NIEMALSALLEIN

Nach jeder Bundesligasaison befragt das Magazin "kicker" die Mitglieder des Verbandes Deutscher Sportjournalisten nach ihrem "Fußballer des Jahres". Vor ein paar Tagen kam das Ergebnis. Arjen Robben vom FC Bayern München lag mit XXL-Vorsprung von 445 Stimmen vorn.

 

Und genau eine von 925 Stimmen, die abgegeben wurden, entfiel auf Mike Hanke vom Bundesligisten Hannover 96. Eine Stimme, die ist für einen, der im Frühjahr halblaut über ein WM-Ticket für Südafrika nachgedacht hat, wohl weniger Auszeichnung als Anklage. Wo ist er nur hin, der Hanke, der zu Recht an Länderspiele denkt? Es gibt ihn ja, er steckt da drin, irgendwo unter dem Blondschopf. Er müsste nur befreit werden. Aber wie? Selbstvertrauen ist vielleicht der letzte Schlüssel zu Hankes verschüttetem Talent.

Nur leider dürfte es zurzeit praktisch unmöglich sein, bei Hannover 96 neues Selbstvertrauen zu tanken. Sie möchten den Spieler gern vorzeitig aus dem noch ein Jahr gültigen Vertrag entlassen, um den Gehaltsetat um rund 100?000 Euro pro Monat zu entlasten. Der klamme Klub würde dafür sogar einem Wechsel ohne Ablösezahlung zustimmen. Aber es gab auch gestern noch keine Interessenten. "Geschenkt noch zu teuer", titelte da die "Bild"-Zeitung. Was für eine Wertvernichtung. 96 hat Hanke 2007 vom VfL Wolfsburg geholt. Er war der "Königstransfer" des damaligen Trainers Dieter Hecking. 4,5 Millionen Euro überwiesen die "Roten" damals. War die Summe angemessen? Heute heißt die Antwort: nein. Hanke, der zuvor von Schalke 04 zu den "Wölfen" transferiert worden war, erzielte für das Team aus der Autostadt in zwei Spielzeiten je acht Treffer und bekam sogar eine Statistenrolle im "Sommermärchen" der WM 2006 (Kurzeinsatz über 20 Minuten).

In der ersten Spielzeit bei den "Roten" schaffte er zehn Treffer und erreichte damit den Höhepunkt seines Marktwertes laut Internetportal transfermarkt.de: fünf Millionen Euro. Seither ist die "Aktie Hanke" auf 1,5 Millionen Euro gefallen. Und selbst das ist nur ein hypothetischer, quasi ein Buchwert, denn 96 würde ihn tatsächlich kostenlos abgeben. Oder sogar noch eine Abfindung draufzahlen. Diese Entwicklung spiegelt einerseits die sportliche Bilanz wider: Hanke hat – mal verletzt, mal im Formtief – in der vergangenen Saison nur noch zwei Tore (18 Einsätze), in der davor vier Treffer (25 Einsätze) erzielt. Andererseits zeigt sie auch, dass sich der Klub trotz der verheißungsvollen Signale in den Spielen, die zum Klassenerhalt führten, in der Zukunft nichts mehr erhofft. Zumindest nichts, was sein Millionenjahresgehalt aufwiegt.

Seit der Verpflichtung von Mohammed Abdellaoue ist dieser mit Didier Ya Konan im Sturm gesetzt. Für Hanke bleibt der Kampf um den Posten des ersten Ersatzmannes – dafür indes ließ er in der Vergangenheit mehrfach die Mentalität vermissen. Und auch jetzt hadert er wieder. Das einzige Tor im gestrigen Trainingskick Startelf gegen Ersatzspieler erzielte Mikael Forssell – für die B-Elf. Schlechte Karten für Hanke. Es sei denn, Trainer Mirko Slomka gelingt ein weiteres Mal der Kunstgriff, einen Spieler so zu behandeln, bis der in einer Trotzreaktion zu alter Stärke findet.

Vorbilder: In der vergangenen Saison setzte er Hanno Balitsch gegen Schalke 04 erst auf die Bank, dann wechselte er ihn ein und wurde mit dem Treffer zum 3:2 belohnt. Und Konstantin Rausch, im Pokalspiel von Slomka aussortiert, erzielte danach gegen Eintracht Frankfurt die Führung. Ärgert Slomka jetzt Hanke in Torlaune gegen dessen früheren Klub Schalke?04? Es wäre ein Meisterstück.

 

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