Die Torhüter
Dieses Duell ist ein Fernduell, weil heute ungefähr 100 Meter zwischen Robert Enke (links) und Manuel Neuer (rechts) liegen werden. Trotzdem wird auf die beiden Torhüter geschaut werden – und der direkte Vergleich wird nicht nur für Bundestorwartrainer Andreas Köpke interessant. 96-Schlussmann Enke hat in der Nationalmannschaft derzeit den Platz in Beschlag genommen, den Neuer gerne hätte: Enke ist im deutschen Tor die Nummer 3 hinter Jens Lehmann und Timo Hildebrand. Neuer und der Leverkusener Rene Adler sind in der Hierarchie die Nummer 4a und 4b. Enke hat bislang zwar fünf Tore mehr kassiert als der Schalker, aussagekräftig ist diese Zahl aber nur begrenzt, da sie die Arbeit der gesamten Defensive widerspiegelt. Reaktionsschnell auf der Linie sind beide, wobei der 21-jährige Neuer eher ein Flugkünstler ist und der 30-jährige Enke ein Meister des Stellungsspiels. Beide Torhüter eröffnen schnell und präzise mit Abwürfen das Spiel, in einer Rubrik aber ist Enke nicht zu schlagen: Souveräner als er fängt in der Bundesliga niemand Bälle nach Ecken und Flanken ab. Auch die Form spricht für Enke: Der „kicker“ führt ihn nach 13 Saisonspielen mit der Durchschnittsnote 2,69; für Neuer steht dort eine 3,15.
Die Renner
In diesem Duell steht es bereits 1:0 für 96: Denn Szabolcs Huszti, der linke Mittelfeldspieler von Hannover 96, ist mit 1,73 Meter genau einen Zentimeter größer als Rafinha, auf den er meistens treffen wird. Ungarn gegen Brasilien wäre normalerweise ein ungleiches Duell, die beiden Profis aber bewegen sich nicht nur größenmäßig auf Augenhöhe. Der 96-Profi und der Schalker sind gute Techniker mit dem Hang zum einen Schnörkel zu viel. Beide sind zudem laufstark, und es wird spannend zu beobachten sein, wer heute wem mehr hinterherlaufen muss. Auf Huszti wartet jedenfalls mehr Defensivarbeit als üblich, denn Rafinha drängt es von hinten rechts immer wieder nach vorne, er ist damit oft stilprägend für das Schalker Spiel. Bei der Pokalbegegnung vor knapp vier Wochen (2:0 nach Verlängerung für Schalke) führte eine Rafinha-Flanke zum entscheidenden Treffer. Ihn gar nicht erst zum Flanken kommen zu lassen, wird heute in Husztis Aufgabenheft stehen.
Die Kopfballstarken
Einen Größenunterschied gibt es nicht, es ist sogar ein maßgenaues Duell. Frank Fahrenhorst, der Abwehrchef von Hannover 96, ist ebenso 1,90 Meter lang wie Kevin Kuranyi, der Torjäger der Schalker (vier Saisontreffer). Das Kopfballspiel zählen beide zu ihren Stärken; und Fahrenhorst, der ehemalige Nationalspieler, hat schon beim Pokalspiel auf Schalke gezeigt, dass er es mit dem aktuellen Nationalspieler Kuranyi aufnehmen kann. Der 96-Verteidiger hat in dieser Saison allerdings noch nicht seine Konstanz gefunden. Mit einer starken Leistung gegen den Schalker, der gerade von einem Muskelfaserriss genesen ist, könnte er neues Selbstvertrauen gewinnen. Aber Vorsicht: Kuranyi ist ein guter Techniker, der dennoch des Öfteren Probleme mit dem Ball hat. Das macht ihn doppelt gefährlich, weil unberechenbar.
Die Knallharten
Die beiden kennen sich bestens aus dem Training; ein Jahr haben sie gemeinsam „Königsblau“ getragen. Seit Mike Hanke 2005 Schalke verlassen hat, trifft er meistens im direkten Duell auf Marcelo Bordon – so auch heute. Der Schalker Abwehrchef ist Brasilianer, spielt aber selten so – die Bundesliga kennt den 31-Jährigen eher als knallharten Verteidiger, der gern auch einmal „drüberhält“. Seine Vorstöße sehen wenig elegant aus, sind aber vehement und aufgrund seines harten Schusses gefährlich. Wenig geschmeidig sehen auch Hankes Bewegungen auf dem Platz aus; wie sein Kontrahent liebt der 96-Mittelstürmer das körperbetonte Spiel. Hanke, bisher vier Treffer, träumt vom Ende seiner Ladehemmung seit dem 15. September. „Das kommt wieder“, sagt er. Einen besonderen Torjubel hat er sich für diesen Fall schon ausgedacht …
Die GegensätzeBis 1999 hat sich der Schalker Gerald Asamoah auf dem Rasen in Hannover dort rumgetrieben, wo seit August 2004 Michael Tarnat zuverlässig seine Arbeit verrichtet. Heute begegnen sich die beiden: Tarnat, 38 Jahre alt, hinten links für Hannover, Asamoah, 29 Jahre alt, vorne rechts für Schalke. Es wird ein Duell von Routine und Stellungsspiel (Tarnat) gegen Kraft und Wucht (Asamoah). Für das hannoversche Publikum wird es ein unangenehmer Zweikampf: Asamoah ist immer noch sehr beliebt in Hannover, und es gibt viele Anhänger der „Roten“, die sich wünschen, dass er am Saisonende – sein Vertrag in Gelsenkirchen läuft aus – zu 96 zurückkehrt. Auch Tarnat, der seine vierte Saison in Hannover spielt, mögen die Fans. Die aktuelle Formkurve spricht für den 96-Routinier, zumal Tarnat weiß, was ihn heute erwartet: Asamoah, eine Art Wühlmaus im blauen Trikot, dreht sich in der Regel in den Gegenspieler rein – da heißt es: standhaft bleiben.