Bei Bundestrainer Joachim Löw und seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann war das gestern ganz offensichtlich. Wortlos gingen da zwei große Männer des deutschen Fußballs an mehr als 100 Journalisten, Fotografen und Kameraleuten vorbei. Löw aschfahl im Gesicht und tief in seinen Mantel eingesunken, Klinsmann mit verheultem Gesicht. "Schlimm, schlimm, schlimm", mehr als das brachte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff nicht raus, "Kaiser" Franz Beckenbauer winkte Interview-Wünsche kraftlos ab: "Heute hab’i nix zum sagn." Nicht nur mehr als 30.000 Fans, auch hunderte von VIPs nahmen gestern Abschied von Robert Enke. Eine Promi-Dichte dieser Größenordnung hatte die Arena seit den Top-Spielen der WM 2006 nicht mehr erlebt.

Sichtlich mitgenommen nahm Per Mertesacker die Meter vom abgesperrten Logenausgang zum Bus, der Bremer trauert um einen engen Freund. Mario Gomez, Lukas Podolski, Tim Wiese, Bastian Schweinsteiger, Kapitän Michael Ballack – niemand hatte zu der Trauerfeier etwas zu sagen. Hertha-Star Arne Friedrich schämte sich seiner Tränen nicht. Zitternd und weinend ließ sich der 30-Jährige in die Arme von Freundin Linn sinken. Vier Polizei-Motorräder eskortierten den Nationalmannschaftstross mit DFB-Präsident Theo Zwanziger, Liga-Präsident Reinhard Rauball und Generalsekretär Wolfgang Niersbach ins Maritim-Airport-Hotel. Zum Mittagessen vor dem Abflug zum Mittwoch-Länderspiel in Gelsenkirchen.

"Hart, nur hart" fand Tennisstar Nicolas Kiefer den Abschied. "Ein trauriger Tag. Für mich und für alle", urteilte Schalkes Publikumsliebling Gerald Asamoah, 96-Gesellschafter Gregor Baum gab zu: "Ich habe die ganze Zeit nur geheult. Aber es war würdevoll." NFV-Ehrenpräsident Engelbert Nelle hatte die 70 Minuten als "würdevoll" empfunden, Schalke-Präsident Josef Schnusenberg sagte: "Eine angemessene Trauerfeier, die vor allem für die Fans ganz wichtig war."

"Man merkt, dass der Robert eine fantastische Persönlichkeit war", fand Mainz-Präsident Harald Strutz, "das war alles sehr ergreifend." Einen "traurigen Tag für Hannover" hatte Angela Merkels Staatsminister Eckart von Klaeden miterlebt – Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff mochten ihre Betroffenheit nicht in die Mikrofone sprechen. Carsten Linke, Dieter Hecking, Christian Hochstätter – viele Ehemalige erwiesen Enke die letzte Ehre. Um Fassung ringend, an der Hand ihrer Ehefrauen. "Sehr bewegende Reden" hatte NDR-Intendant Lutz Marmor gehört, ein "Kompliment an Hannover 96" wollte Volksbank-Vorstandschef Jürgen Wache aussprechen: "Das war ergreifend und ehrenvoll."

"Wir hatten eine würdige Trauerfeier geplant und erwartet", sagte 96-Chef Martin Kind, "und wir haben eine würdige Feier erlebt." Die dazu "sehr diszipliniert abgelaufen ist", wie Polizeipräsident Uwe Binias sagte. "Diese Feier war der Abschluss einer Woche, die der Trauer Raum gab", sagte 96-Aufsichtsratschef Valentin Schmidt.

In ihrer Trauer in Hannover vereint: Fenerbahce-Trainer Christoph Daum, Frauen-WM-Botschafterin Steffi Jones, Stuttgart-Manager Horst Heldt und Jens Lehmann, Bayern-Präsident Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß, Werder-Sportdirektor Klaus Allofs und Profi Torsten Frings, Leverkusen-Sportchef Rudi Völler mit René Adler, Simon Rolfes und Bernd Schneider, die Wolfsburger Mannschaft von Grafite bis Ashkan Dejagah, Rekord-Bundesligaspieler Charly Körbel aus Frankfurt, Nürnberg-Trainer Michael Oenning, HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann und Bastian Reinhardt, BVB-Klubchef Hans-Joachim Watzke, Schalke-Star Kevin Kuranyi mit Ehefrau Victorija, Timo Hildebrand aus Hoffenheim, Hertha-Manager Michael Preetz, NFV-Präsident Karl Rothmund, Trainer Mirko Slomka, 96-Meisterspieler Rolf Gehrcke, AWD-Chef Manfred Behrens, AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, VHV-Vorstandschef Uwe Reuter, TUI-Vorstandschef Michael Frenzel, Herbert Flecken, Vorsitzender der Madsack-Geschäftsführung, Regionspräsident Hauke Jagau, Lotto King Karl, Oliver Pocher.