Die Trauer ist ein starker Gegner, aber wenn man sie in die Zweikämpfe zwingt ?
"Wir möchten gern schnell zurück in die Normalität. Sie wollen sich den Kopf müde spielen. Und es tut auch gut. Es sind sechs Tage bis zum Spiel, diese Zielstrecke ist überschaubar", sagte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke gestern. "Der eine oder andere wird sicher noch einen Tag brauchen, um wieder reinzukommen." Doch auch die Mannschaft habe den Wunsch, am Sonnabend bei Schalke 04 anzutreten. Die Spielverlegung ist vom Tisch. "Als Mannschaft müssen wir jetzt weiter. Fußball ist schließlich auch unser Job. Auch wenn das unheimlich schwer wird", erklärte Arnold Bruggink nach der ersten gemeinsamen Trainingseinheit, seit sich Torhüter Robert Enke getötet hat.
Klare Erkenntnisse über den sportlichen Stand der Mannschaft waren aus dem Training nicht abzulesen. Aber immerhin stellt Schmadtke fest: "Die Stimmung in der Mannschaft ist stabil und konzentriert." Und Bruggink – zuvor Stellvertreter Enkes, jetzt dauerhaft Mannschaftskapitän – berichtet: "Man lacht auch wieder, und das muss ja auch sein." Dennoch dürfte es noch ein langer Weg sein, bis wieder so etwas wie die reine Spielfreude sich einstellt.
Hilfe erhalten die "Roten" dabei unter anderem auch von Michael Hartlieb, Pastor und Vorsteher vom hannoverschen Annastift. Hartlieb hat gestern die Mannschaft im wahrsten Wortsinne ins Gebet genommen. "Er hat an ein paar Dinge erinnert und dann in der Kabine ein Gebet für uns gesprochen. Das hat gut getan und geholfen", berichtete Schmadtke. Hartlieb ist es auch, der den Spielern auf Wunsch individuell als Seelsorger zur Seite steht. "Ob diese Trauerbegleitung angenommen wird, wissen wir nicht. Und wir wollen es auch gar nicht wissen", sagte der Sportdirektor. "Jeder geht ja anders mit Trauer um."
Wie die Fans mit der Trauer bei den nächsten Spielen umgehen sollten, dazu gibt es indes klare Wünsche aus der Mannschaft. Eine Schweigeminute begrüßen die Spieler. Aber danach, so erklärte Hanno Balitsch gestern, "sollten sich alle so verhalten, als ob Robert da wäre. Beide Fangruppen sollten das Spiel wie immer begleiten und so ihrerseits zurück zur Normalität kommen. Wir fahren nach Schalke, um zu gewinnen."