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Conor Casey, der Aufstiegsheld

Conor Casey schoss 96 mit sieben Treffern in die erste Liga, später spielte er in Mainz. Zur Legende wurde der US-Amerikaner aber erst in Colorado. Wie es dazu gekommen ist, verrät er in Teil 16 unserer Serie "Was macht eigentlich ...?".

/ Profis
Conor Casey hatte mit seinen Toren großen Anteil am Aufstieg 2002.

Stürmertrainer in Colorado
Es gibt Momente, in denen kann Conor Casey einfach nicht widerstehen. Dann stürzt er sich ins Getümmel, bringt seinen Körper zwischen Ball und Gegner und sucht umgehend den Abschluss. Die jüngeren Spieler um ihn herum jolen dann meist vergnügt, während sich mancher Fan am Spielfeldrand wünschen dürfte, dass dieser immer noch recht treffsichere Mittelstürmer vielleicht doch noch mal das bordeauxrote Trikot der zuletzt eher weniger erfolgreichen Rapids überstreift. Aber das wird nicht passieren.

Conor Casey, inzwischen 37 Jahre alt, kann nämlich sehr gut damit leben, dass er nicht mehr Woche für Woche seine Knochen hinhalten muss. Er zeigt jetzt anderen, wie das geht. Casey ist seit gut zwei Jahren, seit seinem offiziellen Karriereende, Co-Trainer bei den Colorado Rapids, seinem Heimatverein. "Das ist ein Traumjob für mich", sagt Casey, der beim Klub aus der US-amerikanischen Fußballliga MLS eine Art Spezialtrainer ist. Er kümmert sich um die Angreifer, studiert mit ihnen Eck- und Freistoßvarianten ein oder hilft ihnen dabei, den Torabschluss zu verbessern. Damit die Rapids bald wieder einen Toptorjäger im Team haben. Einen wie Conor Casey.

Rekordtorschütze und Meisterspieler
50 Tore hat der frühere US-amerikanische Nationalspieler (20 Länderspiele) zwischen 2007 und 2012 für die Rapids geschossen. Damit ist er der Rekordtorschütze des Klubs. 2010 führte er die Rapids zu ihrer ersten Meisterschaft überhaupt, wurde im selben Jahr zum besten Spieler der Finalserie gekührt. Casey genießt Legendenstatus bei Fans, was auch damit zusammenhängt, dass er in Denver aufgewachsen und schon als Kind bei den Heimspielen der Rapids im Stadion gewesen ist. "Das war wirklich surreal", sagt Casey im Gespräch mit hannover96.de, "als Kind habe ich die Spieler der Rapids bewundert, und später habe ich mit meinem Heimatklub den Titel gewonnen. Ein geiles Erlebnis."

Eines, das ihm manch einer gar nicht mehr zugetraut hatte.

Denn Caseys erfolgreichsten Jahre schienen bereits hinter ihm zu liegen, als er Anfang 2007 in die Vereinigten Staaten zurückkehrte. Sechseinhalb Jahre lang hatte er in Deutschland gespielt, unter anderem bei Hannover 96 und dem 1. FSV Mainz 05, die am kommenden Samstag in der Bundesliga aufeinandertreffen (15.30 Uhr, HDI Arena, Liveticker auf hannover96.de). Im Sommer 2000 war Casey nach Europa gewechselt, nachdem ihn die Scouts von Borussia Dortmund bei den Olympischen Spielen in Sydney entdeckt und sogleich verpflichtet hatten. Casey trainierte zwar fortan mit den BVB-Profis, kam aber nur in der Reserve zum Einsatz. Nach einem Jahr - und ohne Aussicht auf einen Platz im Bundesligakader - bat er um einen Transfer. "Der BVB ist damals sehr fair gewesen", sagt Casey, "sie haben mich erst mal für eineinhalb Jahre ausgeliehen." Nach Hannover.

Aufstiegsheld in Hannover
Die Roten spielten damals in der zweiten Liga und hofften, mit Casey einen weiteren Baustein für den Aufstieg gefunden zu haben. Zunächst aber spielte der US-Angreifer nur eine untergeordnete Rolle bei Trainer Ralf Rangnick - bis zum Beginn der Rückrunde. Da wurde Casey Stammspieler, traf insgesamt siebenmal und hatte somit großen Anteil am Aufstieg 2002. "Das war einer der besten Momente meiner Karriere", sagt Casey und schwärmt von den damaligen Teamkollegen: "Wir hatten eine richtig tolle Mannschaft, mit Jan Simak, Altin Lala, Steven Cherundolo und Babacar N'Diaye. Daran habe ich richtig gute Erinnerungen."

Nicht ganz so gut sind seine Erinnerungen an die Saison danach. 96 holte im Sommer 2002 unter anderem Fredi Bobic, Casey kam nur noch sporadisch zum Einsatz und verbrachte die meiste Zeit auf der Tribüne. Im Sommer 2003, nach Ablauf der Leihe, ging es für ihn deshalb weiter zum Zweitligisten Karlsruher SC. Dort erzielte er in 30 Spielen 14 Tore - und wechselte zur Saison 2004/2005 zum Erstligisten 1. FSV Mainz 05. Bei den Rheinhessen konnte Casey jedoch nicht an seine erfolgreichen Jahre in Hannover und Karlsruhe anknüpfen - auch, weil ihn ein Kreuzbandriss im Juli 2005 zurückwarf. Im Frühjahr 2007, mit nicht mal 26 Jahren, beschloss Casey, Deutschland zu verlassen und in die MLS zu gehen.

Ziel: Chefcoach in der MLS
Es sollte die beste Entscheidung seiner Karriere werden. Über Toronto führte Caseys Weg zu den Colorado Rapids - wo er voll durchstartete. Am Ende seiner Karriere spielte Casey noch für Philadelphia Union und Columbus Crew, ehe er im Oktober 2016 seine Laufbahn beendete und das Angebot der Rapids annahm, als Co-Trainer zurückzukehren. "Es ist großartig, dass ich weiterhin mit den Jungs draußen auf dem Rasen stehen darf", sagt Casey, der bereits in den letzten Jahren seiner aktiven Karriere damit begonnen hatte, den Trainerschein zu machen. "Ich möchte mich jetzt als Trainer Stück für Stück weiterentwickeln und dann eines Tages als Chefcoach arbeiten."

Allerdings nicht in Europa, sondern in den USA. Zum einen, weil sich seine Familie in Denver wohlfühlt. Zum anderen, weil Casey davon ausgeht, dass die MLS "in den kommenden Jahren zu einer der fünf besten Ligen der Welt aufsteigen wird". Das spielerische Niveau steige rasant an, sagt Casey, "etliche südamerikanische Topspieler kommen mittlerweile in die MLS, zudem werden die Akademien der Klubs immer besser und bilden immer mehr Toptalente aus. Die Liga wächst so schnell, da will ich dabei sein."
hop

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