NIEMALSALLEIN

Verletzter 96-Star wird Betriebswirt. Er arbeitet am Comeback.

 

Vorrunde gelaufen. Aber er selbst läuft noch lange nicht. „Das wird noch zwei, drei Wochen dauern“, sagt Valérien Ismaël. An Mannschaftstraining sei zurzeit „noch nicht zu denken“, erklärt der Franzose.

Fast zwei Monate ist es nun her, dass der 96-Innenverteidiger im Spiel gegen Leverkusen erneut eine schwere Verletzung am rechten Knie erlitt. Statt auf dem Trainingsplatz zu stehen, sitzt er seitdem dreimal in der Woche im Seminarraum. An der Fachhochschule für die Wirtschaft (FHDW) Hannover hat sich der Bundesliga-Profi für den Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaftslehre eingeschrieben, mit der Ausrichtung „International Management“. Normale Studiendauer: sechs Semester.

„Das war ganz spontan“, schildert der 33-Jährige seinen Entschluss. „Ich wollte mich ablenken, etwas für den Kopf tun.“ Während auf dem Trainingsplan Massagen, Aquajogging, Fahrradfahren und Krafttraining stehen, hält der Stundenplan Buchführung, Kostenrechnung und Controlling bereit.

Eishockey-Fan Ismaël kam nicht von selbst auf die Idee zum Studium an der FHDW, die nur wenige hundert Meter vom Eisstadion am Pferdeturm entfernt liegt. Den Vorschlag machte der befreundete Indians-Stürmer Marian Rohatsch, der selbst an der Freundallee die private Hochschule besucht. Dort ist Ismaël, deutscher Meister und Pokalsieger 2004 und 2006, nun einer von 515 Studierenden.

„Ein bisschen Getuschel gibt es schon immer, wenn er da ist“, erzählt Professor Karl-Wilhelm Müller-Siebers, der von seinen Studenten nur „Müsi“ genannt. Der FHDW-Chef ist Ismaëls neuer Präsident neben 96-Chef Martin Kind. „Er ist sehr interessiert, stellt auch im Anschluss an die Veranstaltungen noch Fragen“, so der 54-Jährige über seinen prominenten Zugang.

Auf rund 20 Prozent schätzt die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) die Zahl der studierenden Bundesliga-Spieler, von denen die meisten Fernstudiengänge belegen. „Das ist für viele eine interessante Bereicherung“, weiß VDV-Laufbahnberater Frank Günzel.

„Die Ablenkung tut gut“, sagt Ismaël, der nicht nur solides Zahlenwissen paukt, sondern auch Englisch und Spanisch lernt. „Mein Ziel ist momentan aber kein Abschluss, sondern irgendwann wieder zu trainieren“, sagt er. Und auch Professor „Müsi“ wünscht ihm, „dass er noch fünf oder zehn Jahre bei 96 spielt“.

VON THORSTEN LANGENBAHN

 

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