NIEMALSALLEIN

96-Innenverteidiger Mario Eggimann schießt sich mit seinem "Turban-Tor" gegen Hoffenheim in den Mittelpunkt

 

Es war eine skurrile Szene, die sich nach dem Schlusspfiff auf den Gängen der Rhein-Neckar-Arena abspielte. Da stand ein Fußballprofi mit einem Kopfverband, die Risswunde oberhalb der rechten Augenbraue trotz einer dicken Kompresse deutlich erkennbar, die Blutspuren im Gesicht nur sporadisch beseitigt – und erzählte ausgelassen, ja fast schon fröhlich von dem, was ihm alles an diesem Nachmittag so passiert war. Und Mario Eggimann hatte viel zu erzählen. Von der Situation, die zu seiner Verletzung führte, von seinem „Turban-Tor“, seinem ersten für 96, das die „Roten“ für ein paar Minuten vom ersten Auswärtssieg der Saison träumen ließ. Und von einer schweren Zeit in Hannover, wo alles für ihn bislang überhaupt nicht so gelaufen war, wie er sich das vorgestellt hatte.

Und während der Innenverteidiger nach dem 2:2 bei 1899 Hoffenheim die vielen Fragen beantwortete, gab es von den mittlerweile schon frisch geduschten Kollegen Leon Andreasen und Hanno Balitsch im Vorbeigehen einen anerkennenden Klaps. Lob und Anerkennung, darauf hatte Eggimann lange warten müssen. „Eine kleine Genugtuung ist das schon für mich. Ich musste ja auch eine Menge einstecken“, sagte der 28-Jährige.

In der Schweizer Nationalelf kurz vor der Europameisterschaft ausgebootet, erfüllte Eggimann nach seinem Wechsel vom Karlsruher SC zu den „Roten“ nicht die Erwartungen und musste die meisten Spiele in der Hinrunde von der Reservebank aus zuschauen. In der Rückrunde sollte alles besser werden, sollten die offenen Wunden endlich geschlossen werden. Zunächst sah es auch so aus, als ob der Schweizer „den ganzen Mist“ hinter sich gelassen hatte. Er eroberte sich einen Stammplatz in der Abwehrzentrale, doch dann kam das Spiel gegen den VfB Stuttgart: Auswechslung vor der Halbzeit, Note 6, warten auf die nächste Chance.

„Das Gute im Fußball ist ja, dass man immer wieder zurückkommen kann und die Möglichkeit bekommt, es besser zu machen. Ich glaube, das habe ich heute gezeigt“, sagt Eggimann. Wie sehr er sich unter Druck gesetzt hatte, um nur ja nicht schon wieder eine Chance zu vergeben, war von Beginn an zu sehen. In den ersten Zweikämpfen war er einen Tick zu spät, zweimal drosch er den Ball unbedrängt einfach nach vorne. Doch von Minute zu Minute wurde sein Spiel sicherer, sein Duell mit Boubacar Sanogo erfolgreicher.

In einem dieser Zweikämpfe mit dem Hoffenheimer Stürmer zog sich Eggimann dann kurz vor der Pause die Platzwunde über dem rechten Auge zu, die in der Halbzeit in der Kabine genäht werden musste. Eine Auswechslung kam für Eggimann nicht infrage; was störte, war nicht der Schmerz, es war das Blut, das dem Verteidiger immer wieder ins Gesicht tropfte. In der 56. Minute ließ er sich dann einen Verband um den Kopf machen, um so die Blutung zu stillen. Um weitermachen zu können.

Manchmal sind es solche Ereignisse, die einem den letzten Kick geben und etwas Besonderes auslösen. So präsent wie in der 2. Halbzeit von Hoffenheim hatte sich Eggimann zuvor noch nie im 96-Trikot gezeigt. Dass ihm dann auch noch das 2:1 (74.) gelang, passte ins Bild. Nach einem Freistoß von Arnold Bruggink war er mit dem Kopf zur Stelle. Was sind schon ein paar Kopfschmerzen im Vergleich zum süßen Gefühl des Torjubels?

„Wir gehen heute erhobenen Hauptes nach Hause – auch wenn das Haupt schmerzt“, sagte Eggimann: „Ich bin froh, dass ich heute meine Torgefahr zeigen konnte. Auch dafür hat mich 96 ja geholt.“ Lob für seine Leistung und seinen Einsatz gab es auch von einem, der schon so manches Mal unter den Fehlern von Eggimann gelitten hatte. „Was Mario heute mit seiner Kopfverletzung geleistet hat, verdient höchste Anerkennung“, sagte Torwart Robert Enke. Nicht nur der 96-Kapitän wäre froh, wenn Eggimann im Kampf um den Klassenerhalt auch nach den nächsten Spielen wieder viele Geschichten zu erzählen hätte.

VON CHRISTIAN PURBS

 

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