NIEMALSALLEIN

Bei der DFL-Mitgliederversammlung heute in Frankfurt stimmen die 36 Klubs über die 50+1-Regel ab. Hannover-96-Boss Martin Kind (65) will sie abschaffen, die Mehrheit der Vereine ist für den Erhalt. Exklusiv brachte BILD Kind und seinen schärfsten Kritiker, Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke (50), vor der Abstimmung an einen Tisch.

 

BILD: Herr Kind, warum haben Sie einen Antrag eingereicht, von dem Sie selbst nicht glauben, dass er von den Vereinen angenommen wird?

Kind:
"Das ist formal so vorgeschrieben. Weitere Schritte können nur nach diesem Antrag eingeleitet werden."

Watzke:
"Und das stört mich massiv. Es ist unsolidarisch zu sagen: Wenn ich mich nicht durchsetze, dann klage ich. Wir sind in der DFL ein Zusammenschluss von 36 Klubs, da muss sich die Minderheit der Mehrheit beugen."

BILD: Sind Sie so unsolidarisch, Herr Kind?

Kind:
"Nein. Mit Leverkusen und Wolfsburg, vielleicht Hoffenheim, gibt es bereits Präzedenz-Fälle, die eine Abweichung von der 50+1-Regelung darstellen. 50+1 ist eine verbandsrechtliche Regelung, die mit großer Wahrscheinlichkeit gegen Rechtsnormen wie freien Kapitalverkehr, Wettbewerbsrecht, etc. verstößt. Ich habe ein Konsensmodell vorgeschlagen, um eine Rechtsklärung zu vermeiden und die Solidarität zu erhalten."

BILD: Herr Kind, was erhoffen Sie sich denn von der Abschaffung der 50+1-Regel?

Kind:
"Wir müssen bei Hannover 96 entscheidende Rahmenbedingungen schaffen können, um uns weiterzuentwickeln. Stagnation bedeutet Rückschritt – und das würde im Fußball bedeuten, das wir irgendwann wieder in der 2. Liga enden. Die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nicht zukunftsorientiert."

Watzke:
"Das kann doch nicht sein, dass die Mikro-Ökonomie von Hannover 96 die Makro-Ökonomie Deutschlands prägen soll!"

BILD: Keine Angst vor der Macht von Investoren?

Kind:
"Nein, ich wüsste nicht, wo der Schaden liegen soll. Ich sehe den Vorteil."

Watzke:
"Aber am Ende des Tages sitzen in Korea Leute beim Tee zusammen und bestimmen, wie es in der Bundesliga läuft!"

BILD: Geht die Identifikation verloren, wenn ein Investor auf der Tribüne sitzt?

Watzke:
"Uneingeschränktes Ja."

Kind:
"Die Fans strömen und identifizieren sich mit ihrem Verein. Aber Wolfsburg und Hoffenheim haben inzwischen auch Identifikation und viele Fans. Diese Klubs machen einen Superjob!"

Watzke:
"Ich könnte mir vorstellen, dass Vereine wie Kaiserslautern oder 1860 München die Liga deutlicher beleben würden."

BILD: Hat es denn der Liga geschadet, dass mit Wolfsburg eine 100-prozentige VW-Tochter Meister wurde?

Watzke:
"Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim haben kleine Stadien, bringen die wenigsten Fans mit. Wolfsburg reist mit 200 Fans durch die Republik. Unter der Prämisse hat das natürlich der Bundesliga geschadet. Keine Frage, Dzeko oder Misimovic spielen tollen Fußball. Aber die Gesamt-Attraktivität der Bundesliga wird dadurch nicht besser."

BILD: Wie weit würden Sie gehen mit Ihrem Vorstoß?

Kind:
"Die Klärung wird durchgeführt. Die Schritte sind definiert: Abstimmung der Gesellschafter, der DFL, Schiedsgerichtsverfahren und weitere Entscheidungen. Ich empfehle jedoch, die notwendigen Veränderungen aktiv zu gestalten – im Konsens. Ich will die Zukunft gestalten. In dem vorgeschlagenen Konsensmodell ist der Einstieg von Investoren geregelt, Vereinsnamen dürfen nicht geändert werden. Bei einem Gerichts-Urteil könnte das anders sein..."

Watzke:
"Das ist Erpressung! Sie drohen, vor den Europäischen Gerichtshof zu gehen, wenn wir dem Konsensmodell nicht zustimmen. Damit erpressen Sie die Liga!"

BILD: Herr Kind, sind Sie ein Erpresser?

Kind:
"Nein, sonst hätte ich mir wohl nicht die Mühe gemacht, die umfassenden Vorschläge zu erarbeiten."

BILD: Was passiert in Dortmund, wenn 50+1 fällt?

Watzke:
"Wir werden Investoren keinen Zugriff auf die Geschäftsführung erlauben – und wenn wir das letzte gallische Dorf sind!"

 

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