NIEMALSALLEIN

 

Das 96-Radio meldete starken Reiseverkehr aus Bremen Richtung 96-Kabine. Erst lieferte Torsten Frings sein Trikot ab, später kam Per Mertesacker lollilutschend aus der Umkleide. Man versteht sich, und auch das Spiel gab keinen Anlass zu streiten. Letztlich waren beide Mannschaften mit dem 1:1 einverstanden, auch wenn es für beide eigentlich zu wenig ist.

Gewinner waren die Zuschauer – und Florian Fromlowitz. Der Torwart ist der 96-Aufsteiger der Woche. Beim 2:5 gegen Hoffenheim noch der Depp, war er nun der Meistgelobte. Denn Fromlowitz rettete das Unentschieden gegen den freistehenden Markus Rosenberg (72.). Das Feiern übernahm er praktischerweise gleich selbst, Fromlowitz ballte die Fäuste, machte die große Welle und brüllte seinen Ärger über die Patzer gegen Hoffenheim heraus.

„Nach dem letzten Spiel war ich der einsamste Mensch“, nun ist er „in der Bundesliga angekommen“. Ist ja auch nicht schlimm, wenn sich junge Torhüter an Phrasen festhalten. 96 weiß nun jedenfalls, dass die Verletzung von Robert Enke sich nicht zwangsläufig zum Desaster für die Mannschaft entwickelt.

Auch bei den Bremern stand ein Ersatzmann im Tor. Christian Vander ersetzte Tim Wiese ordentlich, wie Werder überhaupt in jedem Mannschaftsteil die Besten fehlten. Neben Wiese noch der gesperrte Nationalverteidiger Mertesacker, Mittelfeldstar Diego und Sturmass Claudio Pizarro.

Selbst mit diesen Stars war Werder nicht gut in die Saison gestartet – eigentlich der beste Moment für 96, um die Bremer in die AWD-Arena zu bekommen. Die wacklige Werder-Abwehr döste dann auch beim Eckball des guten Szabolcs Huszti, Christian Schulz köpfte das 1:0 (9.). Danach „hat 96 sehr abwartend gespielt und gewartet, dass wir Fehler machen“, meinte Mertesacker, „eigentlich keine schlechte Taktik“. Vor allem feine Merte-Ironie zur Bremer Schießbude – keine Mannschaft kassierte mehr Gegentreffer. „Im Endeffekt wars aber zu passiv“, fand Mertesacker. Der Ausgleich durch Hugo Almeida war erwartbar (41.).

„In der zweiten Halbzeit wollte 96 auch spielen“, erklärt Merte weiter, „aber dann gabs bei ihnen gleich viele Probleme, und wir hatten gute Konterchancen.“

Korrekt, 96 hatte zwar auch einige Möglichkeiten, aber nicht so klare wie Werder. Die beste verhinderte wie beschrieben Fromlowitz gegen Rosenberg. „Vor seiner Leistung muss man Hochachtung haben“, lobte 96-Kapitän Hanno Balitsch seinen Torwart.

Deutlich wurde aber auch der Unterschied zum sachlichen Enke – Fromlowitz liebt die Show. Eine Flanke, die Enke einfach stehend weggefangen hätte, nutzte Fromlowitz zu einer Flugeinlage. Abheben, fliegen, fangen, landen, Faust ballen. „So wird man Nationaltorwart“, scherzt Hecking mit Blick auf René Adler. Die Shownummern stören den 96-Trainer auch nicht, „jeder Torwart hat sein eigenes Spiel“.

Fromlowitz machte diesmal ein gutes, „aber das muss er am Mittwoch wiederholen“, fordert Hecking. Das gilt für alle 96-Spieler. Der fußballerische Fortschritt ist noch nicht in der Tabelle angekommen. Nur zwei Punkte vor den Abstiegsplätzen, und das vor den Spielen in Berlin und gegen den HSV – für 96 gehts jetzt erstmal darum, nicht noch weiter abzurutschen.

VON ANDREAS WILLEKE

 

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