NIEMALSALLEIN

In der Defensive von Hannover 96 stimmt es beim 0:0 gegen Meister Stuttgart / Im Angriff fehlen den „Roten“ jedoch Glück und Mut

 

Von Heiko Rehberg
Hannover. So ist das manchmal beim Fußball. Es gibt Situationen, da fehlen ein paar Zentimeter, und das nicht nur im übertragenen Sinne. So nah wie in der 84. Minute kam Hannover 96 dem Sieg im Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart nicht vorher und nicht mehr danach: Jiri Stajner, der beste 96er, hatte sich am linken Flügel durchgesetzt und für eine Mischung aus Schuss und Flanke entschieden, der Ball bewegte sich mit Tempo Richtung rechter Pfosten – und aus dem Hintergrund rutschte der eingewechselte Benjamin Lauth heran. Kurzes Luftanhalten auf der Tribüne und die bange Frage: Schafft er es, oder schafft er es nicht? Danach kollektives Stöhnen der 45 000 hannoverschen Fans – Ball im Aus, Lauth im Aus. Um die geschätzte Länge von einer Schuhgröße verpasste er die Kugel und 96 damit den Sieg.

0:0 statt 1:0. Das war verdient, weil die „Roten“ zumindest in der 2. Halbzeit deutlich mehr investierten. Und das war im Grunde zu wenig, weil die Mannschaft mit einem Punkt in der Tabelle auf der Stelle tritt. Und ärgerlich, weil die teilweise pomadigen Stuttgarter sich den mäßigen Vorstellungen der anderen Spitzenteams am 26. Spieltag anpassten.

„Wir sind wieder im Kommen“, meinte 96-Trainer Dieter Hecking später, „auch wenn die Mannschaft ihre Durststrecke nicht mit einem möglichen Dreier beendet hat.“ Tatsächlich macht das Team Fortschritte, wenn auch noch kleine. Am auffälligsten waren diese in der Defensive: Gegen einen Gegner, der zuvor 44 Treffer erzielt hatte und einen Klassemann wie Mario Gomez (gestern wirkte er freilich müde) besitzt, ist ein Spiel ohne Gegentor immer ein Erfolg. „Das Defensivpaket stimmt wieder“, sagte Hecking. Von wenigen Ausnahmen abgesehen gerieten die 96er hinten nicht in Gefahr; Valérien Ismaël organisiert seine Mitspieler mit jeder Partie umsichtiger. Und Torwart Robert Enke verlebte einen sonnigen Nachmittag in der AWD-Arena. Ein einziges Mal – bei einer Flanke – musste er energisch eingreifen, bei zwei Gomez-Aktionen in der 1. Halbzeit (einmal per Fuß und einmal per Kopf, 15. und 43. Minute) war der Stuttgarter nicht so kaltschnäuzig wie zuletzt in der Nationalmannschaft.
Defensiv agierte 96 also deutlich verbessert und hatte in der Offensive wenige, dann aber gute Chancen. Außer der Aktion von Lauth zeigten die „Roten“ ganz früh und ganz spät Köpfchen, Stajner (3.) und Vinicius (87.) verfehlten das Tor aber knapp. „In solchen Szenen haben wir derzeit kein Glück“, sagte Hecking.
Dass das Offensivspiel noch nicht zufriedenstellend ist, weiß der 96-Trainer. Auch gegen Stuttgart nahm die Mannschaft zu oft das Tempo heraus, wenn sie gerade für ein paar Minuten Druck aufgebaut hatte, und verfiel in den alten Rück- und Querpassmodus. Kreative Spieler wir Arnold Bruggink oder Szabolcs Huszti könnten in solchen Phasen helfen, an beiden lief die Partie aber weitgehend vorbei.

Wo es mit 96 im Rest der Saison noch hingeht, wird davon abhängen, ob Defensive und Offensive mehr ins Gleichgewicht geraten und die Stabilität hinten wieder mehr Mut vorne verleiht. Nächste Gelegenheit dazu ist kommenden Sonnabend in Wolfsburg. „Wir müssen uns jetzt mal wieder belohnen“, meinte Hecking. Er dachte da konkret an drei Punkte.

 

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