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Mit Gerhard Zuber und Kenan Kocak

96TV hat in dieser Woche exklusiv mit Hannover 96 Sportdirektor Gerhard Zuber und unserem Cheftrainer Kenan Kocak gesprochen. Im großen Doppel-Interview sprechen die beiden über das Verhältnis zueinander, Genki Haraguchi und Timo Hübers und das Derby. Schaut rein!

/ Profis

Hallo Gerry, hallo Kenan! Schön, dass Ihr da seid. Ich starte mit einer Frage an Euch beide. Das Wintertransferfenster ist geschlossen und Hannover 96 hat sich gegen eine Neuverpflichtung entschieden. Das Vertrauen in den Kader ist da. Möchtet Ihr dem noch etwas hinzufügen?  

Gerhard Zuber (45): Also grundsätzlich hast Du es ja schon richtig angesprochen. Wir vertrauen unserem Kader voll und ganz, wir sind zufrieden mit der Entwicklung. Man merkt, die Mannschaft wächst zusammen. Das ist wichtig, wir kommen so besser in Automatismen rein. Die Jungs verstehen sich und das Pflänzchen beginnt hoffentlich jetzt zu wachsen und deswegen haben wir uns auch dazu entschieden, keinen Spieler mehr zu holen, weil wir an die bestehende Truppe glauben. Ich bin mir relativ sicher, dass sie das Vertrauen in den nächsten Spielen auch zurückzahlen wird.  

Möchtest Du dem noch etwas hinzufügen, Kenan?  

Kenan Kocak (40): Nein. Alles gut.

In der Presse liest man immer wieder, dass Ihr Euch zwischendurch mal nicht einig seid. Stimmt das?  

Zuber: Beim Essen sind wir sehr oft unterschiedlicher Meinung (lacht). Ich weiß, worauf die Berichterstattung abzielt. Natürlich gibt es Dinge, die kontrovers diskutiert werden müssen, aber ich glaube, das ist auch gut und grundsätzlich haben wir ein sehr ordentliches Verhältnis. Man darf ja nicht vergessen, wir sehen uns jeden Tag mehrere Stunden und wenn es da zwischendurch nicht mal krachen würde, dann hätten wir beide ein Problem. Nach außen hin ist das dann oft falsch dargestellt, oder es wird etwas zu viel da hineininterpretiert. Von meiner Seite aus ist wirklich alles in Ordnung und wir haben ja auch, wie ihr wisst, den einen oder anderen Spaß zusammen.   Das ist definitiv auch der Eindruck, den ich von Euch habe.

Kenan, Du siehst den Gerry natürlich auch deutlich häufiger als Deine Familie, aber soweit passt das, oder?      

Kocak: Ja, leider (lacht). Ne, ich kann das auch nicht bestätigen. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander. Natürlich reden wir über alle Dinge offen und transparent. Das ist auch normal und dabei geht es ja auch nur um die Sache. Nach außen wird das dann manchmal so dargestellt, als ob wir uns nicht mehr sehen könnten, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Wir arbeiten gerne zusammen und wir werden weiterhin versuchen, das Beste für 96 rauszuholen.  

Wintertransfers sind abgehakt. Somit liegt der Fokus nun voll auf dem Sommer. Inwiefern werden da schon Handlungen vorbereitet?  

Zuber: Genau. Nach der Transferperiode ist vor der Transferperiode. So handhaben wir das natürlich auch. Der Winter ist abgehakt und die Planungen für die neue Saison laufen. Das ist ganz klar. Im Hintergrund wird sicherlich das eine oder das andere schon bearbeitet und dann werden wir schauen, dass wir auch für die kommende Saison einen guten und konkurrenzfähigen Kader zusammenstellen. Nichtsdestotrotz gilt es jetzt auch erst einmal die Saison bestmöglich zu Ende zu spielen, denn da ist noch Einiges möglich und dementsprechend werden wir auch agieren.  

Einige Verträge laufen in diesem Sommer aus. Timo Hübers und Genki Haraguchi sind dabei wohl die heißesten Namen. Wie ist da der Stand der Dinge?  

