NIEMALSALLEIN

Frank Fahrenhorst wird erst Vater, besiegt dann München und will zum Schluss nur noch schlafen.

 

Ans Feiern verschwendete er keinen Gedanken. Um 21.30 Uhr sank Frank Fahrenhorst am Sonnabend ins Bett, „todmüde“, wie er gestand. Auch, dass er mächtig viel zu verarbeiten und einen perfekten Sonnabend erlebt hatte, spielte da überhaupt keine Rolle. „Ich wollte nur noch schlafen“, sagte der Innenverteidiger von Hannover 96. Ganz, ganz viel Schlaf nachholen – selbst im Moment des Hochgefühls.
Die Strapazen der jüngsten Tage waren Fahrenhorst auch deutlich anzusehen; Blass, mit Rändern unter den Augen schlich er förmlich durch die Gänge der AWD-Arena in Richtung Mannschaftskabine. Wie ein Sieger wirkte der 31-Jährige jedenfalls nicht. Eher schlapp, aber dennoch glückselig.
Und dazu hatte Fahrenhorst wahrlich allen Grund. Denn er hat innerhalb weniger Stunden zwei wunderschöne Momente erlebt. „Morgens war der absolute Höhepunkt“, sagte der lange Verteidiger, „etwas Schöneres gibt es nicht. Es sind so viele Emotionen dabei, die man nicht beschreiben kann.“ Dieser unbeschreibliche Höhepunkt, das war die Geburt seines Sohnes Luke (3900 Gramm, 56 Zentimeter lang), der um 5 Uhr in der Früh auf die Welt kam. Danach eilte Fahrenhorst ins Mannschaftshotel. „Zum Glück hat sich der Kleine beeilt, sodass ich pünktlich zum Frühstück erscheinen konnte“, sagte Fahrenhorst schmunzelnd.
Danach musste der Spannungsbogen hoch gehalten werden. Dass er seit Donnerstagabend – da hatten bei seiner Frau Nadine die Wehen eingesetzt – nur „etwa viereinhalb Stunden“ geschlafen hatte, spielte keine Rolle. Schließlich stand noch etwas Außergewöhnliches an: das Spiel der Spiele in der AWD-Arena, und Fahrenhorst war ein wichtiger Bestandteil der 96-Abwehr – wenn auch etwas überraschend. Mario Eggimann konnte aufgrund einer Kopfverletzung nicht spielen, und so musste der frühere Bremer ran. „Ich hatte am Freitagabend mit dem Trainer telefoniert“, sagt Fahrenhorst, „da haben wir uns darauf verständigt, dass ich gegen die Bayern dabei bin, wenn die Geburt früh genug über die Bühne geht.“
Das tat sie, und Fahrenhorst war dabei. Und wie. Nach anfänglichen kleinen Wacklern wurde er immer sicherer und stärker. Bewundernswert, wie er Kopfballduell um Kopfballduell gegen Klassestürmer wie Miroslav Klose und Luca Toni (der Italiener konnte dieses Prädikat allerdings geschickt verbergen) gewann. „Ab und zu habe ich die Müdigkeit gespürt“, sagte der 31-Jährige, „aber bei solchen Sachen will man mitmachen.“ Und beißt sich durch. Dass die Bayern letztlich leer ausgingen, lag zu einem großen Teil an dem aufmerksamen Fahrenhorst. „Wir haben als Mannschaft wenig zugelassen“, sagt der Innenverteidiger, „haben sehr kompakt gestanden.“ Alte Bremer Schule: sich nur nicht in den Vordergrund stellen. Dabei konnte er diese Leistung in eigener Sache bestens gebrauchen. In der Rangliste der vier hannoverschen Innenverteidiger lag er zuletzt nur an letzter Stelle. Nach diesem tadellosen Auftritt sieht das anders aus – Trainer Dieter Hecking wird gute Argumente brauchen, wenn er Fahrenhorst am Sonntag in Dortmund draußen lassen will. Der 31-Jährige hat einen perfekten Sonnabend verlebt, der ihn familiär und beruflich weitergebracht hat. Das lässt einen beruhigt schlafen, auch wenn man noch so viel zu verarbeiten hat.

Von Jörg Grußendorf

 

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