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"Vielleicht ist jetzt genau der richtige Moment"

Von Januar 2017 bis Juni 2018 stürmte Marvin Ducksch anderthalb Jahre lang für den kommenden 96-Gegner Holstein Kiel. Mit 40 Toren in 54 Einsätzen spielte er sich in die Herzen der KSV-Fans. Nun kehrt er mit 96 erstmals zurück ins Holstein-Stadion. Im Interview auf hannover96.de erzählt der aktuelle 96-Topscorer (zwei Tore und drei Vorlagen), welche Komponenten dem 96-Spiel gerade fehlen und welche Rolle der Spaß spielt, er erklärt, warum es beim Toreschießen gerade hakt, und er verrät, ob er jubeln würde, wenn er am Freitag trifft.

/ Profis

 

Das Spiel am Freitagabend in Kiel ist für Dich eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Vermutlich ist die Vorfreude groß!

Ducksch:
Total! Ich glaube, ich habe dort damals einen guten Eindruck hinterlassen. Die anderthalb Jahre in Kiel waren insgesamt in meiner Karriere auch noch einmal ein Schritt in die richtige Richtung. Ich habe dort nur schöne Zeiten erlebt.

Inwiefern war es ein wichtiger Karriereschritt?

Ducksch:
Sowohl fußballerisch als auch persönlich. Ich habe mich dort sehr stark weiterentwickeln können – auch weil ich viele Spiele sammeln durfte. Auch meine Frau habe ich dort kennengelernt. Allein deswegen ist es für mich eine ganz besondere Stadt – mit einem ganz besonderen Verein.

Welche Erinnerungen verbindest Du besonders stark mit Kiel?


Ducksch:
Den Spaß. Ich habe dort anderthalb Jahre verbringen dürfen und anderthalb Jahre Spaß am Leben gehabt. Auch das Fußballspielen hat richtig Spaß gemacht. Es ist ein geiler Verein, der sehr familiär ist – ein kleiner Verein, aber wie man dort zusammensteht, das ist schon extrem besonders. Ich habe mich in der Zeit dort immer als ein Teil des Vereins gefühlt. Deswegen freue ich mich auf die Rückkehr und hoffe darauf, von den Leuten im Stadion freundlich empfangen zu werden.

Ist das Familiäre das, was Holstein Kiel ausmacht?

Ducksch
: Das Jahr, in dem wir da in der 2. Liga gespielt haben, das war noch mal ein Startschuss für den ganzen Verein. Man hat gesehen, was für Spieler dann auch nach Kiel gewechselt sind: viele junge Spieler, die sich im Verein super weiterentwickeln konnten. Die Kehrseite ist, dass man bei so einem Konzept auch immer wieder viele Spieler verliert und regelmäßig ein neues Team aufbauen muss – das sieht man ja auch in diesem Jahr wieder. Das ist immer sehr schwierig.

Das sieht man ja nicht nur in Kiel.


Ducksch:
Nein, man sieht auch bei uns, wie schwer es am Anfang sein kann, wenn man viele Abgänge und viele Neue hat. Klar ist, dass man da eine gewisse Zeit braucht. Aber ich glaube, es ist jetzt wirklich an der Zeit, das auf dem Platz umzusetzen – wir müssen dort die Leistung bringen. Es darf keinen geben, der sich schont. Es geht dabei nicht immer nur ums Fußballerische, sondern auch um ganz andere Komponenten. Da müssen wir ansetzen.

 

Welche anderen Komponenten sind das?

Ducksch:
Zum Beispiel Zweikampfhärte: dass man direkt von Anfang an und egal, auf welcher Position in die Zweikämpfe reingeht. Oder eben auch mal bewusst einen Befreiungsschlag zu spielen, dem man dann hinterherläuft. Da muss man dann halt mehr sprinten als der Gegner, mehr tiefe Läufe machen als der Gegner. Das kommt alles mit dazu. Wir sind – glaube ich – in jedem Spiel weniger gelaufen als der Gegner. Und klar: Das wichtigste Merkmal ist, dass wir keine Tore machen.

 

Zuletzt hatten wir in zwei aufeinanderfolgenden Spielen keinen eigenen Torerfolg. Woran hakt es?

Ducksch:
Gute Frage. Ich alleine habe in den ersten vier Spielen schon vier 100-prozentige vergeben. Wenn Du an einem Punkt bist, an dem Du zu viel nachdenkst, frisst es Dich auf. Wir sind vielleicht gerade an so einem Punkt, wo genau das der ganzen Mannschaft so geht. Und dann macht man sich als Stürmer vielleicht nochmal mehr Gedanken, wenn Du die Chance hast.

Wie kriegt man das an den Griff?


Ducksch:
Ich glaube, man sollte da einfach versuchen, wieder mit dem nötigen Spaß an die Sache heranzugehen. Das gilt für uns alle. Wir befinden uns zwar gerade in einer schwierigen Situation, aber trotzdem dürfen wir den Spaß am Fußball nicht verlieren, sondern müssen weiter fokussiert bleiben und mit Freude dabei sein. Den Ehrgeiz haben, uns in jeder Trainingseinheit verbessern zu wollen.