Zuber: Genau. Unglücklicherweise laufen beide Verträge aus. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass wir mit beiden sehr gerne weiterarbeiten wollen. Da geht es jetzt dann auch in die Endphase und dann werden wir schauen, was dann dabei rumkommt. 

Kenan, würdest Du mit den beiden gerne auch über den Sommer hinaus weiterarbeiten?  

Kocak: Ja, natürlich. Timo Hübers war ja zu Beginn meiner Zeit hier verletzt, hat sich dann zurückgearbeitet und hat dann auch gut performt. Ich bin sehr zufrieden mit seiner Entwicklung, wohlwissend, dass wir auch noch Luft nach oben haben. Und bei Genki denke ich da ähnlich. Seitdem ich da bin, hat er eigentlich durchweg seine Leistung abgerufen. Deswegen wäre ich natürlich sehr froh, wenn man diese beiden Spieler halten könnte, aber das ist dann wiederrum die Aufgabe von Gerry und von unserem Präsidenten, da zu schauen, ob es auch machbar ist, denn da gehören immer zwei Seiten dazu. Wir können nur sagen, dass wir aus sportlicher Sicht sehr gerne mit beiden verlängern würden und beide auch gerne weiterhin bei 96 sehen würden.    

Apropos sportlich: Am Montagabend haben wir den VfL Osnabrück geschlagen. Marvin Ducksch sprach nach dem Spiel von einem sehr ekligen Spiel. Hast du das genauso gesehen?  

Kocak: Ich denke, das ist einen Touch zu negativ formuliert. Wir haben das Spiel vollkommen kontrolliert und haben es leider versäumt, rechtzeitig den Deckel drauf zu machen. In der zweiten Liga ist es so, dass je länger das Spiel offen ist, der Gegner immer in der Lage ist durch so ein Unding noch ein Tor zu erzielen. Deswegen haben wir es unnötig spannend gemacht. Natürlich dürfen wir auch nicht vergessen, dass die Jungs innerhalb von acht Tagen zwei sehr lange Auswärtsfahrten in den Knochen hatten. Am Montagabend ist die Mannschaft dann in die Partie gegangen, mit dem Wissen, dass wir den Sieg unbedingt brauchen, und das haben sie dann auch bravurös gemeistert. Das war kein ekliges Spiel, sondern ein hochverdienter Sieg, den wir unnötig spannend gemacht haben.  

Generell läuft das Fußballjahr 2021 recht gut für uns. Vier Siege hat Hannover 96 eingefahren können und zwei ärgerliche Niederlagen einstecken müssen. Bist Du mir der Ausbeute in 2021 zufrieden?  

Kocak: Über die Niederlage gegen St. Pauli bin ich nach wie vor sehr verärgert, weil es eine Niederlage war, wo auch andere Faktoren mit eine Rolle gespielt haben. Da kann man der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Sie haben sich zurückgefightet in die Partie und leider wieder zahlreiche Chancen liegenlassen und sich selber nicht belohnt. Das Spiel in Karlsruhe war ja ähnlich. Das waren für die Mannschaft ja zwei Niederlagen, wo man sagen muss, da haben wir auf die Fresse bekommen. Aber Fußball ist eben nicht berechenbar. Sprich, du kannst auch mal Spiele haben, wo du total überlegen bist und am Ende fährst du mit leeren Händen nach Hause. Aber viel wichtiger ist, dass wir diese Nehmerqualitäten haben in der Mannschaft und, dass wir dann auch wieder aufstehen. Das haben die Jungs gezeigt und das ist ein Qualitätsmerkmal der Truppe.

Lasst uns noch über die Entwicklung der Mannschaft sprechen, die ja eindeutig da und sichtbar ist. Wie zufrieden seid Ihr mit der Entwicklung der Mannschaft?  

