NIEMALSALLEIN

 

Der Trainer hat den Hut nicht genommen, den ihm die Fans in Bielefeld hingehalten haben. Und so kann es sein, dass Dieter Hecking heute zum Schutz vor der Sonne ein Käppi trägt. Es soll ja heiß werden in den nächsten Tagen, und sowieso könnte allen bei 96 ein bisschen Abkühlung gut tun. Der Urlaub ist jedenfalls vorbei, um 15 Uhr stehen Spieler und Trainer wieder auf dem Platz.

Es geht wieder los bei 96 – aber ist das eine gute Nachricht? Allzu viele waren jedenfalls unzufrieden, als vor fünf Wochen die Saison beendet wurde. Im Niemandsland auf Platz elf mit 40 Punkten. Seitdem ist bei 96 eigentlich nur Jörg Schmadtke passiert. Der neue Sportdirektor hat seinen Job angetreten und mit Valdet Rama, Constant Djakpa und Karim Haggui drei Spieler verpflichtet, deren Qualität schwer einzuschätzen ist. Einen Quantensprung der Mannschaft versprechen sie aber nicht.

Schmadtke handelte immer in Absprache mit Hecking, aber der Trainer hat sich öffentlich zurückgehalten. Fast könnte man meinen, Hecking hätte sich im Rucksack versteckt, den 96 mit in die Vorbereitung schleppt. Nach der missratenen Vorsaison startet 96 nicht unbelastet in die achte Bundesligasaison in Folge. Dabei ist diese Konstanz allein schon ein Erfolg, wird aber nicht so wahrgenommen. Das weist auf die gestiegenen Ansprüche hin, aber auch auf die Verwerfungen rund um 96. Nicht für alle Probleme – etwa die Außendarstellung und die Preispolitik – ist dabei Hecking verantwortlich.

Vergleicht man aber die neue Saison mit einer Bergtour, dann startet 96 nicht am Nullpunkt, sondern tief im Tal und mit schwerem Gepäck. Diese Belastung loszuwerden, muss das erste Saisonziel sein. Es wäre auch nur fair, wenn Trainer und Mannschaft die Chance erhalten, den Rucksack leerzuräumen und es besser zu machen. Das bedeutet allerdings viel Arbeit für den Trainer, der weiß, dass er nicht mehr viel Kredit hat.

Wenn am kommenden Donnerstag die DFL den Spielplan herausgibt, werden sicher Wetten abgeschlossen, nach welchem Spieltag Hecking gefeuert werden könnte. Es liegt am Trainer, diese Spielchen zu durchkreuzen. Heckings Führungskraft ist gefordert, er muss das belastete Verhältnis zur Mannschaft kitten. "Es gibt ein paar Spieler, die mir kritisch gegenüberstehen", weiß er. Mit Michael Tarnat hat sich ein scharfer Kritiker verabschiedet, allerdings auch ein Führungsspieler.

Die Mannschaft braucht eine neue Hierarchie, ein neues Spielsystem hat Hecking bereits versprochen. Im 4-4-2 soll 96 offensiver werden, aber auch dagegen gilt es laut Trainer "Vorbehalte aus der Mannschaft" zu überwinden. Das wird ihm nur gelingen, wenn man defensiv stabil steht und nicht länger die Schießbude der Liga ist. Die Mannschaft muss neu ausbalanciert werden, taktisch und menschlich. Dazu gehört auch, den teuren Vorjahreseinkauf Jan Schlaudraff zu integrieren. Das muss man von Hecking erwarten, denn er hat den schwierigen Profi aus Aachen gekannt und trotzdem gewollt. Es bleibt viel zu tun, aber bis zum Bundesligastart im August ist auch noch viel Zeit. Und bis dahin gilt auch gegen unterklassige Testgegner – Siege sind immer gut.

VON ANDREAS WILLEKE

 

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