Gentlemen, please start your engines!
Vom Cheftrainer bis zum Praktikanten stellte sich die komplette Begleitmannschaft des Profi-Teams die Wecker, Handys oder den hilfsbereiten Zimmernachbarn auf kurz vor fünf, um pünktlich in die drei bereitgestellten Kleinbusse zu steigen, die die Crew rauf in die Berge bringen sollten.
Zuvor stellte Coach Dieter Hecking gespielt missmutig fest, dass er und Doc Wego Kregehr die Einzigen waren, die keine rote Jacke anhatten – und schon fiel die Aufmerksamkeit auf Zeugwart „Mille“ Gorgas. Der aber hatte eigentlich alles perfekt organisiert und konnte sich das Fehlen der roten Jacken nur mit einen Kollegen-Scherz erklären. „Mille“ wollte die Sache nicht auf sich sitzen lassen und gab fortan den aufziehenden Sprüchen seiner Begleiter ordentlich „Konter“, wie er es selber in der ihm gewohnten Fußballsprache ausdrückte. Doc Wego hatte unterdessen zugegeben, eine rote Jacke bekommen zu haben, doch scheinbar fiel sein Modell kleiner aus als sonst und somit entschied er sich für eine weniger figurbetonende schwarze Variante.
Betreuer Thomas Westphal, dessen Sehorgane durch das frühe Aufstehen eher an Knöpfe als an Augen erinnerten, Team-Busfahrer Mirko Liesebach und Physio Ralf Blume hatten fortan nur noch eine Mission im Sinn und die lautete: „Wie bekommen wir die Sippe am schnellsten auf den Berg?“ Ganz einfach: In feinster SEK-Manier rauschten die silbernen Pfeile im Formationsflug vom Hof des Mannschaftshotels in Richtung Autobahn. Wer jetzt schon den Angstschweiß auf der Stirn hatte, der sollte nach dem Verlassen der Autobahn ein gehöriges Problem bekommen. Denn nach ca. 25 Minuten Fahrt stand die Auffahrt zum 1760 Meter hoch gelegenen „Hotel Feuerberg“ an. Serpentinen und nahezu senkrechte Steigungen waren für die erfahrenen Fahrer kein Hindernis – der ehemalige Rallye-Weltmeister Walter Röhrl kann sich gerne bei 96 melden, wenn er noch ein paar Fahrtipps für die Alpen braucht.
“Schaut´s her, is des schee!“
Leicht grün im Gesicht, aber dafür endlich wach, stieg der Staff aus den Autos und…fror. Ganze vier Grad hatte es auf dem Gerlitzen und alle wollten nur noch eins: losmarschieren und dabei warm werden! Zunächst leiteten der Führer der Tour, Horst Wallner, und Wolfgang Ebner vom Fremdenverkehrsverband den 96-Trupp auf den 1911 Meter hohen Gipfel, von wo man einen sagenhaften Blick über das Dreiländereck Österreich, Italien und Slowenien hatte. Ganz in der Ferne konnte man sogar das Dach der Klagenfurter EM-Arena erkennen. Torwarttrainer „Colt“ Sievers war dann auch der erste, der sein Handy zückte, um die morgendlichen Eindrücke hoch über den Dächern Kärntens im Bild festzuhalten. Beschleunigt vom Rückenwind wurde der „Abstieg“ eingeleitet – das neue Ziel war die „Seppl Hütte“, auf der schon bald ein zünft´ges Frühstück eingenommen werden sollte.

Der 96-Staff um Höhenflug
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Der Weg dorthin erwies sich allerdings als etwas kompliziert und so war Sportdirektor Christian Höchstätter der erste, der hautnahe Bekanntschaft mit dem felsigen Untergrund schließen durfte. Umknickende Gelenke, schnappende Kreuzbänder und Schweiß in Massen – ganz großer Fußball, denn auf dem Platz kann es durchaus ähnlich aussehen.
“Doc Wego“ hatte aber erneut ein ganz anderes Problem, denn man musste kurzzeitig überlegen, den Mannschaftsarzt in der Wildnis zurückzulassen. Was war passiert? Eine Bretter-Schleuse erwies sich für „Dick Wego“ als scheinbar unüberwindbares Hindernis. Irgendwie hat er sich dann doch „durchgedribbelt“ und die letzten Meter zum Frühstück konnten zurückgelegt werden.

Doc Wego im Kampf - Busfahrer "Liese" schaut zu
“Magst oa a Oa?“
“Möchtest Du auch ein Ei?“ Zum Frühstück wurde „Frigga“ serviert, ein Kärntner Spezialfrühstück aus Ei, Schinken, Speck, Käse und Kräutern, dazu Brot oder Semmeln. Kurz gesagt: Sauguat war´s! Das fand auch Carsten „Maschine“ Müller.vom 1.FC Magdeburg, der zurzeit ein Praktikum zum Fußballlehrer bei 96 macht.
Frisch gestärkt ging es dann wieder in Richtung Velden, wo pünktlich um zehn Uhr die vormittägliche Trainingseinheit „angepfiffen“ wurde.
Zusammenhalt und Dankeschön
Neben jeder Menge Spaß gab es bei dem gemeinsamen Morgenausflug natürlich auch einen Hintergedanken: Der Staff freut sich über Neuzugänge, die ihre Kollegen noch besser kennen lernen sollten und der ohnehin sehr gute Teamgeist konnte dadurch noch ein Stückchen wachsen. Darüber hinaus war der Ausflug eine willkommen Abwechslung im harten Trainingslager-Alltag und eine Belohnung für diejenigen, die meist im Hintergrund arbeiten und genau so viel leisten wie die Mannschaft auf dem Platz - damit es auch in Zukunft bei 96 weiter bergauf geht…
Aus dem Trainingslager berichtet Eric Zimmer