Aktuell ist es mit dem Spaß natürlich nicht ganz so einfach…

Ducksch:
Klar, fünf Punkte aus sechs Spielen – das ist sehr wenig, gerade für unsere Ansprüche. Aber man sieht ja in der Liga, dass alles passieren kann. Vielleicht ist jetzt genau der richtige Moment, um das alles umzuswitchen und zu sagen: Jetzt sind wir da, wir gehen kompromisslos in jeden Zweikampf und machen noch konsequenter die tiefen Läufe! Und wir können da einander auch noch mehr Ansagen machen, Hinweise geben und vielleicht auch mal lauter werden auf dem Platz.

In der Öffentlichkeit und in den Medien wird der Saisonstart natürlich kritisch diskutiert. Muss man in so einer Situation aufpassen, nicht zu viel links und rechts zu gucken, sondern einfach auf sich selber?

Ducksch:
Ja, genau. Wenn man sich von Dingen, die von außen kommen, ablenken lässt, zieht es einen womöglich noch weiter runter. Das darf uns nicht passieren. Wir müssen jetzt eine Reaktion zeigen. Wir stehen jetzt da unten, aber das ist auch kein Genickbruch. Es sind jetzt sechs Spieltage rum und wir haben noch alles in der Hand.

Gegen Bielefeld haben wir die vielleicht beste 96-Anfangsviertelstunde der Saison gesehen – danach ist es dahingegangen. Wie erklärt sich das?

Ducksch:
Wenn man das Spiel gesehen hat, weiß man, dass wir wieder sehr gute Möglichkeiten, vor allem mit schnellen Gegenzügen, hatten, aber die wieder nicht gut zu Ende gespielt haben. Und da müssen wir hinkommen: Wenn es 0:0 steht oder 1:0 oder 1:0 für den Gegner – wenn das Spiel eng ist, dann müssen wir noch zielstrebiger sein. Wenn es 3:0 steht, kann es jeder, aber in den engen Situationen müssen wir voll fokussiert sein. Ich glaube schon, wir arbeiten sehr, sehr hart im Training dafür, jetzt müssen wir es nur umsetzen.

Was habt Ihr mit Blick auf das Bielefeld-Spiel besprochen?

Ducksch:
Wir haben gegen Bielefeld sehr viele gute Standardsituationen gehabt, aber daraus nichts gemacht. Dann gab es eine gegen uns, und wir haben direkt das Gegentor bekommen. Das sind Situationen, in denen wir uns besser anstellen müssen. Dann haben wieder durch so eine unglückliche Situation das 0:2 kassiert, obwohl wir davor auch selbst schon Chancen zum Ausgleich hatten, die wir aber leider liegen gelassen haben.

Blicken wir auf Freitag: Kiel hat auch fünf Punkte auf dem Konto, und beim Duell mit 96 wird ein neuer Trainer an der Seitenlinie stehen. Was bedeutet das für das Spiel?


Ducksch:
Die Wahrscheinlichkeit, im ersten Spiel unter einem neuen Trainer etwas mitzunehmen, ist erfahrungsgemäß sehr hoch. Deswegen müssen wir uns da auf alles gefasst machen. Uns erwartet ein hartes Spiel - mit viel Kampf, viel Leidenschaft, viel Wille. Ich glaube, am Ende wird die Mannschaft gewinnen, die das am besten umsetzt. Ich kenne das Stadion ja und weiß, dass die Fans voll hinter der Mannschaft stehen werden. Das wird immer der Fall sein bei Holstein Kiel.

Hast Du noch Kontakt zu dem einen oder anderen aus dem Team?

Ducksch:
Mit Dominik Schmidt habe ich noch Kontakt. Wir schreiben ab und zu miteinander, bisher vor dem Spiel aber noch nicht. Auch mit dem Zeugwart habe ich noch sehr guten Kontakt, mit den Physios ebenfalls ab und zu. Wie ich schon gesagt habe: Es war dort alles sehr familiär, man hat sich eigentlich mit jedem gut verstanden. Es hat Spaß gemacht, dort zu arbeiten. Aber am Ende will ich natürlich trotzdem drei Punkte mitnehmen!

Aus Hannover reisen 1600 Fans mit nach Kiel, das komplette Gästekontingent ist ausgeschöpft. Einige werden den Abend sicherlich noch dort verbringen. Wie und wo kann man denn in Kiel einen 96-Auswärtssieg am besten und angemessen feiern? Hast Du einen Tipp?


Ducksch (schmunzelt):
Wenn dann im "Max". Das ist, finde ich, die einzige Diskothek in Kiel, in der es ganz ordentlich ist.

Und wenn Marvin Ducksch am Freitag ein Tor schießt, wie intensiv jubelt er dann?


Ducksch:
Gar nicht. Natürlich freue ich mich innerlich, aber ich werde keine Gesten machen, wenn ich ein Tor schieße oder wir gewinnen. Klar, ich bin jetzt bei einem neuen Verein, aber ich glaube, das würde Kiel nicht gerecht, wenn ich total jubeln würde. Aber jeder kennt mich und weiß: Ich bin Fußballer, ich freue mich über Tore, ich freue mich über Siege - und ich hoffe, dass das am Wochenende dann auch passieren wird.
ch

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