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Das interne Bundesliga-Tippspiel ist auch in den Sportredaktionen vor Beginn der Saison ein Muss. Werden die Bayern wieder Meister, wer steigt ab – und wo steht Hannover 96 am Ende der Saison? In der Sportredaktion der Frankfurter Rundschau (FR), erzählt Frank Hellmann, habe ein Kollege 96 auf den 6. Platz getippt. „Ich war da vorsichtiger“, sagt der Fußballspezialist, der für die FR über die Nordklubs der Liga und gelegentlich auch für die HAZ berichtet, „ich habe Hannover Platz 9 zugetraut.“

Kann ja noch werden, doch im Moment sind die „Roten“ davon weit entfernt. Im Moment stehen sie mit 13 Punkten auf dem 13. Platz und stecken in der Krise. Wie wird die Situation außerhalb von Hannover gesehen, was sind die Gründe für den Misserfolg, wie soll’s weitergehen? Die HAZ hat drei Fußball-Experten nach ihrer Meinung gefragt und dabei festgestellt: Auch die Fachleute sind vom tiefen Fall der „Roten“ überrascht.

Erstaunt war Hellmann, der beim 0:4 am vergangenen Sonnabend im Frankfurter Stadion dabei war, besonders über die „Hilflosigkeit, Leblosigkeit und Harmlosigkeit“ der Hannoveraner. „96 hat sich gegen eine gewiss nicht übermächtige Eintracht wie ein Kuschelkätzchen präsentiert“, sagt der 42-Jährige. Wenn eine Mannschaft so spiele, dann sei grundsätzlich etwas falsch, meint Hellmann. Der gebürtige Bremer hält Trainer Dieter Hecking „für einen guten Fachmann, dem man Vertrauen schenken sollte“. Allerdings stehe durch den Misserfolg auch seine Einkaufspolitik am Pranger.

„Absolut überrascht“ von der bislang enttäuschenden Saison ist auch Premiere-Kommentator Torsten Kunde. „96 hat ein gutes Team mit hohem Potenzial. Auffällig ist jedoch, dass sich die Mannschaft immer noch nicht gefunden hat – am 14. Spieltag ist das dramatisch“, sagt der 44-Jährige: „Dem Team fehlt Kontinuität, Konstanz und der Rhythmus.“ Auch Kunde hatte Hannover eine weitaus erfolgreichere Saison zugetraut. Dass es bislang nicht läuft bei 96, habe auch mit dem Verletzungspech und Formschwankungen der Leistungsträger zu tun, sagt der Reporter. „Außerdem scheint es, als sei die Hierarchie in der Mannschaft seit dem Ausfall von Robert Enke weggebrochen. Es fehlen Führungsspieler, die die Verantwortung übernehmen“, sagt Kunde, der für den Pay-TV-Sender zuletzt vom 1:1 gegen Bochum aus der AWD-Arena berichtete.

Von einem Trainerwechsel zum jetzigen Zeitpunkt hält er nichts. „Hecking hat den Auftrag, 96 bis zur Winterpause wieder in die Erfolgsspur zu führen. Daran muss er sich messen lassen. Es wäre ein großer Fehler, wenn man ihm diese Chance nicht gibt“, meint Kunde, der eine besondere Philosophie zur Krisenbewältigung parat hat: „Kontinuität ist eine oft unterschätzte Erfolgsgarantie.“

Auch der renommierte Fußballexperte Jörg Marwedel ist über die Talfahrt der „Roten“ verwundert. „Ich habe gedacht, dass 96 mit den neuen Spielern einen Schritt nach vorne machen würde“, sagt der freie Journalist aus Hamburg, der für die HAZ und die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt. Für ihn ist es ein Fehler, „dass Hecking nur mit einer Spitze spielt. Wenn man solche Stürmer hat wie 96, dann sollte man sie auch einsetzen“, meint der 53-Jährige, der zudem im Vergleich zur vergangenen Saison das „gute Verhältnis innerhalb des Teams“ vermisst: „Da ist etwas verlorengegangen“, sagt er.

Am Wochenende sollte Marwedel eigentlich vom Spiel der Bremer gegen Frankfurt berichten. Doch die SZ-Redaktion hat ihn nach Hannover geschickt, „ich soll mal sehen, was da los ist“. So hatte sich 96 das mit der Außendarstellung sicherlich nicht vorgestellt.

Von Christian Purbs

 

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