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Vor etwa vier Wochen erfolgte der Spatenstich für das neue Nachwuchsleistungszentrum im Eilenriedestadion. Im 96-Interview spricht der Leiter des NLZ, Dr. Jens Rehhagel, über den Fortschritt auf der Baustelle, die Ziele durch die neuen Bedingungen und den Saisonstart der Nachwuchsteams.

/ Akademie

 

Herr Rehhagel, seit 1921 steht das traditionsreiche Eilenriedestadion hier, hat Höhen und Tiefen wie zwei Länderspiele oder den zweiten Weltkrieg miterlebt. Trauern Sie den Erinnerungen an das alte Stadion noch etwas nach oder überwiegt die Freude auf ein modernes, neues Stadion für den Nachwuchs?

Jens Rehhagel: "Ich würde beides gleichsetzen: Auf der einen Seite die große Historie der Spielstätte hier, die ja für viele Hannoveraner fest in der Stadt verwurzelt ist und auf der anderen Seite die Vorfreude der Spieler und Talente auf die Zukunft. Die Infrastruktur wird jetzt so verbessert, dass wir mit der starken Konkurrenz, die es auch schon im Jugendbereich gibt, in den Wettbewerb treten können."

 

Trauert dem alten Stadion nach, freut sich aber ebenso auf das neue: Jens Rehhagel, Leiter des NLZ.
Trauert dem alten Stadion nach, freut sich aber ebenso auf das neue: Jens Rehhagel, Leiter des NLZ.

Bestes Beispiel ist U15-Nationalspieler Nicolas Kühn, der kürzlich von Hannover nach Leipzig wechselte. Die U23-Teams von Wolfsburg und Bremen spielen regelmäßig um den Aufstieg in die dritte Liga. Ist dies auch langfristig ein Ziel der U23?

Rehhagel: "Einerseits wollen wir Talente langfristig halten und andererseits auch weitere begabte Spieler für einen Wechsel zu Hannover 96 begeistern. Dafür werden wir entsprechende Angebote schaffen und weiterentwickeln. Bei der U23 steht die Ausbildung der Akteure an erster Stelle. Sollte sich darüber hinaus die sportliche Situation für einen Aufstieg ergeben, werden wir die Mannschaft sicher darin bestärken. Perspektivisch wird man abwarten müssen, wie sich die Struktur der Regionalligen entwickelt. Dennoch spielte die 3. Liga in den Überlegungen zum Neubau eine Rolle, das Stadion kann gegebenenfalls auf die geforderte Zuschauermenge aufgerüstet werden."

"Es hat sich schon sehr viel getan."
Jens Rehhagel über den Fortschritt auf der Baustelle.

Lange haben die Stadt Hannover und der Verein Hannover 96 verhandelt, in welcher Art und Weise das Projekt umgesetzt werden soll. Sind Sie mit der Lösung, das Spielfeld zu drehen, einverstanden?

Rehhagel: "Zunächst einmal sind wir mit der Lösung glücklich, dass der Standort hier im Zooviertel erhalten bleibt. Wie die Trainingsplätze hier liegen, ist schon etwas Einmaliges. Dass das Spielfeld gedreht wird, hat vor allem praktische Gründe. Das neue Stadion wird dann vorwiegend für die U19 und U23-Heimspiele genutzt und gegebenenfalls für Trainingseinheiten der Profimannschaft."

Vor etwa vier Wochen erfolgte der offizielle Spatenstich. Wenn man nun auf den ehemaligen Platz blickt, sieht man eine reine Baustelle. Was hat sich seitdem verändert?

Rehhagel: "Zunächst sind viele Erdarbeiten gemacht worden. Wenn man aber mal eine Woche nicht da war, kann man schon sehen, dass sich sehr viel getan hat. Vor allem in Bezug auf das Internatsgebäude gehen die Bauarbeiten schnell voran, aber auch erste Formen der neuen Westtribüne sind schon erkennbar."  

