NIEMALSALLEIN

 

Die Trainersuche beim Fußball-Bundesligisten Hannover 96 ist beendet, bevor sie richtig begonnen hat. Und der Neue wird auch nicht extra vorgestellt, weil er gar kein Neuer ist: Andreas Bergmann ist neuer Chefcoach der "Roten". Der 50-jährige bisherige Trainer der 96-Reserve hatte nach dem 2. Liga-Spieltag Dieter Hecking zunächst als Interimscoach ersetzt. Nun ist er ein weiteres Mal befördert worden – zum Übergangstrainer, dessen Vertrag erst einmal nur bis zum Saisonende im Mai 2010 gilt. Die Entscheidung von Klubchef Martin Kind für Bergmann ist im Prinzip mit dem Abpfiff des Spiels gegen 1899 gefallen. Die "Roten" hatten zwar mit 0:1 verloren, sich dabei aber achtbar geschlagen, was auch vom Publikum mit Beifall gewürdigt wurde.

Nach der Partie hatte sich Kind mit seinem Sportdirektor Schmadtke über die Situation ausgetauscht. "Wir wollten dann noch eine Nacht drüber schlafen. Und heute haben wir das am Telefon geklärt. Schmadtke hat dann am Nachmittag Bergmann über dessen Beförderung informiert." Bei der Partie nach der Länderspielpause in Bremen am Sonntag, 13. September, kommt Bergmann damit endgültig in der Bundesliga an. Im nächsten Heimspiel am 19. September gegen Borussia Dortmund nimmt er dann auch im eigenen Stadion den Platz an der Seitenlinie als vollwertiger Trainer ein. Und zwar auf der neuen Trainerbank. Schon beim Spiel gegen Hoffenheim stand der neue Dreisitzer am Spielfeld, auf dem neben Kotrainer Dirk Bremser auch Sportdirektor Jörg Schmadtke seinen Platz hat – und das ist einmalig unter den derzeitigen 18 Bundesliga-Teams. Offensichtlich wünscht man sich bei 96 neben dem Trainer auch den sportlich Verantwortlichen ganz nah dran am Spielgeschehen.

Klubchef Martin Kind bezeichnete seine Entscheidung für Bergmann gestern "als eine Mischung aus Wunsch- und Vernunftlösung". Hintergrund ist offenbar, dass die Haushaltslage des Klubs die Verpflichtung von prominenteren und somit deutlich teureren Vertretern der Trainerzunft ausschloss oder wenigstens erheblich erschwert hätte. Allerdings hat Bergmann den Klubchef nicht nur durch seine Arbeit als bisheriger sportlicher Chef des 96-Nachwuchsleistungszentrums, sondern auch durch sein Auftreten mit der Profimannschaft überzeugt. Bergmann trifft offenbar zurzeit genau den richtigen Ton, um die Spieler aus ihrer Lethargie zu reißen. Viele Spieler sprachen sich zuletzt öffentlich für Bergmann aus. So sagte 96-Kapitän und Nationalspieler Robert Enke nach dem 0:1 am Sonnabend: "Für mich gibt es keinen Grund, Andreas Bergmann abzulösen. Wir sind auf dem richtigen Weg." Und Mannschaftskollege Christian Schulz fügte an: "Die Tage, die wir bisher mit dem Trainer zusammengearbeitet haben, sprechen für sich. Wir würden eine Entscheidung für Andreas Bergmann begrüßen. Ich glaube, da kann ich im Namen der gesamten Mannschaft sprechen." Klubchef Kind hat "diese Signale aus dem Team zur Kenntnis genommen, obwohl die Meinung der Spieler keinen direkten Einfluss auf die Trainerentscheidung hat". Für die künftige Zusammenarbeit zwischen Trainer und Sportdirektor – bei 96 in der Vergangenheit oft konfliktbeladen – erhofft sich Kind, dass Schmadtke ein "guter, konstruktiver, aber auch kritischer Gesprächspartner" ist. Wie zuvor zu Heckings Zeiten bleibt Schmadtke aber klar Chef im Ring, was sportliche Entscheidungen angeht. Bergmann, der gestern für eine Stellungname nicht erreichbar war, soll heute seinen Vertrag unterschreiben. Ob Heckings einstiger Kotrainer Dirk Bremser wie in den vergangenen zwei Wochen dauerhaft Bergmanns Assistent bleibt, soll später entschieden werden.

 

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