NIEMALSALLEIN

Hannover 96 spielt beim 1:5 in Cottbus wie von allen guten Geistern verlassen.

 

 

Von Volker Wiedersheim
Cottbus. Eigentlich darf man bei einem guten Theaterstück das Ende nicht vorweg erzählen. Aber jetzt gibt’s mal eine Ausnahme: Nach dem verdienten, bitteren 1:5-Debakel der „Roten“ in Cottbus spurtete 96-Torwart Robert Enke zum Epilog des Trauerspiels in die Gästefankurve. Minutenlang klatschte er die Fans ab. Wohl zur Entschuldigung. Das war aus der Sicht der mitgereisten Hannoveraner das Beste an dem kühlen Abend in der Lausitz. Denn ihr Team spielte im großen Fußball-Theater dieses Abends nur eine ganz bescheidene Nebenrolle. Die des tapsigen Clowns.

Nach 20 Minuten mussten die „Roten“ erfahren, dass nicht einmal glückliche Regie-Eingriffe gegen derart aufgelegte Cottbuser helfen. Die Vorgeschichte des dramaturgisch preisverdächtigen 96-Trauerspiels: Energie-Verteidiger Vragel da Silva entsprach seinem Rüpel-Ruf, als er Gaetan Krebs mit einem absichtlich aussehenden Ellenbogen-Check unsanft niederstreckte. Krebs wurde an der Seitenlinie behandelt und von Schiedsrichter Peter Sippel just in einem Moment ins Spiel zurückgewinkt, in dem er mühelos einen Cottbuser Rückpass erlaufen konnte. Allein, die unverhoffte Gelegenheit blieb ungenutzt – und Krebs musste sich forthin bei jeder Aktion Pfiffe der Cottbuser Fans gefallen lassen. Bezeichnend, dass diese Situation die wohl beste Angriffschance der „Roten“ in der 1. Halbzeit blieb.

Denn ansonsten spielten (fast) nur die Cottbuser. Das 1:0 (11. Minute) erzielte Mittelfeldspieler Christian Armel Bassila nach einer Ecke per Kopf. Im Gewühl vor dem Tor hatte 96-Verteidiger Thomas Kleine Bassila nicht abschirmen können, Krebs und Torwart Enke versuchten erfolglos auf der Linie zu klären – und verhedderten sich dabei möglicherweise sogar etwas.
Danach drehten besonders die beiden Cottbuser Bulgaren Stanislav Angelov im Mittelfeld und Dimitar Rangelov im Sturm auf. Phasenweise miserables Stellungs- und Passspiel der 96er bot ihnen die ideale Bühne. Und auf der zeigten sie – man darf das ruhig mal ehrlich anerkennen – ein auf bittere Weise wunderschönes Tor-Theater. Das 2:0: Rangelov tanzt mit dem Brasilianer Vinicius an der Kreuzung Grundlinie/Strafraumgrenze eine sexy Samba, flankt auf Dennis Sörensen, der mit dem Kopf schneller dran ist als Thomas Kleine mit dem Fuß (Enke machtlos). Das 3:0: Rangelov erspurtet einen Pass in die Tiefe, dreht nach innen zum Tor und schließt ab (Enke machtlos). Das 4:0: Daniel Ziebig läuft links im Strafraum Slalom – die Stangen heißen Jiri Stajner, Vinicius und Steve Cherundolo (Enke machtlos; abgefälschter Ball).

Eher aus Chronistenpflicht, denn aus ästhetischen Gründen das kurze Zwischenspiel des 96-Treffers zum 1:4 in der 67. Minute: Gewühl im Cottbuser Strafraum, Thomas Kleine köpft ein – Glückwunsch zu seinem ersten Bundesliga-Tor für 96.

Danach heißt es wieder „Bühne frei für den Hauptdarsteller“ – Dimitar Rangelov. Das 5:1 in der 70. Minute: Ein feines Solo von rechts, Christian Schulz stehen gelassen, dann locker eingeschoben. Enke? Wieder machtlos.
Trostlos. Urlaubsreif.

 

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