssen sie dazulernen.

Mittelfeld defensiv Altin Lala, Hanno Balitsch und Christian Schulz sind mit Schwung aus der Sommerpause gekommen. Chavdar Yankov fehlen noch Robustheit und Vertrauen ins genesene Knie. Erst wenn die Gegner stärker werden, kann sich zeigen, wer in welchem System am stärksten agiert. Jungprofi Bastian Schulz bleibt eine Ergänzung.

Mittelfeld offensiv Szabolcs Huszti glänzt noch nicht wie zu besten Zeiten auf der linken Seite. Arnold Bruggink deutete schon an, dass seine Spielideen durch die neue Luxus-Sturmreihe an Durchschlagskraft gewinnen. Er sollte so weiter eine wichtige Rolle in der 96-Offensive spielen. Jan Rosenthal hat die Sorgen der Schambeinentzündung hinter sich gelassen und könnte sich in dieser Saison noch weiter in den Vordergrund spielen. Sergio Pinto, Doppel-Rotsünder der vergangenen Saison, ist rehabilitiert und will sich nun wieder aufdrängen. Ein Traumtor aus 50 Metern gestern im Training – es muss aber noch mehr kommen. Ebenso von Gaétan Krebs.

Sturm Den Neuzugängen Jan Schlaudraff und Mikael Forssell gehört zu Recht die größte Aufmerksamkeit, sie heben die Qualität des Sturms klar an. Schlaudraff hat schon eifrig Testspieltore geschossen – heute gegen den Kreisligisten FC Boffzen (15 Uhr) will der Finne Forssell nachlegen. Mike Hanke hat sich selbst eine Diät auferlegt, um mehr Tore zu erzielen. Jiri Stajner ist im Begriff, Edeljoker zu werden – das wird weder ihm noch seinen Fans reichen.