Zuber: Ja, das ist ja alles ein Prozess. Wir hatten im Sommer einen Riesenumbruch und bekamen die Spieler auch recht spät zum Schluss dazu. Das ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Ich glaube, da sind wir schon auf einem guten Weg. Die Rädchen greifen besser ineinander, die Automatismen und Abläufe kommen rein, die Jungs finden zusammen, die Hierarchie hat sich jetzt gebildet und ich glaube, auf dem kann man ganz gut aufbauen. Zum anderen sind die Jungs jetzt gut eingestellt vom Coach und vier Siege aus sechs Spielen sind auf jeden Fall eine gute Ausbeute, das ist ein Zweierschnitt und da wollten wir eigentlich davor hin und da müssen wir jetzt weiter dranbleiben. Es gibt noch 15 Spiele zu absolvieren und da sind noch 45 Punkte möglich.  

Eine Menge Holz. Kenan, stimmst Du dem zu?  

Kocak: Ja, natürlich. Wir haben ja auch Corona bedingt eine interessante Sommerpause hinter uns.  Wir haben wichtige Spieler verloren – leider verloren. Dann haben wir einen Umbruch einleiten müssen, teils gewollt, teils aber auch gezwungen. Dann haben wir neue Spieler bekommen, die immer nach und nach zur Mannschaft dazu gestoßen sind.  Das ist auch nicht einfach. Deswegen habe ich gewusst, dass es auch mal holprig werden kann, weil es einfach ein Prozess ist, in dem wir uns befinden. Und die Spieler, die wir geholt haben, die waren meist keine Stammspieler. Also das heißt, die Jungs waren mental erst einmal in einem Loch drin und hatten auch nicht diesen Rhythmus. Wir haben dann versucht die Jungs von der Psyche her und auch von der Physis her aufzubauen und wollten dann aber auch sofort erfolgreich sein. Dafür, finde ich, habe es die Jungs sehr gut gemacht. Was wir uns jedoch vorwerfen lassen müssen, und woran wir weiter arbeiten müssen, ist, dass wir uns einfach sehr wenig belohnt haben. Vor allem, für den Aufwand, den wir betrieben haben. Es gibt nur sehr wenig Spiele, wo man sagen kann, ok, das haben wir verdient verloren. Dass ist das, was wir als nächste Stufe sehen in der Mannschaft, dass wir uns einfach für den Aufwand belohnen, den wir betreiben. Ich arbeite sehr gerne mit den Jungs zusammen und bin guter Dinge, dass wir auch in Zukunft erfolgreich sein werden.  

Am besten sind wir das auch schon am kommenden Samstag. Denn – das Derby steht an. Da kann es nur einen Sieger geben. Wie holen wir auch den zweiten Derbysieg?

Kocak: Wir wissen um die Bedeutung der Partie, wir brauchen das auch nicht kleinzureden. Wir wissen, was das Spiel auch gerade für unsere Fans für einen Stellenwert hat. Wir werden natürlich nach Braunschweig fahren, um die drei Punkte zu holen und alles zu investieren. Wir werden uns sehr gut vorbereiten auf die Partie und sind natürlich sehr heiß drauf.  

Gerry, welche Erinnerungen hast Du an den ersten Derbysieg in dieser Saison?  

Zuber: Ja, wunderschöne. Es war ein total spannendes Spiel, wir konnten einen Rückstand drehen. Das ist uns ja noch nicht ganz so oft gelungen und hintenheraus haben wir wunderschöne Tore gemacht und uns verdient belohnt. Ich würde mir wünschen, dass wir wieder als Sieger vom Platz gehen, denn Derbys sind spezielle Spiele. Für unsere Fans, aber auch für uns sind diese Spiele extrem wichtig. Denn so ein Derbysieg gibt enorme Kraft. Ich kenne es ja auch noch von meinem alten Arbeitgeber: mit Dortmund gegen Schalke. Das waren immer spezielle Spiele. Das gibt immer brutal Selbstvertrauen und Kraft für die kommenden Aufgaben.  

Diese Herausforderung nehmen wir an und werden es hoffentlich am Samstag in die Tat umsetzen. Vielen Dank Gerry, vielen Dank Kenan. Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt.      

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