NIEMALSALLEIN

Vergangenen Mittwoch gegen 16 Uhr wird den verantwortlichen ARD-Planern allmählich bewusst, dass es sich beim Tod von Robert Enke um mehr handelt als um das tragische Ende eines überdurchschnittlichen Bundesligatorhüters.

 

Nach der dramatischen Pressekonferenz der Witwe Teresa Enke, dem Trauergottesdienst in der Marktkirche und dem spontanen Trauermarsch Zehntausender durch Hannovers Innenstadt, wird allen Beteiligten die Dimension der menschlichen Tragödie deutlich, die weit über Fußball und Hannover und damit das Sendegebiet des Norddeutschen Rundfunks hinausreicht.

Spätestens mit der Absage des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Chile, das für Sonnabend angesetzt war, bekommt der Tod Enkes eine bundesweite Relevanz, sportlich gesehen. Die menschliche Tragödie offenbart sich mehr und mehr in den folgenden Tagen. Was dann am Mittwoch mit eilig zusammengestellten Sondersendungen und der Frage nach dem Warum beginnt, endet am Sonntag mit einer bundesweit ausgestrahlten, mehr als 70-minütigen Sondersendung der ARD; parallel dazu übertragen NDR, DSF, n-tv und N24 die Trauerfeier im Stadion live.

Die Nachrichtenagenturen weisen darauf hin, dass der Abschied von Robert Enke die größte öffentliche Veranstaltung dieser Art seit dem Staatsbegräbnis von Bundeskanzler Konrad Adenauer im Jahr 1967 sei, mehr Öffentlichkeit bei einem Sportlerbegräbnis war sicherlich nie. Verabschiedet wird ein großer Fußballer und ein Mann mit einem außergewöhnlichen Schicksal, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung findet, beispielhaft dafür die Titelseite der "Times" vom Donnerstag, die Teresa Enke mit der Schlagzeile "Manchmal ist Liebe nicht genug" zeigt.

Journalistische Routinen geraten angesichts der Betroffenheit, die der Tod von Robert Enke bei vielen Menschen auslöst, für wenige Tage aus dem Tritt. Randnotizen nur, dass das DSF aus Anlass der Trauerfeierlichkeiten seinen Fußball-Talk "Doppelpass" verschiebt und das ZDF im "Aktuellen Sportstudio" am Abend zuvor kommentarlos auf das ansonsten obligatorische Torwandschießen verzichtet. Es sind Indizien, wie tief der Schock über Enkes Suizid bei den Medienmachern sitzt, und das nicht nur bei denen, die den Sportler und Menschen Enke über Jahre eng begleitet haben. Das vielschichtige Schicksal des Robert Enke bewegt auch jene, die ihn nie persönlich näher kennenlernen durften.

Reinhold Beckmann, der die Trauerfeier für die ARD moderiert, wirkt wie viele Kollegen ehrlich bestürzt über den Tod Enkes. Beckmann tut im Laufe der Sondersendung das für einen derartigen Anlass einzig Richtige: Er schweigt über weite Strecken, lässt die Bilder sprechen.

Wohltuend auch die Kameraführung des NDR, die in entscheidenden Momenten auf Distanz bleibt, wo diese angebracht ist. Gegen Ende der Übertragung versucht Beckmann den Menschen Robert Enke aus seiner Sicht zu charakterisieren. Aufmerksam und fürsorglich sei Enke Zeit seines Lebens gewesen, sagt Beckmann, und er fügt einen bemerkenswerten Halbsatz hinzu: "Selbst im Umgang mit uns Journalisten."

 

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