Wenn das Ergebnis nicht wäre
Sören Osterland, Chefcoach der U23, hatte in den vergangenen Wochen viel zu kritisieren. Mangelnde Aggressivität, Entschlossenheit, Einstellung und fehlende Wucht waren die Parameter, die aus seiner Sicht dazu führten, dass sich bei seinem Team eine veritable Ergebniskrise etabliert hatte. Bei der 0:2-Niederlage beim VfB Oldenburg wurde noch einmal deutlich, wo die Probleme bei der Bundesligareserve liegen, das konnten auch die vielen erarbeiteten Torchancen nicht überlagern, die letztlich ungenutzt blieben.
Vor dem Heimspiel gegen den ETSV Weiche Flensburg gab es knackige Ansprachen und dazu passendes Training und siehe da - die U23, die auch noch von erheblichen Personalsorgen geschwächt im Beekestadion auf den Platz ging, zeigte sich deutlich verbessert und das war keine Selbstverständlichkeit, musste das Team doch schon nach wenigen Momenten den ersten Rückschlag hinnehmen, weil Elmedin Kasumovic nach einer Ecke per Hacke zur Führung für Weiche traf (3.). "Diese aus unserer Sicht unglücklichen Treffer häufen sich in letzter Zeit", sagte Osterland, der weiß, dass seiner Mannschaft momentan das nötige Glück abgeht. Das zeigte sich vor allem unmittelbar nach dem 1:1, das Kadah in der 20. Minute erzielte, als 96 die Chance auf den Doppelschlag hatte, der Ball vom Innenpfosten aber nicht ins Tor ging.

Richtig gute zweite Halbzeit
Weil die Gastgeber, aber auch Flensburg, eine ordentliche erste Halbzeit boten und beide Teams defensiv gut standen, ging es mit dem Remis in die Pause. Im zweiten Durchgang waren die jungen Roten die klar dominierende Mannschaft und zeigten eine Leistung, die einen Dreier fraglos verdient gehabt hätte. Doch die zahlreichen Torchancen führten nicht zum gewünschten Erfolg und dann kam es, wie es im Fußball gerne kommt: vier Minuten vor Schluss konnten Rayski und Rusteberg den Flensburger Kapitän Böhnke nicht davon abhalten, das Leder aus spitzem Winkel im Kasten von Tom Schmidt unterzubringen - 1:2 (86.). Es drohte die nächste Niederlage, die nach der Vorstellung aber wirklich des Guten zuviel gewesen wäre. 

Das dachte sich wohl auch Sebastian Ernst, der in der 88. Minute 18 Meter vor dem gegnerischen Tor an den Ball kam und mit einem technisch ausgezeichneten Schuss das 2:2 besorgte. "Es war ein Treffer Marke "Tor des Monats"", freute sich sein Coach über den Ausgleich kurz vor dem Abpfiff. Mit dem Wissen, dass gegen den jetzigen Tabellenfünften mehr als nur ein Zähler drin gewesen wäre, war die Freude aber nur von kurzer Dauer.
"Die Leistung und die Einstellung waren gut, glücklich kann ich mit dem Ergebnis aber nicht sein", sagte Osterland hinterher und kündigte an, dass die kommenden Tage und Wochen für seine Jungs nicht kürzer werden: "Wir müssen weiter hart arbeiten und daran ansetzen, dass wir gegen Weiche sowohl offensiv als auch defensiv einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben." Wenn der Volksmund vom Glück des Tüchtigen spricht, dann ist das zwar eine Floskel, sie hat sich aber in der Vergangenheit schon oft genug als wahr herausgestellt. Man darf gespannt sein, ob sich die U23 am kommenden Samstag nach getaner Arbeit bei Victoria Hamburg vom Pech befreit hat.
mi 

Hannover 96 II: Schmidt - Schmude (85. Rusteberg), Schulze, Surma, Wohlfahrt (72. Rayski) - Avevor - Capin (65. Ujazdowski), Ernst, Herrmann - Kadah, A. Kasumovic

ETSV Weiche Flensburg: Kirschke - Hasanbegovic, Hummel, Jürgensen, Böhnke - J. Ostermann, Thomsen - E. Kasumovic, Walter (88. Cornils) - M. Meyer (80. Pastor Santos), F. Meyer

Tore: 0:1 E. Kasumovic (3.), 1:1 Kadah (20.), 1:2 Böhnke (86.), 2:2 Ernst (88.)

Gelbe Karten: Schulze, Ernst, Rayski, A. Kasumovic / Cornils

Schiedsrichter: Skorczyk (Salzgitter)

Zuschauer: 350

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