HANNOVER. Ein zweiter Trainerwechsel in einer Saison hätte eine praktische Seite. Nach dem Entlassungsrücktritt von Dieter Hecking sammelte 96 Trainer-Bewerbungen. Dann entschied man sich doch für Andreas Bergmann. Nun bräuchte Sportdirektor Jörg Schmadtke nur die Mappe aufzuklappen – und die Kandidaten anzurufen.

Schon vor fünf Monaten war Mirko Slomka im Gespräch. "Das wäre die einfachste Lösung", sagte Schmadtke im August 2009 der NP. Der ehemalige 96-Jugendtrainer und Ex-Assistent von Ralf Rangnick wohnt in Hannover – ebenfalls praktisch. Allerdings zeigt Schmadtkes Trainerpersonal in Aachen, dass der Ex-Torwart nicht die einfache Lösung wählt: "Ich versuche schon ein bisschen quer zu denken." Schmadtke holte den damals unbekannten Hecking zur Alemannia. Michael Frontzeck bekam unter Schmadtke den ersten Cheftrainer-Job. Mit Jürgen Seeberger brachte Schmadtke ebenfalls ein No-Name-Produkt ins Bundesligageschäft. Schmadtke suchte Trainer, "die nicht normal und platt sind, wo jeder drauf kommt". Unwahrscheinlich jedoch, dass 96-Chef Martin Kind einem Trainer-Versuchskandidaten zustimmt. Das wäre zu riskant. Ins Profil passt ein erfahrener Trainer, der schon mal eine Mannschaft vor dem Abstieg gerettet hat. Und er muss Autorität haben. Aber was gibt der Markt her? Wolfgang Wolf (52) wäre frei, und Weltmeister Lothar Matthäus (48) wartet immer noch auf seinen ersten Trainerjob in der Bundesliga. Die ideale Lösung hieße allerdings Hans Meyer. Hertha, Nürnberg und Gladbach hat er in der Bundesliga gehalten. "Ich bin Trainer außer Dienst und keine Person des öffentlichen Interesses mehr", sagte der 67-Jährige gestern Abend der NP – nach dem Spiel seines Ex-Klubs Nürnberg auf Schalke. Meyer saß auf der Tribüne. Hat er sich den nächsten 96-Heimgegner angeschaut? Nürnberg mit Hecking gegen 96 mit Meyer – eine interessante Konstellation.