NIEMALSALLEIN

Ratlos, beschämt, frustriert – Hoffnung versprühte kein 96-Verantwortlicher nach dem 1:4 gegen Köln. Das Trainer-Experiment Slomka ist auf dem vorletzten Platz gelandet, die Spieler zeigten wieder keinen Biss. „Es sieht phasenweise so aus, ob nicht alles getan wird für den gemeinsamen Erfolg“, kritisierte Sportdirektor Jörg Schmadtke, als ob der ein oder andere „schon abgeschlossen“ habe.

 

„Die Spieler haben den Druck eines Endspiels nicht ausgehalten“, lautete Mirko Slomkas bittere Erkenntnis. Den freien Montag hat er gestrichen, Mittwoch gehts mit 20 Spielern in ein Trainingslager nahe Hamburg. Dort soll vor dem HSV-Spiel der Nichtabstiegsgeist beschworen werden, um den fünften 96-Abstieg aus der Bundesliga vielleicht doch noch abzuwenden. Aber der Glaube wird schwächer. Keine halbe Stunde war gespielt, da bekam die Mauer der Fans Risse. Mit ihren Toren hatten Kölns Zoran Tosic (12.) und Petit (21.) die nicht vorhandene 96-Deckung ausgenutzt, Milivoje Novakovic das Faustball-Handspiel von Hanno Balitsch per Elfmeter bestraft (28.). Die ersten Zuschauer verließen ihre Plätze, es folgten giftige Pfiffe – der „Wir schaffens nur gemeinsam“-Pakt war gebrochen. Die Wut gipfelte im Fan-Aufstand nach dem Spiel, als Ultras die Ausfahrt versperrten (Seite 19). So wie zwischen Mannschaft und Fans stimmt es offenbar auch zwischen Spielern und Trainer nicht. Die ganze Woche ließ Slomka den 1. FC Köln beobachten, warnte mit Videos und in Gesprächen vor den Stärken des Gegners. „Wenn man diese Analyse so intensiv betreibt, fühlt man sich von der Mannschaft im Stich gelassen. Es ist für mich beschämend und unverschämt.“ Verantwortlich bleibt letztlich der Trainer. Und der bekam vom 96-Chef nach seiner achten Niederlage im zehnten Spiel keine öffentliche Rückendeckung. Martin Kind schwieg, am Abend richtete 96-Sprecher Andreas Kuhnt knapp aus: „Es gibt keinen Trainerwechsel.“ So lässt sich auch Manager Schmadtke deuten: „Ich glaube, dass wir unsere Karten in der Richtung gezogen haben.“ Doch allein Kind, vertraut mit der Nutzung der letzten Option, urteilt darüber, obs für die entscheidenden sechs Spiele noch einen vierten Trainer in dieser Saison gibt. Slomka schließt indes einen Rücktritt aus: „Ich habe keinerlei Gedanken, die anderen im Stich zu lassen.“ Stattdessen sagt er: „Die Mannschaft ist nicht untrainierbar. Aber sie ist nicht so zusammengestellt, wie ich sie zusammenstellen würde. Es fehlen Köpfe, die nicht nur in der Trainingswoche die große Klappe haben, sondern auch im Spiel.“ Der Ton wird rauer. Nach außen hin, aber auch in der Kabine. „Sie ducken sich alle, wenns brennt. Das ist das größte Problem. Alle ziehen sich zurück, gebt mir bitte bitte keinen Ball mehr“, so Slomka. Gestern morgen knöpfte er sich vor versammelter Mannschaft Hanno Balitsch, Sergio Pinto und Christian Schulz vor. Die Luft wird dünner. Nach dem 0:2 hatten die Fans trotzig gesungen: „Auf gehts, Hannover!“ Derzeit siehts im 96-Chaos eher danach aus: Ab gehts, Hannover!

 

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