NIEMALSALLEIN

Ein Blick spricht Bände. Sagt man doch so. Wenn?s stimmt: Was sagt dann dieser Blick von Mirko Slomka, dem Trainer des Fußball-Bundesligisten Hannover 96, bei der gestrigen Pressekonferenz zum ersten der beiden 96-Endspiele um den Klassenerhalt? Sorgen? Unsicherheit? Noch Schlimmeres?

 

Oder doch Entschlossenheit, Angriffslust, Zuversicht? Das sieht wohl jeder ein bisschen anders. Aber dieses erkennen sicher alle in Slomkas Augen: tiefen Ernst. Da ist er also doch. Der Ernst, den Slomka im Abstiegskampf bisher angeblich vermissen ließ. Dieser Vorwurf stand zumindest im Raum – und dank des in diesem Punkt wohl unverbesserlichen 96-Klubchefs Martin Kind als Zitat des Patrons auch in einer Zeitung. Das Ergebnis: Slomka, in seiner Eitelkeit berührt, hängte sich selbst für ein paar Tage einen Maulkorb um und machte gestern nun dieses Gesicht. Man muss das schon mal zeigen. Schließlich lässt der Coach im Vorfeld des Spiels gegen Borussia Mönchengladbach (Sonnabend, 15.30 Uhr, ist Anpfiff in der Arena) unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren und rückt sich damit beim einzigen Medienmoment unausweichlich selbst in den Fokus. Was Slomka dabei sagte, klang indes optimistischer, als es der Blick vermuten lässt. „Wir halten zusammen. Wir haben die ganze Woche zusammengehalten, und wir werden das auch weiter tun. Ich bin sicher, dass wir die beiden Spiele so bestreiten werden, dass wir auf einem guten Weg sind.“ So lautete seine Parole. Und ein wenig später meinte er auf die Frage, ob er fürchte, am Sonnabend das vorerst letzte erstklassige Heimspiel in Hannover zu sehen: „Ich glaube nicht, dass es diesen Gedanken gibt. Wir haben es ja im Grunde selbst in der Hand. Wir haben zwei Chancen. Wir können jetzt einen Dreier machen und dann in Bochum gewinnen, und dann haben wir das Minimalziel Relegation ziemlich sicher. Jeder Gedanke an ein letztes Erstliga-Heimspiel ist deshalb völlig fehl am Platz.“ Das Publikum, so konnte Slomka immerhin ermutigt feststellen, teilt diesen Glauben: 49?000 Besucher, ausverkauftes Haus! Bisher lag der Zuschauerdurchschnitt bei Gladbacher Gastspielen bei 32?600. Die Fans der „Roten“ haben sich, da lässt die Zahl keinen Zweifel zu, viel vorgenommen. Sie wollen im Abstiegskampf kein Gesicht wie drei Tage Regenwetter machen, sondern Zähne zeigen, dessen ist sich Slomka sicher. „Wir wollen den leidenschaftlichen Fight annehmen wie zuletzt gegen Schalke. Wir wollen unsere Fans wieder begeisterten, damit sie uns nach vorne peitschen. Das ist unser Ziel für dieses Spiel, und es gibt überhaupt keinen Gedanken daran, dass das nicht funktioniert.“ Und wie ist es mit dem Gedanken an die Funktionstüchtigkeit der Mannschaft? Gerade, wenn der Gegner Mönchengladbach heißt, muss diese Frage erlaubt sein. Man entsinne sich des Hinspiels, in dem gar nichts richtig funktionierte: Die „Roten“ schossen sechs Tore, aber leider davon drei auf der eigenen Seite, und so stand es 3:5 für Hannover am Schluss des bisher verrücktesten Spieles der gesamten Bundesliga-Saison. Aber in der Reihe der bemerkenswerten Partien gegen die „Fohlen“ findet sich eben auch der Pokaltriumph von 1992. Dann war da das 2:2-Remis zum Klassenerhalt im Vize-Endspiel der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg; zugleich Beginn des Jiri-Stajner-Kultes. Oder etwa das tolle 5:1 im September 2008: Szabolcs Huszti verschoss dabei sogar einen Elfmeter für 96, bevor sich die mies in die Saison gestarteten „Roten“ in einen echten Torrausch steigerten. Dieses Spiel lehrt also, geduldig auf die Gunst der Stunde zu warten. Daran wird sich das Publikum am Sonnabend erinnern, wenn es nicht gleich von Beginn an optimal läuft: Bloß nicht gleich die Nerven verlieren. Gladbach ist schließlich in dieser Spielzeit besonders auswärts keine große Nummer: seit neun Auswärtsspielen ohne Sieg, überhaupt erst zehn Punkte auf fremdem Platz eingesammelt. Als Slomka diese Zahlen gestern vortrug, hellte sich wenigstens vorübergehend sein Blick merklich auf. Etwa auch, weil eine erst wenige Augenblicke zuvor erhaltene Nachricht in seinem Kopf ihre Wirkung zu entfalten begann? Sprachlos in Hannover ist immer noch besser als Job los in Bochum.

 

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