Wie kommen Sie mit dem Lärm neben Ihrem Büro zurecht? Die Baustelle befindet sich ja direkt nebenan…

Rehhagel: "Wenn ich telefoniere oder Gespräche führe, schließe ich das Fenster. Aber man freut sich natürlich schon, dass es jetzt losgegangen ist, und das auch spürbar: Man merkt es auch hier im Gebäude, wenn die Bagger über das Feld fahren. Aber das erinnert einen nur daran, dass die Zukunft vor der Tür steht."

Bis 2017 soll die Fertigstellung erfolgt sein. Wohin weichen die Nachwuchsteams bis dahin aus?

Rehhagel: "Die U23, U19, U 17 und U16 werden hier weiterhin trainieren können, die Spiele der U19 und U17 Bundesliga sind jedoch nach Letter bzw. Langenhagen verlegt worden. Die U23 trägt ihre Heimspiele bis zur Fertigstellung des Stadions weiterhin im Beekestadion in Ricklingen aus."

"Da nicht jedes Talent eine Zukunft im bezahlten Fußball hat, versuchen wir auch, frühzeitig Alternativen aufzuzeigen."
Jens Rehhagel

96-Präsident Martin Kind sprach durch die neuen Bedingungen von dem Ziel, künftig pro Jahr jeweils ein Talent in den Profikader hochziehen zu wollen. Ist das auch Ihr Anspruch?

Rehhagel: "Selbstverständlich,  wir würden diesen Anspruch gerne übertreffen. Es ist so, dass wir versuchen, die Spieler bestmöglich auf ihrem Weg auf und neben dem Spielfeld zu begleiten. Am Ende gilt dann das Leistungsprinzip  und da nicht jedes Talent eine Zukunft im bezahlten Fußball hat, versuchen wir gemeinsam mit unseren Partnern aus dem Bildungs-und Berufswesen frühzeitig Alternativen aufzuzeigen."

Mit Tim Dierßen, Valmir Sulejmani, Sebastian Ernst, Timo Königsmann und Niklas Teichgräber schnupperten auch in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison einige Talente aus dem 96-Stall Profiluft. Zudem hat Waldemar Anton den Sprung in den Bundesligakader geschafft. Wie verfolgen Sie den Weg dieser Spieler?

Jens Rehhagel: Mit den Spielern haben wir jahrelang zusammengearbeitet. Dementsprechend sind wir täglich in Kontakt mit den Akteuren. Waldemar Anton beispielsweise hat bereits schon vor Jahren bei Eckhard Seifert in der U15 sein Potential angedeutet. Wir freuen uns natürlich, wenn sie die Chance, die sie bekommen, nutzen. Man muss aber auch sagen, dass die Geduld eine große Rolle spielt. Zum Profispieler wird man nicht von heute auf morgen.

Mit zwei Siegen und zwei Niederlagen verlief der Saisonstart der U23 mit Aufs und Abs. Wie schätzen Sie die Mannschaft des neuen Trainers, Michael Krüger, ein?

Rehhagel: "Das Entscheidende ist, dass wir die Mannschaft fast ausschließlich mit Akteuren aus der eigenen A-Jugend besetzt haben. Unsere Philosophie ist, das Team mit Nachwuchsspielern aus den eigenen Reihen zu bestücken und nur sporadisch Transfers zu tätigen. Um sich im Herrenfußball zu etablieren, benötigt es zudem immer etwas Anlaufzeit."

Wie beurteilen Sie den Saisonstart der U19, die beim 2:2 in Braunschweig einen Punkt mitnahm und bei Hertha 2:1 gewonnen hat, und der U17, die zuletzt 4:1 gegen Carl Zeiss Jena und 3:1 in braunschweig gewann?

Rehhagel: "Beim U19-Spiel in Braunschweig war ich selbst vor Ort. Es war ein rassiges Derby. Da wir in der zweiten Halbzeit eine Rote Karte bekommen haben und lange in Unterzahl spielen mussten, können wir mit dem Punkt gut leben. Für die U17 war es natürlich ein optimaler Saisonauftakt. Auch dort spielen schon wieder einige hoffnungsvolle Talente, die eines Tages den Schritt auf den Rasen der HDI-Arena gehen können."
rf

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