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Die Trainerfrage stellt sich für Martin Kind noch nicht. "Vor dem ersten Bundesligaspieltag? Das wirds bei uns nicht geben", sagte der 96-Chef gestern. Ein Szenario wie in Mainz, wo Jörn Andersen vor der Saison gefeuert wurde, ist für den 65-Jährigen undenkbar. "Der Trainer steht nicht zur Diskussion", betont Kind. Bei der blamablen Vorstellung in Trier war er wegen eines privaten Termins nicht dabei, er erfuhr telefonisch vom 1:3. "Zuerst konnte ich es weder fassen noch glauben. Dann war ich erschüttert, nach den ersten Kommentaren fand ich es unfassbar. Ich war stinksauer", so Kind.

Es gab aber in diesen Tagen viel Wichtigeres als Fußball für den 96-Boss. In der Nacht zu Montag verstarb seine 87-jährige Mutter. Kind steht vor einer schwierigen Saison, wenn nicht sogar seiner schwierigsten. Dabei hatte er in der vergangenen Spielzeit schon mehr als genug Ärger: der vorzeitige Abgang von Sportdirektor Christian Hochstätter, die Auswärtsschwäche des Teams, Abstiegskampf, Fan-Proteste gegen die Preiserhöhungen, der verpatzte Abschied von Michael Tarnat, die von den Anhängern geforderte Ablösung des Trainers. Sogar Spieler beschwerten sich bei ihm und stellten Dieter Hecking offen infrage. "Diese Gespräche haben stattgefunden", bestätigt Kind. In dieser Spielzeit sollte alles besser werden. Die Vorzeichen waren gut – bis zum peinlichen 1:2 in Wismar, gefolgt vom 0:1 gegen Arsenal und nun Trier. Dass der 96-Trainer freie Tage strich und zusätzliche Einheiten ansetzte, findet Kinds Zustimmung. Er wünscht sich eine noch härtere Gangart. "Bei Magath oder van Gaal kann man sehen, was man mit Härte und Konsequenz erreichen kann", nennt Kind zwei Beispiele.

Nicht nur der Trainer soll noch mehr Disziplin von den Spielern einfordern, vor allem soll auch der neue Sportdirektor Jörg Schmadtke die 96-Profis an ihre Pflichten erinnern. Das erste Machtwort sprach dieser bereits nach der Pleite in Wismar, nach Trier gabs schon die zweite Kabinenpredigt. "Das war gut", findet Kind. "Ein klares Signal mit deutlichen Worten. Und schön noch in der Nacht." Die schläfrigen 96-Angestellten wachzurütteln, hatte sich Kind in der Vergangenheit als letztes Mittel gern selbst vorbehalten. Nun möchte er mehr Verantwortung an den Sportdirektor übertragen. Die Trainerfrage kann letzten Endes aber nur Kind entscheiden.

VON THORSTEN LANGENBAHN UND DIRK TIETENBERG

 

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