Welche anderen Komponenten sind das?
Ducksch: Zum Beispiel Zweikampfhärte: dass man direkt von Anfang an und egal, auf welcher Position in die Zweikämpfe reingeht. Oder eben auch mal bewusst einen Befreiungsschlag zu spielen, dem man dann hinterherläuft. Da muss man dann halt mehr sprinten als der Gegner, mehr tiefe Läufe machen als der Gegner. Das kommt alles mit dazu. Wir sind – glaube ich – in jedem Spiel weniger gelaufen als der Gegner. Und klar: Das wichtigste Merkmal ist, dass wir keine Tore machen.
Zuletzt hatten wir in zwei aufeinanderfolgenden Spielen keinen eigenen Torerfolg. Woran hakt es?
Ducksch: Gute Frage. Ich alleine habe in den ersten vier Spielen schon vier 100-prozentige vergeben. Wenn Du an einem Punkt bist, an dem Du zu viel nachdenkst, frisst es Dich auf. Wir sind vielleicht gerade an so einem Punkt, wo genau das der ganzen Mannschaft so geht. Und dann macht man sich als Stürmer vielleicht nochmal mehr Gedanken, wenn Du die Chance hast.
Wie kriegt man das an den Griff?
Ducksch: Ich glaube, man sollte da einfach versuchen, wieder mit dem nötigen Spaß an die Sache heranzugehen. Das gilt für uns alle. Wir befinden uns zwar gerade in einer schwierigen Situation, aber trotzdem dürfen wir den Spaß am Fußball nicht verlieren, sondern müssen weiter fokussiert bleiben und mit Freude dabei sein. Den Ehrgeiz haben, uns in jeder Trainingseinheit verbessern zu wollen.
Aktuell ist es mit dem Spaß natürlich nicht ganz so einfach…
Ducksch: Klar, fünf Punkte aus sechs Spielen – das ist sehr wenig, gerade für unsere Ansprüche. Aber man sieht ja in der Liga, dass alles passieren kann. Vielleicht ist jetzt genau der richtige Moment, um das alles umzuswitchen und zu sagen: Jetzt sind wir da, wir gehen kompromisslos in jeden Zweikampf und machen noch konsequenter die tiefen Läufe! Und wir können da einander auch noch mehr Ansagen machen, Hinweise geben und vielleicht auch mal lauter werden auf dem Platz.
In der Öffentlichkeit und in den Medien wird der Saisonstart natürlich kritisch diskutiert. Muss man in so einer Situation aufpassen, nicht zu viel links und rechts zu gucken, sondern einfach auf sich selber?
Ducksch: Ja, genau. Wenn man sich von Dingen, die von außen kommen, ablenken lässt, zieht es einen womöglich noch weiter runter. Das darf uns nicht passieren. Wir müssen jetzt eine Reaktion zeigen. Wir stehen jetzt da unten, aber das ist auch kein Genickbruch. Es sind jetzt sechs Spieltage rum und wir haben noch alles in der Hand.
Gegen Bielefeld haben wir die vielleicht beste 96-Anfangsviertelstunde der Saison gesehen – danach ist es dahingegangen. Wie erklärt sich das?
Ducksch: Wenn man das Spiel gesehen hat, weiß man, dass wir wieder sehr gute Möglichkeiten, vor allem mit schnellen Gegenzügen, hatten, aber die wieder nicht gut zu Ende gespielt haben. Und da müssen wir hinkommen: Wenn es 0:0 steht oder 1:0 oder 1:0 für den Gegner – wenn das Spiel eng ist, dann müssen wir noch zielstrebiger sein. Wenn es 3:0 steht, kann es jeder, aber in den engen Situationen müssen wir voll fokussiert sein. Ich glaube schon, wir arbeiten sehr, sehr hart im Training dafür, jetzt müssen wir es nur umsetzen.
Was habt Ihr mit Blick auf das Bielefeld-Spiel besprochen?
Ducksch: Wir haben gegen Bielefeld sehr viele gute Standardsituationen gehabt, aber daraus nichts gemacht. Dann gab es eine gegen uns, und wir haben direkt das Gegentor bekommen. Das sind Situationen, in denen wir uns besser anstellen müssen. Dann haben wieder durch so eine unglückliche Situation das 0:2 kassiert, obwohl wir davor auch selbst schon Chancen zum Ausgleich hatten, die wir aber leider liegen gelassen haben.
Blicken wir auf Freitag: Kiel hat auch fünf Punkte auf dem Konto, und beim Duell mit 96 wird ein neuer Trainer an der Seitenlinie stehen. Was bedeutet das für das Spiel?
Ducksch: Die Wahrscheinlichkeit, im ersten Spiel unter einem neuen Trainer etwas mitzunehmen, ist erfahrungsgemäß sehr hoch. Deswegen müssen wir uns da auf alles gefasst machen. Uns erwartet ein hartes Spiel - mit viel Kampf, viel Leidenschaft, viel Wille. Ich glaube, am Ende wird die Mannschaft gewinnen, die das am besten umsetzt. Ich kenne das Stadion ja und weiß, dass die Fans voll hinter der Mannschaft stehen werden. Das wird immer der Fall sein bei Holstein Kiel.
Hast Du noch Kontakt zu dem einen oder anderen aus dem Team?
Ducksch: Mit Dominik Schmidt habe ich noch Kontakt. Wir schreiben ab und zu miteinander, bisher vor dem Spiel aber noch nicht. Auch mit dem Zeugwart habe ich noch sehr guten Kontakt, mit den Physios ebenfalls ab und zu. Wie ich schon gesagt habe: Es war dort alles sehr familiär, man hat sich eigentlich mit jedem gut verstanden. Es hat Spaß gemacht, dort zu arbeiten. Aber am Ende will ich natürlich trotzdem drei Punkte mitnehmen!
Aus Hannover reisen 1600 Fans mit nach Kiel, das komplette Gästekontingent ist ausgeschöpft. Einige werden den Abend sicherlich noch dort verbringen. Wie und wo kann man denn in Kiel einen 96-Auswärtssieg am besten und angemessen feiern? Hast Du einen Tipp?
Ducksch (schmunzelt): Wenn dann im "Max". Das ist, finde ich, die einzige Diskothek in Kiel, in der es ganz ordentlich ist.
Und wenn Marvin Ducksch am Freitag ein Tor schießt, wie intensiv jubelt er dann?
Ducksch: Gar nicht. Natürlich freue ich mich innerlich, aber ich werde keine Gesten machen, wenn ich ein Tor schieße oder wir gewinnen. Klar, ich bin jetzt bei einem neuen Verein, aber ich glaube, das würde Kiel nicht gerecht, wenn ich total jubeln würde. Aber jeder kennt mich und weiß: Ich bin Fußballer, ich freue mich über Tore, ich freue mich über Siege - und ich hoffe, dass das am Wochenende dann auch passieren wird.
ch