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"Gott hat geköpft - und ich habe Flügel bekommen"

Vladan Milovanovic ist einer der 1998er Aufstiegshelden und hat mit seinem Fallrückzieher im Relegationsspiel gegen Tennis Borussia Berlin eines der schönsten und wichtigsten Tore in der Geschichte von Hannover 96 erzielt. Viele Jahre war es ruhig um den heute 49-Jährigen, bei hannover96.de spricht er im Interview über seine alte Liebe 96, seine neue Leidenschaft und seinen größten Traum.

/ Profis, Klub

 

Vladan, das letzte Mal haben wir 1997 im Trainingslager auf Teneriffa gesprochen …

Vladan Milovanovic (49):
Na klar, daran kann ich mich noch gut erinnern.

Damals war die Einstiegsfrage sicherlich eine andere, heute heißt sie: Wie geht es Dir?

Milovanovic:
Mir geht es auch in diesen Tagen gut. Wir haben in Serbien in der Coronazeit am Wochenende eine Ausgangssperre, aber ich will mich nicht beklagen. Ich bin gesund, auch meiner Familie geht es gut. Mein Sohn Ugljesa ist 12 Jahre alt, meine Tochter Tara 17. Und natürlich meine Frau Maja. Ich führe ein ganz normales Leben.

 

Vladan Milovanovic mit seiner Frau Maja, seinem Sohn Ugljesa und seiner Tochter Tara.

Du bist als Fußballprofi viel herumgekommen, wohnst jetzt aber wieder in Deiner Heimatstadt Krusevac.

Milovanovic:
Genau. Ich bin wieder hier – und hier bleibe ich auch. Krusevac und Hannover sind meine Städte. Ich habe in Hannover die schönste Zeit meines Lebens verbracht. Eine Zeit, die ich einfach nicht vergessen kann. 96 war damals meine Familie. Der Aufstieg 1998 war der schönste Moment in meinem Leben.

Wann warst Du das letzte Mal in Hannover?

Milovanovic:
Das weiß ich gar nicht genau. Ich glaube 2004 oder 2005. Also schon sehr lange nicht mehr. Ich habe mich in Hannover und bei 96 in jeder Sekunde hundertprozentig wohlgefühlt. Ich glaube, das haben die Menschen im Klub und in der Region auch gespürt. Ich bekomme heute noch Post von 96-Fans, die mir schreiben: 'Vladan, das war damals sensationell, Du bleibst immer in unseren Herzen.' Bei keinem anderen Verein davor oder danach war das Gefühl wieder so wie in den beiden Jahren in Hannover. Ich würde so gern meiner Maja die Stadt und das Stadion zeigen, damit sie sehen kann, wo ich damals diese tollen Zeiten erlebt habe.

Dein Fallrückziehertor gegen Tennis Borussia Berlin kennen alle 96-Fans, auch diejenigen, die damals noch gar nicht geboren waren. War das damals eine spontane Idee, den Ball so zu nehmen, oder Zufall?

Milovanovic:
Ich kann mich noch wie heute daran erinnern. Gott (so haben 96-Fans Carsten Linke gerufen, d. Red.) hat den Ball geköpft, und dann habe ich Flügel bekommen … Ich bin damals eingewechselt worden, und die Fans haben mir eine solche Energie gegeben, dass dieses Tor möglich war. Ich habe die Liebe der Fans gespürt.

Hast Du noch Kontakt zu den 96-Mitspielern von damals?

Milovanovic:
Mit Otto Addo und Gerald Asamoah telefoniere ich ab und zu, auch zu Hakan Bicici hatte ich bis vor seinem tragischen Unfall Kontakt. Zu Jörg (Sievers, d. Red.) und Carsten Linke leider nicht. Dass Jörg nach Schottland gewechselt ist, habe ich erst vergangene Woche erfahren. Dass Dieter (Hecking) und Jens (Rasiejewski) Trainer geworden sind, habe ich natürlich auch mitbekommen.


Verfolgst Du 96-Spiele noch heute im Fernsehen?

Milovanovic:
Natürlich. Ich gucke 96 und die Bundesliga. Auch für die Bayern habe ich mich interessiert, aber nur in der Zeit, als Pep Guardiola dort Trainer war. Aber ganz ehrlich: Ich gucke eigentlich mehr Basketball.

Was machst Du heute beruflich?

Milovanovic:
Ich habe mit einem Freund in Krusevac eine Sporthalle gebaut und habe eine Fußballschule geleitet. Zu meinem heutigen Beruf bin ich aber durch Zufall gekommen. Nach dem Fußball oder Tennis sind Leute zu mir gekommen und haben gesagt: 'Vladan, ich habe hier oder da Schmerzen, kannst Du mal nachschauen?' So bin ich Masseur geworden.

Das mache ich jetzt seit acht Jahren. Zu mir kommen aber nicht nur Sportler, sondern auch Kinder oder ältere Menschen. Die repariere ich jetzt (lacht). Außerdem betreue ich einige Basketballer der serbischen Nationalmannschaft, sozusagen als Privat-Masseur. Ich habe sie auch schon zu großen Turnieren begleitet.

Hast Du noch eine Botschaft für die 96-Fans?

Milovanovic:
Ich möchte mich für die zwei Jahre bedanken. Ich habe mit ganzem Herzen und viel Liebe für 96 gespielt. Ich wünsche dem Klub, dass er wieder in die 1. Liga zurückkehrt, dafür drücke ich die Daumen. Und: Bitte grüße mir alle, unbedingt auch Martin Kind!

Interview: Heiko Rehberg

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