NIEMALSALLEIN

Tarnats Vertrag wird nicht verlängert. Das sagt ihm der 96-Trainer vor dem Spiel.

 

Nichts. Nicht mal ein Blumenstrauß. Für Michael Tarnat fiel die Verabschiedung vor seinem 363. Bundesligaspiel aus. Die 96-Fans applaudierten bei seiner Auswechslung zwar artig, wussten aber von nichts. Vier Stunden vor dem Spiel hatte Tarnat selbst noch nicht gewusst, dass es gegen Wolfsburg sein letztes Pflichtspiel in der AWD-Arena werden würde.

96-Trainer Dieter Hecking hatte dem Linksverteidiger morgens nicht nur mitgeteilt, dass er in der Startelf stehen wird, sondern auch das Ende seiner Bundesliga-Laufbahn verkündet.

„Ich habe hier jetzt fünf Jahre die Knochen hingehalten, eine 19-jährige Karriere hinter mir. Wenn man dann nach einem Spaziergang mitbekommt, dass der Vertrag nicht verlängert wird, finde ich das ein bisschen unwürdig“, sagte der 39-Jährige enttäuscht. „Aber das ist die Art und Weise, wie man hier arbeitet“, so Tarnat. Nach seiner Auswechslung verweigerte er Hecking den Handschlag. Schiri Herbert Fandel hatte zuvor das richtige Händchen, wünschte alles Gute. „Den günstigsten Zeitpunkt, um das einem verdienten Spieler mitzuteilen, den wirds nicht geben“, sagte Hecking.

„Das hat sich im Gespräch so ergeben. Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen.“ Sportlich war jedoch schon lange absehbar, dass es mit Tarnat nicht weitergehen wird. In seinen sieben Saisoneinsätzen hat sich gezeigt: Der in die Jahre gekommene Champions-League-Sieger kann läuferisch nicht mehr mithalten. Das wurde auch wieder gegen Wolfsburg deutlich.

„Die Entscheidung muss man akzeptieren, aber ich gebe Michael absolut recht, dass es so nicht passieren darf, wie es abgelaufen ist. Man hätte es viel früher machen können“, meinte 96-Kapitän Robert Enke. Das sagte Enke gestern auch dem Trainer. Klar ist: Dadurch hat Hecking an Autorität eingebüßt.

„Es hat etwas mit Respekt zu tun, einem das ins Gesicht zu sagen. Sicherlich ist man dann enttäuscht, aber man weiß, wo man dran ist“, meinte Tarnat. Mehrere Gesprächstermine über seine Zukunft waren zuletzt abgesagt worden. „Das war eine ungünstige Konstellation und ist sehr bedauerlich“, sagte 96-Präsident Martin Kind.

Heute trifft er sich mit Tarnat zum vereinbarten Gespräch. Hecking wurde auf Tarnats Bitte kurzfristig ausgeladen. Kinds Angebot: Der Routinier könnte in die Vereinsarbeit eingebunden werden. „Unter den Bedingungen muss man aber erstmal sehen, ob er noch Interesse hat“, so der 96-Chef. Auch sein Ex-Klub Bayern, mit denen Tarnat viermal deutscher Meister wurde, soll ihn als Scout wollen. Kind stellt dem 19-maligen Nationalspieler zudem ein Abschiedsspiel in Aussicht. Ob Tarnat dann noch Blumen will, erscheint allerdings fraglich.

VON THORSTEN LANGENBAHN

 

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