NIEMALSALLEIN

Roter Platz

Die etwas andere Hinrunden-Bilanz vom Platzwart.

 

Letzte Spiele vor irgendeiner Pause sind offensichtlich nicht das Ding der 96er. Im Mai das Planlosspiel gegen Nürnberg, jetzt der offizielle Wehnachtskick in Cottbus: Hintenraus gibt’s viel Gesprächsstoff und wenig Punkte. Was bleibt, ist eine gewisse Ratlosigkeit. Sind die „Roten“ so gut wie gegen Bremen oder so schlecht wie gegen Cottbus? Der Platzwart meint: Ja.

Wer genau hinschaut, erkennt: Hannover 96 funktioniert nach dem Fünfjahresplan. Die ersten fünf Jahre fußballerischer Planwirtschaft, die Jahre 2002 bis 2007, sie werden als die „Cottbus-Jahre“ in die Geschichte des Vereins eingehen. Sie bestanden aus Trainersuche (Rangnick, Lienen), Managersuche (Moar, Kaenzig), Spielersuche (Xavier, Kleber, Svitlica, Leandro und Paunovic) sowie der Suche nach einem vernünftigen Platz unter den ersten 18, gern auch in der oberen Tabellenhälfte. Schon das heute so geschmähte 40-Punkte-Denken gilt in den Anfangsjahren nicht wenigen als totale Spinnerei.
Man hat’s nicht leicht in Hannover. Das Stadion wird bei laufendem Spielbetrieb grundsaniert, in der Folge werden die Preise erhöht und die Erwartungen mal wieder gesenkt. Wegen des Gleichgewichts. Quasi nebenbei verschafft man bei 96 einem alten Fußballrecken einen zweiten Frühling (Bobic), organisiert für ein hoffnungsvolles Talent das Nachtleben (Simak) und ebnet einem jungen Mann aus Pattensen den Weg für eine internationale Karriere. Aus purer Naivität werden ein gewisser Robert Enke (ein Glücksgriffel!) sowie ein alter Mann mit Hund (Rüdiger, klügster Hund der Welt) verpflichtet. Kurze Zeit sucht man den Erfolg (Platz 9!) mit einem Bonvivant des Fußballgeschäfts, der sich für seine letzte aktive Trainerstation ausgerechnet Hannover ausgesucht hatte. Dass selbst dieses Abenteuer ohne Zwangsabstieg endet, spricht für Zähigkeit und Zahlungsfähigkeit der „Roten“ gleichermaßen. Und für den Fünfjahresplan. Den zweiten.

Fünfjahresplan Nummer 2 beginnt im September 2006 in Aachen. 96-Präsident Martin Kind kauft sich einen Trainer. Trainer dürfen nie allein gehalten werden, sie fangen sonst das Trinken an (Winterkorn), fransen aus und suchen Stunk mit dem Torwart. Also spendiert Kind dem Trainer einen Manager. Der neue Manager gilt für hannoversche Verhältnisse als überaus sozialverträglich, Trainer und Manager mögen sich, sie kuscheln und machen Punkte. So viele Punkte, dass Martin Kind das 40-Punkte-Denken mit einem schicken Gewinn an Wolfsburg verhökern kann.

Dem Abschied vom 40-Punkte-Denken folgt der Abschied vom 50-Prozent-Denken. Martin Kind möchte mehr Kohle für bessere Kicker. Die Bundesliga tut sehr interessiert, nur Schalke winkt ab, man ist dort schon reich. In Hannover rüstet man sich für den zu erwartenden Geldsegen, indem man vorab Mike Hanke und Valerien Ismael kauft. Jan Schlaudraff und Lukas Podolski stehen auf der Shoppingliste, Kaka und Lionel Messi auch, aber weiter hinten. Der Fahrplan Richtung Meisterschaft steht, der Weg nach oben führt über Siege gegen Karlsruhe und Hoffenheim. Die Meilensteine der nächsten fünf Jahre: 2008 erneuter Gewinn der Fairness-Wertung mit UI-Cup-Erstrundenaus gegen KÍ Klaksvik, 2009 gewinnt 96 erstmals in seiner Bundesligageschichte zweimal hintereinander die Platzwahl, es folgt ein Sturmlauf auf Platz 5, UEFA-Cup, 3. Runde, Aus gegen KÍ Klaksvik. 2010 Platz 15, 2011 Meisterschaft, 2012 Gewinn der Champions League. Zwischendurch verlängert Michael Tarnats Hund jeweils immer um ein Jahr, und Tarnat, mittlerweile dienstältester Feldspieler des Universums, findet auch 2012 noch, dass Hannover 96 insgesamt auf einem gar nicht so schlechten Weg sei. Ein frohes Fest wünscht
Der Platzwart

 

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