John Guidetti über…
…sich selbst: Ich bin ein Spieler, der in erster Linie die beste Entscheidung für das Team treffen will. Wenn ein Mitspieler besser steht, gebe ich den Ball ab. Das Wichtigste sind die drei Punkte. Es geht nicht um den Namen auf dem Rücken, sondern um das Logo auf der Brust. Als Fußballspieler bist du Angestellter des Vereins. Du kannst gute Tage haben und du kannst schlechte Tage haben, aber das Wichtigste für alle Menschen, die den Club verfolgen und unterstützen, ist: Du musst 100 Prozent geben. Das ist die Art Spieler, die ich sein will.
…seine Zeit in Kenia: Alles, was du in deinem Leben siehst und erlebst, prägt dich als Person. In Kenia habe ich eine Menge gesehen. Den Menschen in Kenia geht es nicht so gut wie uns. Dinge, die für uns hier in Deutschland völlig normal sind, sind dort eben nicht normal. Dort ist es für die Menschen nicht normal, drei Mahlzeiten pro Tag zu haben. Ein eigenes gemütliches Bett ist in Kenia auch nicht für jeden eine Selbstverständlichkeit. Diese Ereignisse lassen dich nachdenken. Wenn ich eine Chance nicht reinmache, bin ich sauer auf mich und kann nicht schlafen. Aber: Es gibt definitiv größere Probleme in der Welt.
…das, was ihn glücklich macht: Ich denke, du musst dankbar sein für das, was du hast, und für die Position und für die Lebenslage, in der du dich befindest. Ich kann jeden Morgen aufwachen und jeden Tag Fußball spielen. Ich bin rundum dankbar. Ich habe im Camp-Nou getroffen, auch gegen Real Madrid getroffen. Ich war U21-Europameister, habe eine Weltmeisterschaft und auch eine Europameisterschaft gespielt. Ich habe nach meiner schweren Verletzung noch so viel erreicht, obwohl mir viele Leute gesagt haben, meine Karriere sei vorbei. Ich habe zwei wunderschöne Kinder, ich habe eine Frau, ich habe eine Familie, die mich liebt. Ich denke, es ist sehr leicht, bescheiden zu sein.
…seine schwere Verletzung: Es hat sich angefühlt, als würde mein rechtes Bein drei Jahre lang schlafen. Ich weiß bis heute nicht genau, was da los war - sehr merkwürdig. Zu der Zeit war ich in Top-Form. Ich habe 20 Tore für Feyenoord erzielt. Ich war erst 19 Jahre alt. Mein Leben lief bestens. Dann auf einmal haut es dich um. Viele Leute sagten: "John, die EM ist gelaufen für Dich!". Oder: "John, vielleicht ist sogar Deine Karriere vorbei!" Ich dachte mir nur: "Das kann nicht sein, meine Karriere hat doch gerade erst begonnen!" Die Rückkehr zu schaffen, war ganz sicher der größte Kampf meines Lebens.
…den Unterschied zwischen dem Fußball in Deutschland und dem in Spanien: Ich habe zwar bisher noch nicht so viel gespielt, nur gegen Regensburg und ein bisschen gegen den HSV, aber ich denke, dass der deutsche Fußball zu mir passt. Ich habe mit einigen Mannschaftskollegen aus Schweden gesprochen, die bereits in Deutschland spielen, z.B. mit Emil Forsberg von RB Leipzig. Auch er hat gesagt, der deutsche Fußball passe zu mir. Hier bekommst du als Stürmer viele Chancen, wenn du in einer guten Position postiert bist, denn der deutsche Fußball ist sehr offen, es kann ständig etwas passieren.
…den Fußball von Hannover 96: Wir haben viele Spieler mit hoher Qualität im Kader. Das hat man z.B. gegen ein Top-Team wie Hamburg jetzt gesehen. Ich denke nicht, dass der HSV in dem Spiel besser war als wir. Es war sehr eng. Ich weiß, dass wir jeden schlagen können, wenn wir einen guten Tag haben.
…die Rolle von Miiko Albornoz bei der Entscheidung für Hannover 96: Er hat großen Anteil an meinem Wechsel – natürlich habe ich mich im Vorfeld mit ihm ausgetauscht. Er hat mir gesagt, dass wir ein sehr gutes Team haben und ich definitiv meine Chancen bekommen werde, Tore zu schießen. Er meinte, 96 braucht mich. Sie brauchen jemanden, der vorne die Bälle halten kann. Natürlich wollte er, dass ich komme – er hat sich sehr viel Mühe gegeben, mich von Hannover 96 zu überzeugen. Er hat gute Werbung für den Verein betrieben.
…die Bedeutung seiner Familie: Fußball war immer der größte Teil meines Lebens – aber wenn du eine Familie hast, ändern sich Dinge und vor allem Prioritäten. Eine Familie gibt dir etwas, das viel mehr wert hat als alles andere im Leben. Ich möchte ein Vorbild für meine Familie sein. Ein Vorbild für meine Kinder. Ich möchte ihnen zeigen, was alles möglich ist, wenn sie an sich glauben und nicht aufgeben.
…sein Lebensmotto: "Enjoy Life". Man lebt nur einmal. Man sollte das Leben genießen. Man sollte jeden Tag ein Lächeln auf dem Gesicht haben, egal was ist. Man sollte die kleinen Dinge im Leben schätzen. Auch Fußball ist so viel einfacher mit einem Lächeln im Gesicht.
…den Guidetti-Song: Das erste Mal gehört habe ich ihn, da hat mir meine Frau ein Video gezeigt. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, einen eigenen Song zu haben. Es ist Wahnsinn, wenn du ein Tor erzielst und dein Song läuft im Stadion. Es ist eine große Ehre für mich. Ich habe mal gegen Barcelona getroffen – da stand dann Messi mit dem Ball beim Anstoß und im Hintergrund lief mein Lied. (lacht) Ich hoffe, ich werde ihn so schnell wie möglich auch in der HDI Arena hören!