Von den "Eurofightern" bis in Liga zwei
Der FC Schalke 04 hat schon so einiges erreicht: sieben Meistertitel, fünf DFB-Pokalsiege und international schrieben sie 1996/97 als "Eurofighter" mit dem Gewinn des damaligen UEFA-Cups Geschichte. In der Saison 2018/19 bekam die Champions League noch das Trikot im berühmten "Königsblau" zu Gesicht, doch ab dann wendete sich das Blatt in Gelsenkirchen. Nach 19 Jahren Bundesliga stieg der S04 in der Spielzeit 2020/21 ab, wieder auf, und wieder ab. Lange wehrte sich der FC Schalke 04 in der abgelaufenen Zweitliga-Saison gegen den Abstieg in die Zweitklassigkeit, doch am Ende konnten die Blau-Weißen den direkten Wiedergang ins Unterhaus nicht verhindern. Thomas Reis, der den Klub im Oktober vergangenen Jahres übernommen hatte, blieb auch nach dem Abstieg Trainer am Ernst-Kuzorra-Weg, auf Spielerseite gab es einen enormen Umbruch.
Großer Umbruch, schwacher Start, neuer Trainer
Ganze 23 Spieler - inklusive der wieder abgegebenen Leihrückkehrer - haben Schalke verlassen, zwei der Leihrückkehrer haben einen Kaderplatz für diese Saison ergattern können, drei U19-Akteure sind aufgerückt, neun sind von extern dazugestoßen, macht 14 neue Gesichter für das ursprüngliche Ziel, mit dem Fahrstuhl nun wieder nach oben zu fahren - aber es klemmt. Nach zehn Spieltagen empfängt der FC Schalke unsere Roten als 16. mit nur sieben Punkten. Fünf Zähler sind zu diesem Zeitpunkt aufzuholen, um sich vom Relegationsplatz zu entfernen, den VfL Osnabrück (sechs Punkte) und den BTSV (fünf) hat S04 noch im Nacken auf den direkten Positionen für Liga drei. Die Verantwortlichen zogen nach dem siebten Spieltag die Reißleine und entließen Thomas Reis, der bislang alle sieben Punkte eingefahren hatte. Interimsweise hatte Co-Trainer Matthias Kreutzer für zwei Spieltage übernommen, beide Partien verloren, sodass am vergangenen, dem zehnten Spieltag, ein neuer Cheftrainer an der Seitenlinie stand: Karel Geraerts.
Negativlauf
Das Debüt des Belgiers, der die abgelaufene Saison Titelverteidiger Royal Saint-Gilloise in seiner Heimat zur Vizemeisterschaft führte und seitdem vereinslos war, ging beim Karlsruher SC verloren. Trotz oder wegen der Umstellungen auf gleich sieben Positionen war das 0:3 die höchste Saisonniederlage und die vierte in Serie. Einen solchen negativen Lauf hatte der Klub aus Gelsenkirchen in der Zweitklassigkeit nur im Jahr 1988, fünf aufeinanderfolgende Niederlagen gab es beim S04 noch nie. Der neue 41-jährige Coach lässt weitaus defensiver agieren, als Vorgänger Reis, der Hochdruck-Fußball in einem offensiv ausgerichteten 4-5-1 mit hoher Pressinglinie und Eins-zu-eins-Manndeckung über das komplette Spielfeld spielen ließ, weswegen sich die Systematik bei eigenem Ballbesitz in ein 4-3-3 umwandelte. Mit maximaler Offensive ist eventuell die große Konteranfälligkeit zu erklären, denn Schalke 04 hat ligaweit die meisten Torschüsse (15) nach Umschaltspiel zugelassen, was die ebenso ligaweit meisten Gegentore (6) nach Tempogegenstößen zur Folge hat. Aber: Neuer Trainer, neue Handschrift, und nach nur einem Spiel natürlich noch unlesbar.
cvm