NIEMALSALLEIN

 

Es gibt noch zu wenig Untersuchungen darüber, aber womöglich wird die Bedeutung der Fußballernasen für den Erfolg deutlich unterschätzt. Anders als sein Vorgänger Dieter Hecking hielt Andreas Bergmann seine Mannschaftssitzung nicht im "sterilen Hotel", sondern in der Kabine des Nürnberger Stadions ab. "Da riechts mehr nach Fußball", erkläre der 50-Jährige. Eine prächtige Idee, denn am Ende hatte 96 in Nürnberg mit 2:0 die Nase vorn.

Der erste Sieg mit dem neuen Trainer. "Für uns hat jetzt die Saison begonnen", freute sich Sportdirektor Jörg Schmadtke. Hecking schickte eine Glückwunsch-SMS, und für Christian Schulz steckt "hinter dem Sieg viel Arbeit von Dieter Hecking". Kapitän Robert Enke hielt einen Vergleich mit dem Ex-Trainer für "unfair", aber viele Kollegen äußerten sich weniger zurückhaltend. "Die Mannschaft hat auch für Andreas Bergmann gewonnen", sagte Arnold Bruggink, "er hat die Begeisterung zurückgebracht." "Er hat uns Mumm gegeben", lobte Mario Eggimann. "Er hat uns alle Stärken ins Gedächtnis gerufen", meinte Konstantin Rausch. "Er hat uns viel positive Energie gegeben", sagte Jiri Stajner, der besonders geladen war.

Stajner erzielte beide Tore (15., 86.). Hätte der erste Elfmeter gezählt (54.), wären es sogar drei gewesen. Schiedsrichter Jochen Drees ließ den jedoch wiederholen, weil Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen waren – eine extrem seltene Entscheidung. Raphael Schäfer hielt Stajners mit Tempo 113 getretenen zweiten Strafstoß. Ansonsten hielt sich Nürnberg deutlich zurück. "Wir sind zu wenig torgefährlich und hinten zu fehlerhaft", klagte Trainer Michael Oenning. So ist Nürnberg ein Abstiegskandidat. 96-Chef Martin Kind hingegen freut sich, dass man sogar vor den Bayern in der Tabelle steht, warnt aber "vor falscher Euphorie". Bergmann schnuppert am Trainerjob. Kind stellt den in Aussicht, wenn 96 gegen Hoffenheim gewinnt: "Es wäre nicht klug, gegen jemanden eine Entscheidung zu treffen, der Erfolg hat." Der Sportdirektor sieht das jedoch "nicht ergebnisorientiert". Schmadtke will vor allem wissen, "ob die Mannschaft funktioniert". In Nürnberg "hat er den Job gut gemacht". Aber der Ex-Torwart fragt sich: "Wars eine einmalige Erscheinung, oder ist es ein dauerhafte Sache?"

Den neuen Zusammenhalt demonstrierten Mannschaft und Trainer mit ihrem Siegeskreis nach Abpfiff. "Ein schönes Ritual auch für die Zukunft", findet Eggimann. Solange jedoch nicht klar ist, ob Bergmann Trainer bleibt, prüft 96 auch andere Kandidaten. "Wir arbeiten das seriös ab", kündigt Schmadtke an. Mirko Slomka und Lothar Matthäus sind also weiter im Rennen. Schmadtke will "gar nichts ausschließen". Vorerst hatten Kind und Schmadtke mit Bergmanns Beförderung aber einen guten Riecher. "Andreas ist ein unverbrauchter, erfahrener Trainer, der die Mannschaft mit seiner Ansprache getroffen hat", lobt Schmadtke. Allerdings bleibt spielerisch noch viel Luft nach oben. "Erstmal ist der Schweiß gefragt, dann der Spaß", meint Schmadtke. Spieler und Trainer können sich gut riechen – und damit sind die Chancen stark gestiegen, dass man noch oft zusammen in der Kabine sitzt, in der es so schön nach Fußball müffelt.

 

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