NIEMALSALLEIN

Doppelschlag mit einem Überraschungsmoment: Der Fußball-Bundesligist Hannover 96 hat gestern zwei Neuzugänge vorgestellt.

 

Wie erwartet war einer davon Torwart Markus Miller vom Zweitligisten Karlsruher SC, der einen Einjahresvertrag mit einer Option für ein weiteres Jahr erhält (der Klub hatte zunächst irrtümlich von drei Jahren gesprochen).

Der weitaus erstaunlichere Coup war indes die Verpflichtung des Österreichers Emanuel Pogatetz, der als linker Außenverteidiger und in der Innenverteidigung eingesetzt werden kann. Der 27-Jährige kommt ablösefrei für drei Jahre vom Middlesbrough Football Club, wo er die Kapitänsbinde trug – ebenso wie in der österreichischen Nationalelf. In der abgelaufenen Saison in der Football League Championship, der 2. englischen Liga, belegte sein Team in der Abschlusstabelle den 11. Rang (von 24). Zuvor hatte Pogatetz mit "Boro" vier Jahre lang in der erstklassigen Premier League gespielt, war dann aber mit dem Team abgestiegen. Aus England bringt er den Spitznamen "Mad Dog", verrückter Hund, mit. Auf die Frage nach dem Ursprung dieses Beinamens erklärte der Mann mit dem Stoppelhaarschnitt gestern ganz ungeniert: "Na ja, erste Aufgabe eines Verteidigers ist es, die Stürmer am Toreschießen zu hindern."

Tatsächlich stehen in der an Titeln und Erfolgen nicht armen Biographie auch diese zwei beschämenden Einträge. Im Juni 2005, Pogatetz war vom Grazer AK an Spartak Moskau ausgeliehen, fügte er Gegenspieler Jaroslav Kharitonskij bei einem Brutalo-Foul einen doppelten Beinbruch zu. Dafür erhielt er vom russischen Fußballverband eine Sperre von 24 (!) Spielen, die allerdings nach einem Einspruch auf acht Spiele verringert wurde. Kaum weniger schlimm sein Einsteigen im September 2008 als Kapitän von "Boro" gegen den Brasilianer Rodrigo Possebon von Manchester United, dem er bei diesem Foul ebenfalls einen Beinbruch zufügte.

Beachtlich ist indes auch die Liste seiner Erfolge, die er besonders in Österreich verbuchte: Nach der Ausbildung bei Sturm Graz ging er zum FC Kärnten, wo in der ersten Saison Aufstieg und der Sieg im ÖFP-Cup glückte. Mit dem Grazer AK gelangen 2004 Meisterschaft und Pokalsieg. In der Nationalelf kam er bislang auf 37 Einsätze, in denen er zwei Tore erzielte und deren Kapitän er 2009 wurde. Middlesbrough soll für ihn 2005 2,5 Millionen Euro Ablöse bezahlt haben. Dort kam er vor allem in den ersten Jahren auf viele Einsätze und verbuchte vier Tore sowie zwei Eigentore. Seinen aktuellen Marktwert gibt das Internetportal "transfermarkt.de" mit 3,5 Millionen Euro an – allerdings kam er nach dem Ende seines Vertrages ablösefrei nach Hannover.

Der Verteidiger soll nach dem Abgang von Jan Durica die dritte Planstelle der 96-Innenverteidigung erhalten. Den vierten Platz will Trainer Mirko Slomka für ein Defensivtalent aus den eigenen Reihen freihalten – etwa für Christopher Avevor. "Ich habe gute Möglichkeiten, mich in die Stammformation zu arbeiten", sagte Pogatetz gestern – er weiß, dass er dafür besser sein muss als Karim Haggui oder Mario Eggimann. Den entscheidenden Vorstoß für die Verpflichtung von Pogatetz hat nach dessen Bericht 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke unternommen. Eine besondere Spürnase musste er dabei indes nicht beweisen: Der Spieler wird von der Bad Harzburger Agentur Stars & Friends vermittelt, bei der 96 Stammkunde ist (Eggimann, Hanke, Rama, Durica, Ya Konan).

Hannover 96 traut Pogatetz viel zu: "Ich habe das Saisonfinale mit dem heroischen Ende genau verfolgt", sagte der Neue gestern. "So etwas schweißt zusammen, und alle freuen sich total auf die neue Saison. Wir haben hier alle Möglichkeiten. Und am Ende der nächsten Saison werden wir besser dastehen."

 

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