Vom Büro ins Archiv
Hinter Glas eingerahmt, mit zwei Autogrammkarten garniert - so hing das Trikot vom Pokaltriumph jahrelang zuhause im Büro von Jörg-Uwe Klütz. Als das Arbeitszimmer in ein Kinderzimmer umfunktioniert wurde, kam der Rahmen zunächst auf den Dachboden. Mittlerweile ist ein Sohn des ehemaligen 96-Innenverteidigers (1990 bis 1996) ausgezogen, das Büro wird wieder als dieses genutzt, aber das Trikot sollte nicht an seinen alten Platz zurückkehren. "Ich habe mir gedacht, dass es eigentlich zu schade ist, wenn es dort hängt, wo es nur wenige Leute sehen", erzählt Klütz. "Vor vier Jahren hatte ich bereits eine Anfrage vom Sportmuseum Berlin, die habe ich aber noch abgesagt." Stattdessen nahm Klütz Kontakt zu Hannover 96 auf, um dem Archiv das Trikot, das bei einem der größten Erfolge der Klubgeschichte getragen wurde, als Dauerleihgabe anzubieten.
Übergabe beim Heimspiel gegen Magdeburg
Dass das Angebot bei den 96-Archivaren Jannis Busse und Christoph Lahner auf Begeisterung stieß, ist wenig verwunderlich. So wurde eine Übergabe vereinbart - und wo hätte die besser stattfinden können, als dort, wo Klütz damals zahlreiche seiner insgesamt 154 Pflichtspiele für die Roten bestritt? Zum Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg (3:1) reiste Klütz, der heute in Quakenbrück lebt und dort ein eigenes Handwerksunternehmen betreibt, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen an. Im Stadion traf er sich mit Busse und Lahner, um das besondere Erinnerungsstück zu übergeben. Natürlich durfte dabei auch ein gemeinsamer Besuch im 96-Fanshop, wo der DFB-Pokal ausgestellt ist, nicht fehlen.
Pokaltor gegen den BVB
"Es ging von Sensation zu Sensation", blickt Klütz auf die einzigartige Pokalsaison 1991/92 zurück. "Ein besonderes Highlight war für mich das Spiel bei Borussia Dortmund." Beim BVB, der auch damals zahlreiche Topspieler in seinen Reihen hatte, gewann das 96-Team in der 3. Runde mit 3:2 - das Siegtor fiel in der 89. Minute durch Klütz selbst. Vier Spiele später gelang dann bekanntermaßen die Sensation: Hannover 96 besiegte am 23. Mai 1992 den großen Favoriten Borussia Mönchengladbach im Finale nach Elfmeterschießen mit 4:3 und holte damit als erster und bislang einziger Zweitligist den DFB-Pokal.
Kleiner Nebenverdienst
An eine Anekdote von den Feierlichkeiten nach dem Sieg erinnert sich Klütz noch sehr gut zurück. "Einer der jüngeren Spieler bekam die Aufgabe, auf den Pokal aufzupassen", berichtet der heute 57-Jährige. Und führt lachend aus: "Der schnappte sich dann einen Fotografen mit einer Polaroid-Kamera, und als wir abends in der Disko waren, stellte er sich mit dem Pokal davor und ermöglichte es den Gästen, für zehn Mark Erinnerungsfotos mit dem Pokal zu schießen." Das damit eingenommene Geld wurde anschließend gemeinschaftlich geteilt.
Siegermannschaft nach wie vor in Kontakt
Über Geschichten wie diese und aktuelle Begebenheiten tauscht sich die Mannschaft von damals heute in einer gemeinsamen Messenger-Gruppe aus. Dort hat Klütz dann auch Bilder von seinem Besuch im Stadion sowie einer Führung durchs 96-Archiv am Sonntag darauf geteilt. Über den 3:1-Heimsieg seines alten Vereins freute Klütz sich sehr - auch, weil er Christian Titz in der Vergangenheit bereits kennengelernt hatte. Klütz trainierte mehrere Jahre den BV Cloppenburg und traf in dieser Funktion einst auch auf den neuen 96-Chefcoach, der damals beim Hamburger SV arbeitete. "Ich finde es richtig gut, was er macht", sagt Klütz. Und auch die Familie war überzeugt: Einer der Söhne kaufte sich direkt einen 96-Schal. Also: Kommt gerne wieder!
Dank an Klütz
An dieser Stelle gilt es noch, einen großen Dank an Jörg-Uew Klütz für die Bereitstellung des Trikots auszusprechen. Solltet auch Ihr besondere Erinnerungsstücke haben, die Ihr abgeben möchtet oder generell Interesse am 96-Archiv haben, wendet Euch bitte per Mail an archiv@hannover1896.de an die Kollegen.
jb